Poor Genetic Material Island Noises, Quixote Music, 2011 |
Stefan Glomb | Guitar | |||
Philipp Jaehne | Keyboards | |||
Philip Griffiths | Vocals | |||
Dennis Sturm | Bass | |||
Dominik Steinbacher | Drums | |||
Gäste: | ||||
Jutta Brandl | Vocals | |||
Pia Darmstädter | Flute | |||
Martin Griffiths | Recitation | |||
Martin Lengsfeld | Piano | |||
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CD 1: | ||||
01. Roarers | 04. Let Them Beware | |||
02. A Dance So Strange | 05. Caliban's Dream | |||
03. Brave New World | 06. Island Noises | |||
CD 2; | ||||
01. Banquet Of Illusions | 05. Sycorax | |||
02. Assassins And Sleepers | 06. Ariel | |||
03. In A State Of Grace | 07. Drowning The Book | |||
04. Fountain Of Innocence | 08. Dreamstuff | |||
Lange Zeit war es still um die vielleicht beste deutsch Art-Rock-Formation POOR GENETIC MATERIAL, schließlich datiert das letzte Album von 2007. Aber nun gibt es mit “Island Noises“ endlich wieder ein Lebenszeichen – und was für eins! Gleich eine Doppel-CD ist es geworden und, um es vorweg zu nehmen: Hier stimmt nicht nur die Quantität, auch hinsichtlich der Qualität des Inhalts bleiben eigentlich keine Wünsche offen. Man hat sich von Shakespeares Werk “Der Sturm“ inspirieren lassen, dieses aber nicht sklavisch nacherzählt (bevor wieder jemand “noch ein Konzeptalbum“ aufstöhnt), sondern überwiegend Stimmungen und Atmosphäre der fantastischen Vorlage eingefangen.
Und die musikalische Umsetzung ist ausgezeichnet gelungen: Philipp Jaehne sorgt für unnachahmlich schöne Keyboard-Landschaften, ohne aufdringlich zu werden und Stefan Glomb setzt mit seinem geschmeidigen, eleganten Gitarrenspiel immer wieder Glanzlichter. Dabei geht es gerne auch mal etwas zupackender zur Sache als in den früheren Werken von POOR GENETIC MATERIAL, was dafür sorgt, dass man nicht “in Schönheit stirbt“, sondern geerdeter wirkt. Gleichzeitig öffnet man sich vorsichtig dem Jazz (Ariel) und hat auch keine Scheu, eingängige Popsequenzen anzuwenden (Brave New World).
Besonders gut zur Geltung kommt hier auch der ohnehin immer etwas theatralisch wirkende Gesang von Phil Griffiths (das ist nicht negativ gemeint), der sich hier richtig entfalten kann. Sein Vater Martin Griffiths (ex-BEGGARS OPERA) rezitiert einige Passagen aus dem Theaterstück von Shakespeare und zeichnet auch für Teile des Artworks verantwortlich – eine fruchtbare Kooperation der Generationen also. Auch die Gastmusiker Pia Darmstädter an der Flöte und Martin Lengsfeld (in den frühen Jahren bereits Mitglied bei PGM) sorgen für reizvolle Farbtupfer. Absolutes Highlight eines Doppelalbums ohne Durchhänger und Füllmaterial ist das zwanzigminütige Titelstück, bei dem die Musiker durch eine Vielzahl von Themen, Tempi und Stimmungen mit spielerischer Eleganz hindurchspazieren. Bei diesem Stück dürften selbst altgediente Prog-Fanatiker, bei denen Musik erst ab zehnminütigen Songs zu existieren beginnt, feuchte Augen bekommen.
Waren POOR GENETIC MATERIAL bisher im Wesentlichen edler Schönklang, so haben sie hier ihre Ausdrucksmöglichkeiten nochmals erweitert und mit “Island Noises“ ihr bisheriges Meisterwerk geschaffen. Man hat die eigenen Stärken bewahrt, das Gespür für Melodie und Wohlklang, hat aber auch den Mut, Kontraste zu setzen mit rockigeren Klängen, ohne sich irgendwelchen Trends anzubiedern. Ein durchgehend ausgewogenes, vielseitiges Werk, das für eine Hörgenuss ohne jegliche Reue sorgt.