Rainer Ptacek The Inner Flame, Cactus Rock Records, 2012 |
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01. Giant Sand & Rainer - The Inner Flame | 10. Chuck Prophet - Limit To It | |||
02. Lucinda Williams - The Farm | 11. Vic Chesnutt & Tina Chesnutt - Where's That At | |||
03. Robert Plant & Jimmy Page - Rude World | 12. Madeleine Peyroux - Life Is Fine | |||
04. Emmylou Harris - The Good Book | 13. Robert Plant & Rainer - 21 Years | |||
05. John Wesley Harding - Story Teller | 14. Chris Whitley - Powder Keg | |||
06. Evan Dando - Rudy With A Flashlight | 15. Jonathan Richman - Broken Promises | |||
07. Victoria Williams & Mark Olson - Something's Gotta Bee Done | 16. Kris McKay - One Man Crusade | |||
08. Grandaddy - Junkpile | 17. Howe Gelb - That's How Things Get Done | |||
09. PJ Harvey, John Parish & Eric Drew Feldman - Losin' Ground | 18. Rainer & Calexico - Be Prepared | |||
Gelegentlich kommt der Moment, an dem die eine kleine Frage alles durcheinanderbringt. Was wäre wenn? So entstehen Tagträume über Möglichkeiten, die lächelnd oder melancholisch weggewischt werden. Denn das, was ist, hat auch sein Gutes – solange das Herz schlägt, die innere Flamme brennt. Ohne Vorwürfe, Beschwerden und Depressionen hat Rainer Ptacek dieses widersprüchliche, fesselnde Leben eingefangen in seinem gitarrenschwangeren Liebeslied The Inner Flame.
Der Begriff Wüstengitarren hat sich mittlerweile eingebürgert für Musik, deren Slide- und Finger-Picking-Techniken am Ende des Tages förmlich das Flimmern in unwirtlicher Gegend greifbar machen. GIANT SAND stehen dafür, CALEXICO, Tucson, Arizona an sich. Und Rainer Ptacek, der hier gemeinsam mit Howe Gelb die Ursprünge für GIANT SAND legte. Der seinen eigenen Gitarrenstil repräsentierte, vom Blues inspiriert, als wäre es die simpelste Übung der Welt, komplizierte Dinge einfach klingen zu lassen, voller Leichtigkeit und Traurigkeit zugleich.
Ptacek starb 1997, mit gerade einmal Mitte 40, an einem Hirntumor und hinterließ mit seiner Musik auch die Musik, die noch fehlt, die noch hätte sein können. Auch deswegen beginnt Fire Records mit dem Tribute "The Inner Flame" eine Wiederveröffentlichung des Gesamtwerkes von Ptacek – gegen das Vergessen.
"The Inner Flame" erschien bereits 1997. Eine Riege von Musiker-Freunden, die Ptaceks Talent bewunderten, spielten seine Songs ein, um ihn dabei zu unterstützen, die horrenden Kosten für die Behandlung seiner Krankheit zu bezahlen. Ein trauriger Anlass, der gleichzeitig eine unheimliche Kraft birgt, die Ptacek zum Zeitpunkt der Aufnahmen wieder schöpfte, so dass er an deren Entstehung auch selbst mitwirkte.
Dieses Album ist eine Verbeugung und ein Juwel. Neben dem Tuscon-Sound ist es klassisch, wenn Emmylou Harris oder Lucinda Williams ihre Interpretationen ins Mikro hauchen, es bäumt sich auf, wenn Chuck Prophet in die Saiten greift. Weiter draußen experimentieren Victoria Williams und Mark Olson, Grandaddy oder PJ Harvey mit John Parish und Eric Drew Feldman. Herzerweichend schrullig steuern Vic und Tina Chesnutt eine Interpretation bei. Keine Worte bleiben mehr für die Beiträge von Robert Plant und Jimmy Page. Und bei all dem handelt es sich doch nur um einen Ausschnitt, bleiben unerwähnt die wunderbaren Madeleine Peyroux, Evan Dando, Jonathan Richman, Kris McKay...
Dieses Aufgebot an Können und Seele erzeugt eine Dichte und Qualität, die Anordnung der Stücke in der Neuauflage eine Konstanz, die für Tribute Alben ungewöhnlich sind und den Hörer das entzückte Lächeln im Gesicht gefrieren lässt. Denn es ist eine traurige, aber immer auch wunderbare Geschichte, die die Musik und das Leben schreiben. Und der Beginn der Rainer Ptacek Re-Issues, die hier in Deutschland über Cactus Rock records vertrieben werden, gibt den melancholischen Träumereien einen wohlklingenden, warmen Raum, in dem das "Was wäre wenn?" seine Unwirtlichkeit abstreift und die innere Flamme immer noch brennt.