Possessed

Revelations Of Oblivion

( English translation by Google Translation by Google )

CD-Review

Reviewdatum: 08.05.2019
Jahr: 2019
Stil: Death Metal
Spiellänge: 54:10
Produzent: Jeff Becerra & Daniel Gonzalez

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Plattenfirma: Nuclear Blast


Redakteur(e):

Nachgehakt

Marc Langels

Kay Markschies


s. weitere Künstler zum Review:

Morbid Angel

Celtic Frost

Kreator

Titel
01. Chant Of Oblivion
02. No More Room In Hell
03. Dominion
04. Damned
05. Demon
06. Abandoned
 
07. Shadowcult
08. Omen
09. Ritual
10. The Word
11. Graven
12. Temple Of Samael
Musiker Instrument
Jeff Becerra Gesang
Daniel Gonzalez Gitarre
Emilio Marquez Schlagzeug
Robert Cardenas Bass
Claudeous Creamer Gitarre

Man kann POSSESSED mit Fug und Recht als die wohl erste Band aus dem Bereich Death Metal bezeichnen, schließlich gaben sie dem Genre 1984 mit der Demokassette “Death Metal“ seinen Namen und veröffentlichten mit ihrem wegweisenden Debüt-Albums, “Seven Churches“, den ersten Genre-Klassiker. Zusammen mit anderen Gruppen wie MORBID ANGEL, OBITUARY und natürlich DEATH in den USA sowie ihren europäischen Kollegen BATHORY oder CELTIC FROST gingen sie einen Schritt weiter als es die bereits als „etabliert“ wahrgenommenen Thrash Metal Bands aus ihrer Sicht taten. Allerdings war der Band um Frontmann Jeff Becerra nie der gleiche Erfolg und Durchbruch wie etwa DEATH und MORBID ANGEL oder der Ruhm wie BATHORY und CELTIC FROST vergönnt. Dennoch – und trotz zweier Auflösungen sowie der Querschnittslähmung des Sängers – haben POSSESSED niemals final aufgegeben und  melden sich nun mit “Revelations Of Oblivion“ erneut zurück.

Damit endet eine 15-jährige Durstzeit, wenn man das Live-Album “Agony In Paradise“ als letztes vollwertiges Werk zu Grunde legt. Und wenn man die Zeit zur letzten Studio-Scheibe hernimmt – und dabei die Kompilationen und EPs und Split-Scheiben außer Acht lässt, dann sind es gar stolze 33 Jahre, die seit dem zweiten Album, “Beyond The Gates“, vergangen sind. In dieser Zeit hat sich die Musikszene natürlich gehörig gewandelt und POSSESSED gehören nicht mehr zu den härtesten Bands. Aber natürlich spielen sie weiterhin einen sehr aggressiven Metal, der wohl aber nicht mehr als lupenreiner und klassischen Death Metal bezeichnet werden kann, sondern eher als sehr schneller und harter Thrash Metal, der stellenweise immer wieder Elemente des Death Metal aufweist. Das kann man insbesondere bei Damned, Abandoned, Omen, Ritual oder Graven hören.

Gerade wenn man den Vergleich zum legendären Debüt heranzieht, dann sind POSSESSED heute natürlich eine ganze andere Band. Der Stil ist technisch anspruchsvoller, die Kompositionen sind viel ausgereifter und auch Becerra ein deutlich besserer Sänger. An einzelnen Stellen erinnert er mich ein wenig an Lemmy Kilmister. Zu seinen Texten äußert sich Becerra in etwa so: No More Room In Hell beschreiben eine Hölle auf Erden, wo es keinen physischen Gott oder Satan, oder Leben nach dem Tod mehr gibt, um das Gute vom Bösen zu trennen, sondern nur das, was von der Menschheit übrig ist: Eine Existenz zwischen Folter und Plagen. The Word geht ins Detail darüber, welche Folgen das Verschwinden jeglicher Religionen und ihrer heiligen Schriften mit sich bringen würde, und wie die Menschheit reagieren würde, gäbe es kein “Wort” Gottes mehr, das ihnen Regeln und Grenzen auferlegt. Songs wie Ritual und Graven drehen sich ebenfalls um Hass, Religion und was es bedeutet, sich mit diesen Dingen zu umgeben. 

POSSESSED melden sich mit “Revelations Of Oblivion“ fulminant im Rampenlicht zurück. Die Band klingt, als wäre sie keinen Tag weg gewesen. Auch wenn das Material heute geschliffener daher kommt als noch in den 1980er Jahren, so ist die Bissigkeit, die Aggression und das Feuer der Leidenschaft in jeder Sekunde der Scheibe zu hören. In einer Szene, die eigentlich einen Schuss frisches Blut benötigt, sind es ausgerechnet die alten Hasen, die eines der besten Genrewerke der letzten Jahre vorlegen.

Marc Langels, 04.05.2019


Es gibt wirklich Platten, die kann man nicht nach heutigen Maßstäben beurteilen. Würde „Seven Churches“ der Death Metal – Pioniere POSSESSED uns heute in die Hände fallen, dann würde dieser Longplayer von den meisten Kollegen vermutlich gnadenlos in der Luft zerrissen werden.

Vor 34 Jahren - Oh Gott, ist es wirklich schon so lange her ??? – gingen die Uhren jedoch noch ein wenig anders. Das Genre war noch jung, wenn überhaupt schon richtig erfunden, es hatten HELLHAMMER gerade ihre Demos unters Volk gebracht und KREATOR waren sich auf ihrem Debüt „Endless Pain“ auch noch nicht so richtig sicher, ob man sich dem Thrash Metal oder dem Death Metal zuwenden würde. Und dann krachte mit „Seven Churches“ eine Platte in die deutschen Plattenläden, die zwar Kritiker musikalisch nicht vom Hocker haute, die Sucht vieler Metalheads nach einer härteren Gangart jedoch befriedigen konnte, und heute eigentlich als das Album gilt, das den Death Metal mitbegründete.

Doch genug des historischen Ausflugs. Sowohl KREATOR als auch POSSESSED genießen bei den Anhängern bereits jahrzehntelangen Kultstatus und so ist es umso trauriger gewesen, dass von POSSESSED lange Jahre musikalisch wenig Neues kam.

Auf dem neuen Album „Revelations Of Oblivion“ ist vieles anders: Ein sehr durchgewürfeltes neues Lineup, ein Sound, der mit dem mittenlastigen Geschepper der 80er nicht mehr viel gemeinsam hat und Kompositionen, die natürlich nach 30 Jahren auch qualitativ eine Schippe drauf gelegt haben.

Aber trotz dieser vermeintlichen Neuerungen fühlt man sich nach dem Intro gleich auf dem ersten Track No More Room In Hell irgendwie zu Hause, wofür schon der Wiedererkennungswert von Jeff Becerras Stimme sorgt. Ansonsten wird auf dem neuen POSSESSED-Album sehr viel Gas gegeben, lediglich Demon und Omen driften gelegentlich ins Midtempo ab. Dazu überzeugt das Quintett auf den Tracks mit vielen exzellent gespielten Soli.

Sicherlich ist der Nostalgie-Faktor von „Revelations Of Oblivion“ nicht gänzlich von der Hand zu weisen. Aber POSSESSED sind 2019 mehr als das. Becerra & Co ist ein energiegeladenes Album gelungen, dass sich auch musikalisch vor niemandem mehr verstecken muss.

Kay Markschies, 06.05.2019

 

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