Reto Burrell Shampoo Or Gasoline, Greywood Records, 2018 |
Reto Burrell | Vocals, Guitars, Harmonica | |||
Ewald Heusser | Electric Guitars | |||
Thomas Kull | Hammond B-3, Piano, Wurlitzer, Accordion | |||
Toby Bachmann | Bass | |||
Chris Filter | Drums, Percussion, Backing Vocals | |||
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01. Rising To The Bait | 07. Shout It Out | |||
02. Shampoo Or Gasoline | 08. Tell Me Why | |||
03. On Top Of The Moon | 09. She She's American | |||
04. Blind | 10. Carried Away | |||
05. Where Is Robin Hood? | 11. Leaving Scars Behind | |||
06. In A Bucklet With A Hole | 12. Like Zombies And Toys | |||
"My my, hey hey, rock and roll is here to stay, it's better to burn out than to fade away." Neil Young hat es einst vorgegeben, Kurt Cobain nutzte Old Neils Zeilen in seinem Abschiedsbrief und Reto Burrell, der mit steter Eindringlichkeit seit den frühen 2000ern ein Album nach dem anderen veröffentlicht und seinem Drang nach musikalischer Selbstverwirklichung nachkommt, weiß auf seinem brandneuen Longplayer "Shampoo Or Gasoline" gleichwohl ein Liedchen davon zu singen. "I don't wanna be how you want me, fitting in your perfect scheme. The question is a sense of meaning, is it shampoo or gasoline, burn it down or wash it clean", singt der umtriebige Schweizer im Titelsong seines neuen Albums.
Angepasst in der Menge verschwinden? Konturenlos, gleichförmig? Oder die Schnauze aufmachen, mit Feuer im Arsch der vorgezeichneten Zukunft den ausgestreckten Mittelfinger zeigen und seinen eigenen Weg beschreiten. Haltung bewahren, ein markantes Profil zeichnen. "Shampoo Or Gasoline" stellt genau diese wichtigen Fragen, die gerade in dieser aufschäumenden Welt natürlich jeder für sich selbst beantworten muss.
Burrell gelingt dies heuer mit seinem besten Album seit Jahren. Seit seinem 2002er "Shaking Off Monkeys"-Werk (das damals via Blue Rose Records nach Deutschland gelangte) klang er nicht mehr so überzeugend und zielgerichtet.
Reto bewegt sich musikalischerseits nach wie vor im Fahrwasser seiner offenkundigen Vorbilder Tom Petty, The Wallflowers, Del Amitri, Will Hoge et al, doch das gelingt ihm im Jahre 2018 so gut, dass "Shampoo Or Gasoline" nach mehrfachem Hören zu einer mächtig guten und kurzweiligen Platte heranwächst, die den reifen Reto Burrell nun unmissverständlich als einen der besten Songwriter der Schweiz ausweisen.
"Shampoo Or Gasoline" glänzt mit allerlei roots-rockigen Facetten, bringt angezerrte, fette E-Gitarren, fein ziselierte Hammond-Orgel Flächen, undaufdringliche, punktgenau Sologitarren (Tell Me Why, mit kleinem Gruß an WILCO), geschmeidige Akustikgitarren, Sitar-Guitar, Banjo-Geplucker und erwachsenen Gesang mit nachdenklich, kritischen Texten und einer poppigen Melodieseligkeit, die völlig unpeinliche Ohrwurmqualitäten besitzt. Burrell sprengt den musikalischen Rock'n'Roll Rahmen glücklicherweise nicht entzwei, aber er zeigt Haltung, künstlerisches Profil und eine Musikalität, die einfach viel Freude bereitet.