Ray Davies Americana, Sony Music, 2017 |
Ray Davies | Lead Vocals, Guitars, Piano, Backing Vocals, Percussion, Spoken Word, Dropped Beer Glasses and Broken Tea Cups | |||
Bill Shanley | Acoustic Guitars, Electric Guitars, Backing Vocals | |||
Gary Louris | Acoustic Guitars, Electric Guitars, Backing Vocals | |||
Marc Perlman | Bass, Backing Vocals | |||
Tim O'Reagan | Drums, Backing Vocals, Percussion | |||
Karen Grotberg | Piano, Keyboards, Lead Vocals, Backing Vocals | |||
John Jackson | Mandolin, Violin, Acoustic Guitar, Electric Guitars, 12-string Guitar, Backing Vocals, Percussion | |||
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01. Americana | 09. Change For Change | |||
02. The Deal | 10. The Man Upstairs | |||
03. Poetry | 11. I've Heard That Beat Before | |||
04. Message From The Road | 12. A Long Drive Home To Tarzana | |||
05. A Place In Your Heart | 13. The Great Highway | |||
06. The Mystery Room | 14. The Invader | |||
07. Silent Movie | 15. Wings Of Fantasy | |||
08. Rock'n'Roll Cowboys | ||||
Ist das nur die Ironie des Schicksals? Dass ausgerechnet der britischste aller Songwriter, der großen Bands aus den Sechzigern, auf der Suche nach dem “Amerikanischen Traum“ ist? Oder muss man sagen: Immer noch ist? Denn – wie all seine Mitstreiter und praktisch jeder Junge, der in den 50er und 60er Jahren aufwuchs – den “Traum von Amerika“ hegte Raymond Davies von frühester Kindheit an. Seine Band, THE KINKS war tragischerweise lange verbannt und ausgeschlossen von diesem Traum, und ist letztlich doch ein (musikalischer) Teil dessen geworden. Das Bands wie VAN HALEN den KINKS mit beeindruckenden Fassungen von You Really Got Me und Where Have All The Good Times Gone huldigten ist nur ein Unterstrich in dieser Geschichte.
Ein anderer wäre, dass Ray Davies seit Jahren in Amerika lebt und dort vor Jahren fast auf der Straße erschossen worden wäre. Amerikanischer geht’s ja echt kaum noch.
Außer, man bringt auch noch ein Album namens “Americana“ heraus und widmet sich nicht mehr dem Waterloo Sunset, sondern der Entdeckungsreise durch die Vereinigten Staaten.
Zur Vertonung dieser hat sich Ray mit den JAYHAWKS wohl die perfekte Band geholt. Bewandert im Roots Rock, mit all seinen Einflüssen und Auswüchsen, wie kaum eine andere Band, sind die Herren Louris, Perlman und Co. die optimalen Begleiter für Davies. Sein Songwriting ist immer noch von besonderer Güte und wenn seine Stimme mal brüchiger wird, fangen ihn die Harmonien der JAYHAWKS problemlos auf.
Im Titelsong macht Ray gleich klar, wo er sein Heim haben möchte: “In that great panorama“. Pendelt locker über den Highway und erinnert leicht an Neil Young, wenn der mehr Richtung Country tendiert. Ordentlicher ‘Twang’ von den Gitarren und gewohnter feiner Harmoniegesang der JAYHAWKS untermalen die Nummer wunderschön.
Schön, dass im großen Booklet die Texte (vor allem leserlich!) abgedruckt sind. “Today I’m a bullshit millionaire“, singt der Interpret in The Deal und wieder wird deutlich, dass wohl niemand vermeintliche Alltags-Geschichten in die bestmöglichen Melodien und Ohrwurm-Songs verpacken kann, wie Ray Davies. Bei der Suche nach der Poetry scheint das Heimweh durchzuschlagen, denn das klingt doch sehr “britisch“. Könnte ich mir auch gut im Repertoire von Steve Harley vorstellen.
Klar, es wird auch mal melancholisch, wie bei der Message From The Road, auch richtig bluesig, wie in The Mystery Room, schmissig-country-mäßig, in dem herrlichen Stomp-Duett A Place In Your Heart, oder auch mal nur erzählend, wie im Silent Movie. Das hat dann so ein bisschen den Charakter von Johnny Cashs “Ride This Train”. Letztlich ist “Americana” ja auch ein Konzeptalbum.
Und natürlich finden sich auch KINKS-Zitate. Der ein oder andere Sound kommt einem sehr bekannt vor, manche Harmonie hat man schon ähnlich bei diesen gehört und – wie in I’ve Heard That Before - gewisse Akkorde sind in den eigenen Hirnwindungen eingraviert.
Die zentrale Nummer ist vielleicht The Great Highway. Hier wird mit am heftigsten gerockt, könnte auf den meisten KINKS-Scheiben bestens vertreten sein, und Ray hadert mit seiner Amerika-Faszination ebenso, wie er immer noch seinem Traum aus Kindheitstagen hinterher jagt. “Maybe I’m a dreamer too“, singt er, und “even if the dream goes wrong, still stay for he last song“. Geile Nummer!
Auch das abschließende Wings Of Fantasy ist KINKS-würdig und würde man gern hören, wenn man den Highway entlangfährt.
Ich finde, mit “Americana“ ist Ray Davies ein durchgehend gutes und sehr unterhaltsames Album gelungen. Nicht nur für den nächsten Amerika-Trip zu empfehlen.