Die Reihe der Wiederveröffentlichungen der klassischen PSYCHOTIC WALTZ-Alben endet mit dem vielleicht in Fan-Kreisen am meisten umstrittenen Album der Band: "Mosquito". Denn das Werk, das 1994 erstmals erschien und damit nun sein 30-jähriges Jubiläum feiert, symbolisierte eine deutliche Verschiebung im Songwriting der Band. Die progressiven Elemente wurden deutlich zurückgefahren und machten Platz für eingängigere und damit zugänglichere Passagen - gerade im Vergleich zum eher verkopften und aus meiner Sicht etwas überzogenen Vorgänger "Into The Everflow".

Mit "Mosquito" präsentierten PSYCHOTIC WALTZ einen anderen Ansatz beim Songwriting. Der Titelsong eröffnet das Album mit einem Groove, den man so schnell nicht wieder aus dem Kopf bekommt. Die folgenden Stücke leben dann von eingängigeren Riffs, die sich nahezu hypnotisch beim Hörer festsetzen, wie etwa das fast schon grungige (man denke an ALICE IN CHAINS) Lovestone Blind oder das anschließende Haze One. Der in Death Metal-Kreisen sehr berühmte Produzent Scott Burns verpasste dem Album einen sehr warmen Klang, der aus meiner Sicht hervorragend zu den dichten Riffwänden passt, ebenso wie zu den Querflöten-Tönen, mit denen Shattered Sky eingeleitet wird und die man auf dem Vorgänger doch vermisst hatte.

Insgesamt ist "Mosquito" zudem ein sehr abwechslungsreiches Album: All The Voices und Only Time sind doomig-mäandernd, mit einem gewissen Anteil an Stoner-Sound und mit dem dazwischengeschobenen Dancing In The Ashes schraubt die Band dann das Tempo gleich zahlreiche Stufen nach oben und liefert einen echten Headbanger ab. Locked Down erinnert mich aus heutiger Sicht musikalisch und stellenweise auch vom Gitarren-Sound an frühe SOUNDGARDEN. Der Mindsong zeigt hingegen wieder die etwas psychedelisch-verspielte Seite von PSYCHOTIC WALTZ, ehe die Nummer Fahrt und etwas Funk aufnimmt. Das abschließende Darkness erinnert hingegen eher an die Einleitung zu Michael Jackson's Thriller und hätte sich definitiv besser als Intro denn als Outro geeignet.

Dieses 2024 Re-Issue von "Mosquito" kommt, wie seine Vorgänger auch, mit einer ganzen Reihe an spannenden Demo-Versionen und hier auch nicht benutzten Studio-Outtakes. Besonders interessant ist aus meiner Sicht dabei die frühe Version des Titelsongs mit noch anderen Lyrics. Aber es bleibt natürlich dabei, dass sich diese Stücke egentlich nur an die absoluten PW-Nerds richten, die nach kleinsten Abweichungen und Variationen suchen, eben auch weil sie die Original-Aufnahmen schon in- und auswendig kennen. Aber es gibt hier mit Watching, Acoustic '91, Brian Acoustic und Dark Idea auch einige wirklich bisher unveröffentlichte musikalische Ideen zu hören.

"Mosquito [2024 Re-Issue]" beschließt die Reihe der PSYCHOTIC WALTZ-Wiederveröffentlichungen aus meiner Sicht mit einem echten Highlight. Ich verstehe zwar, dass viele Fans sicherlich mit dem Kursschwenk ihre Probleme hatten. Aber wenn man sich die Scheibe einfach noch einmal vorbehaltslos anhört, dann ist der Band hier ein extrem, abwechslungsreiches und starkes Werk gelungen. Dabei ist es wohl zusammen mit "Bleeding" das zugänglichste und würde sich daher durchaus als "sanfter" Einstieg in das Gesamtwerk der Band durchaus anbieten. Am besten dann aber in dieser Re-Issue-Version.