Titel |
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01. One Way Ticket |
02. Risk And Chances |
03. I Go Blue |
04. Break The Chain |
05. Heart Shine Girl |
06. Grizzly Bear |
07. I Will Die For You |
08. What A Fool I Am |
09. The Family |
10. Time For Mr. Blues |
Musiker | Instrument |
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Richard Bargel | Vocals, Guitar |
Fabio Nettekoven | Electric Guitars, Resonator Guitar, Pedal Steel Guitar, Mandolin, Wurlitzer Organ, Mellotron A 400, Banjo, Cavaquinho, Tubular Bells |
Geert Roelofs | Drums |
Jo Didderen | Upright Bass |
Pete Coutts, Nora C. Van Rijn, Tobias Thiele | Backing Vocals |
Du stehst vor der Eingangspforte zur Hölle. Trotz der flirrenden Hitze fröstelt's dich und Dir läuft es eiskalt den Rücken hinunter. Mit diesem kontrastreichen Bild eröffnet Richard Bargel sein neues Album "Dead Slow Stampede", das dich - wie es der plakative Titel schon vorwegnimmt - erst ganz sachte bei den Hörnern nimmt, dich zunehmend fester packt und am Ende mächtig durchschüttelt und kaum noch loslässt. Schließlich vernichtest Du dein One Way Ticket und rennst hechelnd zurück, um diesen abenteuerlichen Ritt erneut auszukosten. Schon der zweite Song dieses sehr facettenreichen Albums lässt dir keine andere Wahl und meißelt die vorgegebene Richtung in Stein: Risk And Chances. Ein paar Narben muss man schon in Kauf nehmen.
Richard Bargel und seine Band, die unter der Führung des umsichtigen Produzenten und Multiinstrumentalisten Fabio Nettekoven zur Hochform aufläuft, lassen keinen Zweifel darüber aufkommen, dass sie die aus dem Leben gegriffenen Geschichten des Kölner Bluesbarden, der mit Metaphern nicht geizt mit ebenso vielen musikalischen Bildern zum Leben erwecken wollen. Ähnlich wie das exquisit und liebevoll gestaltete Cover-Artwork von Nora Catharina Van Rijn, das mit stilvoll bebilderten Kärtchen zu jedem der zehn Titel aufwartet, wandert Fabio Nettekoven mit seinen verhallten Vintage-Gitarren, seiner mäandernden Pedal Steel, den Sechziger Jahre Tasteninstrumenten und den behutsam und feinfühlig eingestreuten Mellotronkaskaden auf einem fein verästelten Pfad, der bloße Atmosphäre mit schierer Musikalität ausbalanciert. Da entstehen Bilder, die sich nicht scheuen blendende Farbkleckser mit sanften Schwarzweißzeichnungen zu vermählen. Die eher dezente, aber dennoch vitale Unterstüzung von Contrabass (Jo Didderen) und Schlagzeug (Geert Roelofs) runden das klangliche und harmonische Bild hier gekonnt ab. Dead Slow Stampede, die neue Galionsfigur des Blues Noir.
Im Mittelpunkt steht Richard Bargel, der seit den Siebziger Jahren aktive Blueskünstler, mit seiner manchmal grummelnden, manchmal bellenden, raspeligen Schmirgelpapierstimme, die nicht selten wie eine wundersame Kreuzung aus Tom Waits und Captain Beefheart daherkommt. So kommt eins zum anderen: die zwischen Tristesse und Zuversicht pendelnden Geschichten passen zum musikalischen Setting, der krächzende Sandpapiergesang rahmt die Stories mit scharfen Konturen, während die einfallsreich gestaltete Instrumentierung, die den weitläufigen Americana-Horizont erforscht, Gelegenheit zum Schwelgen bietet. Musik, in die man sich bedenkenlos hineinfallen lassen kann. Ein Album reinsten Wassers. Diese gewiefte Truppe lässt dich nicht im Stich und das Ticket zur Hölle ist eh längst vergessen.