REO Spedwagon Original Album Classics, Sony Music, 2011 |
Kevin Cronin | Vocals, Rhythm Guitar | |||
Gary Richrath | Lead Guitar | |||
Gregg Philbin | Bass on "Live: You Get What You Play For" | |||
Neal Doughty | Keyboards | |||
Alan Gratzer | Drums | |||
Bruce Hall | Bass | |||
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"Live: You Get What You Play For": | 1977 | |||
01. Like You Do | 08. (I Believe) Our Time Is Gonna Come | |||
02. Lay Me Down | 09. Flying Turkey Trot | |||
03. Any Kind Of Love | 10. 157 Riverside Avenue | |||
04. Being Kind (Can Hurt Someone Sometimes) | 11. Ridin' The Storm Out | |||
05. Keep Pushin' | 12. Music Man | |||
06. (Only A) Summer Love | 13. Golden Country | |||
07. Son Of A Poor Man | ||||
"You Can Tune A Piano, But You Can't Tuna Fish": | 1978 | |||
01. Roll With The Changes | 06. Lucky For You | |||
02. Time For Me To Fly | 07. Do You Know Where Your Woman Is Tonight | |||
03. Runnin' Blind | 08. The Unidentified Flying Tuna Trot | |||
04. Blazin' Your Own Trail Again | 09. Say You Love Me Or Say Goodnight | |||
05. Sing To Me | ||||
"Hi Infidelity": | 1980 | |||
01. Don't Let Him Go | 06. Tough Guys | |||
02. Keep On Loving You | 07. Out Of Season | |||
03. Follow My Heart | 08. Shakin' It Loose | |||
04. In Your Letter | 09. Someone Tonight | |||
05. Take It On The Run | 10. I Wish You Were There | |||
"Good Trouble": | 1982 | |||
01. Keep The Fire Burnin' | 06. The Key | |||
02. SweetTime | 07. Back In My Heart | |||
03. Girl With The Heart Of Gold | 08. Let's Be-Bop | |||
04. Every Now And Then | 09. Stillness Of The Night | |||
05. I'll Follow You | 10. Good Trouble | |||
"Wheels Are Turnin'": | 1984 | |||
01. I Do' Wanna Know | 06. Can't Fight This Feeling | |||
02. One Lonely Night | 07. Gotta Feel More | |||
03. Thru The Window | 08. Break His Spell | |||
04. Rock And Roll Star | 09. Wheels Are Turnin' | |||
05. Live Every Moment | ||||
Die 2008 gestartete Serie "Original Album Classics" hat uns schon manche Freude gebracht. Auch manchen Verdruss. Da wären mal die "Cardboard Sleeves", die so eine Art Replik der ursprünglichen LP-Cover sind, aber natürlich einfach auf CD-Format geschrumpft wurden und somit sind für den Normalsterblichen die Songs kaum noch lesbar, geschweige denn zuordenbar, denn natürlich sind sie auch nicht durchnummeriert, was bei einem einstmals 4-seitigen Doppelalbum schon zu kleineren Verzettelungen führen kann. Ist aber alles kein großes Drama, denn zugunsten des niedrigen Preises nimmt man diese kleinen Schwächen gern in Kauf und vielleicht hat ja doch mancher Käufer noch das "Original Album" im Schrank stehen.
Diesmal geht es um REO SPEEDWAGON und wo man in dieser Reihe manchmal schwächere mit stärkeren Alben kombiniert hat, muss ich diesmal sagen: Absolut gelungen!
