City Of Refuge, Skinny Dennis Records, 2008 | ||||
Rachel Harrington | Vocals, Guitar, Guitjo | |||
Zak Borden | Mandolin, Guitar,Guitjo, Backing Vocals | |||
Mike Grigoni | Dobro, Pedal Steel | |||
Jon Hamar | Upright Bass | |||
Dayan Kai | Clarinet | |||
Tim O'Brien | Fiddle, Backing Vocals | |||
Holly O'Reilly, Pieta Brown | Backing Vocals | |||
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01. Karen Kane | 06. The Clearcut | |||
02. A Housewife's Lament | 07. Angel Boy | |||
03. Old Time Religion/Working On A Building | 08. Ode To Billy Joe | |||
04. Truman | 09. I Don't Want To Get Adjusted To This World | |||
05. Carver | 10. Under The Big Top | |||
Aus der Zeit gefallen. Diese Umschreibung las man in letzter Zeit einige Male, wenn es darum ging Alben von Musikern zu beschreiben, die sich offenbar auf einem, warum auch immer, nostalgischen Trip befanden. War früher wirklich alles besser? Betrachtet man die quirlige nervöse Welt von Heute und insbesondere die verzweifelten Bemühungen der Industrie, Musik jeglicher Art in die Ohren der Käufer zu zwingen, dann kann man durchaus wehmütig werden und sich in die damalige Zeit zurückwünschen. Das Musizieren war scheinbar noch von einer gewissen Unschuld beseelt. Da wird man plötzlich von einer romantischen Woge fort getragen, ähnlich wie in Woody Allens Ode an die guten alten "Radio Days".
Rachel Harrington, die sich, wie auch zuletzt auf ihrem Debutalbum "Bootlegger's Daughter", der Country-Music verschrieben hat, blickt auf ihrem Zweitwerk "City Of Refuge" nun ebenfalls ganz weit in die Vergangenheit, irgendwo Richtung Zwanziger/Dreißiger/Vierziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts. Country, Bluegrass, Folk, von allem ein bisschen - so ganz genau möchte man das aufgrund der Schönheit und Wärme des Albums gar nicht spezifizieren - tummeln sich einträchtig auf frisch gemähten Wiesen, rauschenden Wäldern, wogenden Kornfeldern, verharzten Blockhütten und knarrenden Verandas und atmen eine frische reine Luft, die man quasi nur aus den Erzählungen des Großvaters kennt. Staubwolken verziehen sich langsam gen Horizont.
Ähnlich wie auf ihrem Debut arbeitet Harrington erneut mit tadellosen und einfühlsamen Musikern, die sich auf ein akustisches, traditionelles Instrumentarium beschränken und sich niemals mit überflüssigen Tönen aufhalten, sondern auf reduzierte, tief empfundene Transparenz setzen. Erstaunlich, dass der Großteil der Songs aus Harringtons eigener Feder stammt. So wahrhaftig klingt "City Of Refuge", dass man meint Rachel Harrington besäße die Gabe durch die Zeit zu reisen. Ein berührendes Album mit viel Gefühl, massig Atmosphäre, sehr sensibel von den Tonmeistern Evan Brubaker und David Ferguson in Szene gesetzt.
Ich hoffe "City Of Refuge" erscheint auch als Vinylausgabe.