Reto Burrell Burrell, Muve Recordings, 2004 |
Reto Burrell | Vocals, Acoustic & Electric Guitars | |||
Rob Viso | Drums | |||
Pete Borel | Electric Guitars | |||
Daniel Alexander | Bass | |||
Adam Steinberg | Electric Guitars, Bass, B-4, Keyboards | |||
Reto Freitag | Grand Piano | |||
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1. Take the sun | 7. Everything I need | |||
2. Into you | 8. Wash away lies | |||
3. Maybe yes, maybe no | 9. Good time | |||
4. You're a sin | 10. No one's around | |||
5. Foolish | 11. Favourite waste of time | |||
6. Shut the world down honey | ||||
Doch, doch, es ist Reto Burrell, der Schweizer, der für Blue Rose drei Alben einspielte, zumeist recht wohlwollende Kritiken erntete und scheinbar in seinem Heimatland und auch bei uns recht beliebt war.
Ein neues Album also? Drastischer kann ein sogenannter Neuanfang allerdings wohl kaum beginnen. Auf dem Cover prangt nur noch der Nachname BURRELL. Neue Plattenfirma, neuer Haarschnitt, neue Brille, 'ne neue Homepage (in progress) und seine Musik klingt nun, äh, tiefergelegt. Insofern auch irgendwie neu.
Teilweise brettharte Gitarren, Stakkoto-Rhythmen, abgrundtiefer Bass. Direkt im Opener Take the sun fliegt einem dieser neue BURRELL ganz krass um die Ohren, hoppla, schluck. Purer Rock moderner amerikanischer Prägung. Hin und wieder schaltet er natürlich auch mal einen Gang zurück.
Was ihn zu dieser Neuorientierung bewog? Keine Ahnung. Das wäre schon mal ein Interview wert. Langeweile mit dem alten Roots-Rock-Sound, zu wenig Erfolg, zu wenig Geld, Enttäuschung, Desillusioniertheit, Jugendlichkeitswahn, Abenteuerlust, Freiheitsdrang??
Die eingeschworenen alten Fans werden jedenfalls stutzen. Der eine oder die andere wird sich abwenden, weil vom althergebrachten Tom Petty meets Sheryl Crow meets THE WALLFLOWERS Sound nicht mehr so wirklich viel übrig bleibt.
Doch, die Melodieseligkeit bleibt natürlich, der zumeist optimistische Ton der ersten beiden Alben. Die oftmals sonnigen Harmonien, die trotz aller Nachdenklichkeit in den Texten das komplette Werk dann doch nicht in eine dunkle Einbahnstrasse lenken, um an deren Ende vor die Wand zu schrammen.
Dieses neue musikalische Outfit ruft dann unweigerlich Vergleiche zu gänzlich anderen Bands hervor. Hier mal eine kleine Referenzliste: BETTER THAN EZRA, GOO GOO DOLLS, THIRD EYE BLIND, SEMISONIC, TONIC, SISTER HAZEL, MATCHBOX TWENTY, Eagle Eye Cherry, Todd Thibaud und nicht zuletzt Bryan Adams.
Retos angestammter amerikanischer Produzenten-Gefährte Adam Steinberg stand ihm auch diesmal mit Rat und Tat zur Seite. Aufgenommen wurde in der Schweiz. Gemastered in New York. Steinberg hat in der Konsequenz Burrells frische Vision glasklar umgesetzt.
Interessant erscheint in der Rückschau, dass Retos letztes Album im Titel den bevorstehenden Abschied von BLUE ROSE fast antizipiert: "Roses fade blue". Damals schrieb der HoM-Rezensent: "Er mag zwar momentan mit einem Strauß verwelkter Blumen auf seiner verstaubten Straße stehen, aber er selbst weiß nur zu gut, dass der nächste Frühling bereits in den Startlöchern steht."
Als hätte ich es geahnt...
Okay, es geht ihm scheinbar tatsächlich besser. Die Lyrics lassen keinen anderen Schluss zu. Hin und wieder züngeln noch kleine Selbstzweifel im Meer der Zuversicht, doch legt er schliesslich einen irgendwie erleichterten Tonfall vor, wenn er sich alleine in die Stille der Nacht flüchtet: No one's around.
Er hat sein Glück wieder gefunden. Die Dame seines Herzens scheint ihm den nötigen Halt und die entsprechende Stärke verliehen zu haben, diesen Neuanfang zu wagen. Denn ein Wagnis wird es allemal. Er muss sich ein neues, vielleicht jüngeres, Publikum erobern.
Ich zumindest kann mit dem neuen BURRELL ganz gut leben. Da ich die eine oder andere Melodie schon wieder vor mich hinsumme, muss der Reto doch einiges richtig gemacht haben. Hat sich da wirklich so viel geändert?