Hier hat man wirklich die fünf essenziellen Alben der amerikanischen Pop-Rock Band zusammengefügt. Angefangen mit der tollen Live-Scheibe "Live: You Get What You Play For", die nur so vor Spielfreude und Elan strotzt. Von der, mit sich überschlagender Stimme gerufenen, Ansage bis zur letzten Nummer. Dass sich die Band ihre Sporen über die "Ochsentour" verdient hatte - gegründet bereits in den 60ern - zahlt sich in dieser reifen Leistung aus. Großen Anteil hat natürlich der zum vorhergehenden Studioalbum zurückgekehrte Sänger Kevin Cronin und seine glasklare, manchmal fast mädchenhaft hohe, Stimme. Die Eröffnungsnummer, Like You Do, powert ohne Ende, auch wenn beim Gitarrensolo vielleicht noch ein kleines Defizit durchschimmert. Für mich hätte auch der Gitarrensound etwas druckvoller sein können, aber hier liegt der Schwerpunkt in erster Linie auf dem Gesang und der kommt immer hervorragend durch. Fast unglaublich, wie bereits Lay Me Down, vom 1971er Debütalbum, einige spätere Trademarks der Band offenbart. Wie ein perlendes Piano, zusammen mit einem perlenden Piano und einem treibenden Rhythmus. Könnte ich mir gut als Inspiration für manche MEAT LOAF-Nummer vorstellen.
Wirkliche Schwächen hat dieses Album nicht. Wer sich beim ersten Song gut aufgehoben fühlt, der wird auch den Rest lieben. Für mich, zweifellos, eines der besten Live-Alben eines Melodic-Pop-Rock-Acts. Leider sind bereits vorhergehenden CD-Veröffentlichungen zwei Songs dieses Albums der Spielzeit zum Opfer gefallen: Gary's Guitar Solo - für manche Fans ein Highlight, für andere sowieso enttäuschend - fehlt hier ebenso, wie Chuck Berrys Little Queenie, dessen Abwesenheit für mich auf jeden Fall enttäuschen ist. Aber, wie gesagt, die gibt’s wohl nur auf der Vinyl-Ausgabe.
Es tut mir leid, aber "You Can Tune A Piano, But You Can't Tuna Fish" ist sicher einer der dümmsten Plattentitel, wenngleich ein nettes Wortspiel. Nicht umsonst wird das 78er Album gemeinhin nur "Tuna" genannt. Kevin Cronin war - vor allem im Songwriting - wieder voll involviert und die BEATLES-Leidenschaft schlug sich vor allem in den Vocals wieder deutlichst nieder. Roll With The Changes, mit seinem Billy Joel-Piano, enterte die Single-Charts und man spürt hier so richtig, dass da eine Band ihren Stil gefunden hat. Vielleicht ist manchem der Good-Time-Pop-Rock auf die Dauer zu banal, aber in diesem Metier sind REO SPEEDWAGON nahezu unschlagbar. Wie man hier geschickt Lead-Vocals, Chören, Piano, Orgel und Gitarrensoli kombiniert hat schon was. Richtig gut gemacht und perfekt arrangiert. Da dürften manche Zeitgenossen lange Ohren bekommen haben und Bands wie JOURNEY und BOSTON haben da sicher ganz lange Ohren bekommen.
Dieses Album war praktisch die "Startrampe" für die baldigen Million-Seller. Time For Me To Fly kann man schon als Blaupause für die kommenden Power-Balladen, wie Keep The Fire Burnin' sehen. In Songs wie Runnin' Blind kommt mehr die rockige "Downhill-Raiser" Seite von REO zum tragen, während Blazin' Your Own Trail Again sowohl als Vorstufe zu Take It On The Run fungieren könnte, als auch eine, nicht von der Hand zu weisende, Ähnlichkeit zu Jenseits von Eden birgt.
Ein - wenn nicht das - Erfolgsrezept der Band, war sicher, dass sich immer auch kleine Country- und Southern-Elemente in ihre Musik schlichen und so - gerade in den Staaten - ein ungeheuer großer Fankreis angesprochen werden konnte. Sing To Me könnte auch mancher damaligen Southern Rock Band aus den Fingern geflutscht sein.
Gegen die Fröhlichkeit von Lucky For You ist praktisch jeder wehrlos.
