Ray Wylie Hubbard Delirium Tremolos, Rounder Records, 2005 |
Ray Wylie Hubbard | Vocals & Acoustic Guitar | |||
Gurf Morlix | Acoustic, Electric & Steel Guitars, Bass, Vocals | |||
Rick Richards | Drums | |||
Ian McLagan | Hammond B3 Organ | |||
Ray Bonneville | Harmonica | |||
Cody Canada | Electric Guitar | |||
James McMurtry | Electric Guitar | |||
Jon Hahn | Drums | |||
Eliza Gilkyson, Patty Griffin, Jack Ingram, Slaid Cleaves, Bob Schneider, Kimmie Rhodes | Vocals | |||
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1. The Beauty Way | 6. This Mornin' I Am Born Again | |||
2. Rock And Roll Gypsies | 7. Dust Of The Chase | |||
3. Dallas After Midnight | 8. Roll And I Tumble | |||
4. Torn In Two | 9. Cooler-N-Hell | |||
5. Drivin' Wheel | 10. Choctaw Bingo | |||
Bei dem Namen Ray Wylie Hubbard wird den meisten nicht gleich dessen komplette Biographie vor dem inneren Auge runter rasseln, aber wenn man in irgendeiner Form Richtung Americana, Roots, Country und ähnlichem tendiert, sollte man sich den mal zu Gemüte führen.
Mittlerweile 58 Jahre alt, gehört er schon seit Jahrzehnten zu den profiliertesten Songschreibern die je aus Texas gekommen sind. Auch jüngere Zeitgenossen bedienen sich heute noch gern im Fundus von Ray. CROSS CANADIAN RAGWEED z.B. nahmen eine tolle Version von I Wanna Rock & Roll auf (Album "Soul Gravy") und die Band CRACKER coverte für ihr Album "Countryside" Rays Outlaw Hymne Redneck Mother.
Für sein aktuelles Album beschritt Ray nun mal einen anderen Weg und coverte überwiegend Songs von anderen, die er immer gemocht hat. Daß da gleich ein paar der ursprünglichen Interpreten mit ins Studio kamen, war ja fast zu erwarten.
Tja, wie soll man das jetzt beschreiben? Das hat schon einen großen Country-Touch, jedoch mit dem entsprechenden Roots-Anteil. Da kann Freund und Produzent Gurf Morlix eine noch so süßliche Steelguitar in The Beauty Way spielen - glatt klingt es deswegen längst nicht. Hier, wie bei ein paar weiteren Songs, webt Ian McLagan einen perfekten Orgel-Teppich, der einen locker ein paar Zentimeter anhebt. Die Mitautorin dieses Stückes, Eliza Gilkyson, singt eine perfekte Zweitstimme zu Ray. Erinnert mich etwas an die tollen Vocals die Emmylou Harris u.a. bei Neil Young beisteuerte.
Ray Wylie Hubbard liegt mit seinem Gesang so irgendwo zwischen Warren Zevon und dem ruhigeren Bruce Springsteen, mit deutlichem Südstaaten-Akzent.
Rock And Roll Gypsies ist nicht der Rock'n'Roll-Fetzer den man vielleicht erwartet, sondern geht eher ruhig und entspannt Richtung Country-Folk und zaubert mit Patty Griffins Gesang eine wundervolle Abendsonnen-Atmosphäre.
Für Dallas After Midnight kam Jack Ingram als Duettpartner ins Studio und zusammen kreieren sie eine einfühlsame Version dieser Ballade, die wieder von Gurf Morlix mit Steel- und E-Gitarre bestens ausgestattet wird.
Rays rauchige Stimme kommt vor allem in Torn In Two richtig gut und wenn Kimmie Rhodes, fast flüsternd, Backingvocals beisteuert, hebt sie sich sogar noch besser ab. Die Band (Morlix und Richards in dem Fall) klingt in diesem Midtempo-Country-Song ein weiteres Mal herrlich transparent und tight.
Ein Song wie Drivin' Wheel stolpert so langsam los, das man meinen könnte: Na ja, jetzt schläft's ein. Sobald aber Ray Wylie Hubbards Stimme erklingt, wird man unwillkürlich in die Story hineingezogen, die von Ian McLagan und Gurf Morlix mit Hammond, bzw. Steel-Guitar locker "dahingeschaukelt" wird. Vor allem das, einfach gehaltene, Orgelsolo von Ian McLagan lässt aufhorchen - sein Sound ist seit seinen FACES-Tagen immer ein Traum. Der Gesang von Ray und Patty Griffin pusht gegen Schluß die ganze Truppe noch mal richtig gut.
This Mornin' I Am Born Again ist der alte Woody Guthrie Titel, der nur mit Percussionunterstützung a cappella gesungen wird. Klingt trotzdem richtig gut, irgendwo zwischen Gospel- und Indianergesang.
Sehr atmosphärisch, mit viel "Desert-Dust-Blues", ist die Eigenkomposition Dust Of The Chase, zu der Ray Bonneville eine klagende Harmonica beisteuert.
Der Akustik-Blues Roll And I Tumble ist so ein richtiger Voodoo-Song, nix außergewöhnliches, aber ein Song der einen hypnotisiert, ums Feuer stampfen läßt - also doch wieder etwas, das Spaß macht. Und wo wir schon mal beim Blues angelangt sind, schiebt Ray mit Cooler-N-Hell einen kleinen Blues-Boogie hinterher. Zusammen mit Cody Canada, von o.g. CROSS CANADIAN RAGWEED (aus Oklahoma, nicht aus Kanada!) geschrieben, fand sich jener auch im Studio ein um die zweite E-Gitarre zu übernehmen. Prima Blues-Jam!
Eine Mischung zwischen Swamp-Groove und erdigem Blues entsteht bei Choctaw Bingo. Gast ist hier der Gitarrist und Autor des Songs, James McMurtry, der sich mit Gurf Morlix umkreist wie zwei Revolverhelden in der brütenden Mittagshitze von Texas.
Ray Wylie Hubbard liefert mit "Delirium Tremolos" ein feines Album und ein weiteres Beispiel für seine Ausnahmestellung im texanischen Singer-Songwriter Kreis.