Und "wehrlos" war auch ein Großteil Musikfans, wenn es um "Hi Infidelity" geht. 1980 war sowieso ein gutes Musik-Jahr und mit dem Bo-Diddley-Beat von Don't Let Him Go wurde das absolute Highlight in der Karriere dieser Band eingeleitet. Ja, die Synthesizer-Klänge im Solo sind aus heutiger Sicht verzichtbar, aber die Gitarre setzt sich doch noch deutlich durch.
Und dann natürlich schon einer der Mega-Hits: Keep On Loving You. Nach über 30 Jahren immer noch ein toller Song und etwas, was ich mir immer noch gern im Radio anhöre und zumindest versuche mitzuschmettern. Auch hier passt einfach alles: Das Piano, das kurze aber prägnante Gitarrensolo und der Killer-Refrain. Und natürlich der Text, vor allem wenn man sich im adoleszenten Alter befindet. Perfekt.
Selbst leicht funkige Songs, wie Follow My Heart hatten ihre unwiderstehlichen Chorus, aber auch gleichzeitig ein paar raue Seiten, die auch das Herz manches Rockers diesem Album folgen ließen.
Aber auch diese unnachahmlichen Pop-Songs wie In Your Letter. Ja, das möchte man eigentlich lieber manchem Pop-Act, vom Stile ..., na, sagen wir HALL & OATES zuschustern und sicher hat das REO auch manchen Kredit bei den Rockern gekostet, aber der Erfolg gibt ihnen natürlich Recht. Und ich mag die Nummer. Fast genauso, wie das folgende Take it On The Run. In hundert Jahren, wird dieses Lied noch gespielt werden. Wartet's nur ab.
Nicht jeder Song hier hat diese Qualitäten, aber auch Tough Guys oder Out Of Season sind fabelhafte Nummern und helfen mit, dieses Album zu einem der unverzichtbaren Klassiker zu machen.
Wenige Bands konnten den Erfolg und die Qualität, die sie mit so einem Hit-Album erreichten halten. Mit "Good Trouble" setzten REO SPEEDWAGON zwar keinen oben drauf, aber lieferten zwei Jahre später trotzdem ein verdammt gutes Album ab, welches mit Keep The Fire Burnin' einen weiteren Mega-Hit beinhaltete.
Den Beginn von Girl With The Heart Of Gold hat man in ähnlich Form auch bei einigen anderen Künstlern schon gehört, aber wer weiß immer, wer da bei wem geklaut hat. Ansonsten untermauern auch hier Songs wie The Key und Stillness Of The Night den Power-Pop-Charakter der Band und das Händchen für eingängige Melodien. Kommt nicht an den Vorgänger heran, aber ist - für sich genommen - immer noch ein verdammt gutes Album.
Dieses Level konnten REO - immer noch in der gleichen Besetzung! - auch mit "Wheels Are Turnin'" halten. Vielleicht etwas poppiger, wie bereits I Do' Wanna Know bereits suggeriert, aber immer noch hochklassig und -glänzend. Cronins Stimme hatte anscheinend keinerlei Abnützungen zu verzeichnen und die Ohrwürmer gelangen ihm immer noch, wie Can't Fight This Feeling eindrucksvoll unterstreicht. Also die Rente dieses Mannes sollte gesichert sein.
Ja, Thru The Window lehnt sich schon arg an New Wave und 80's Pop an, aber mit Rock 'N Roll Star und dem Titelsong des Albums ist man doch ganz gut wieder im Fahrwasser. Sicher nicht das tollste Album der Band - in dem Zusammenhang sei euch durchaus das 79er Album "Nine Lives" zum Reinhören empfohlen - aber in diesem 5er Verbund nimmt man es doch gerne mit.
Ich bleibe dabei: Eine der gelungensten Boxen dieser Reihe und alles, was man von REO SPEEDWAGON braucht - hier findet man es!