Richard Thompson

Ship To Shore

( English translation by Google Translation by Google )

CD-Review

Reviewdatum: 28.05.2024
Jahr: 2024
Stil: Singer-Songwriter, Folk-Rock
Spiellänge: 46:12
Produzent: Richard Thompson

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Plattenfirma: New West Records

Promotion: Oktober Promotion


Redakteur(e):

Holger Müller


s. weitere Künstler zum Review:

Fairport Convention

Warren Haynes

Titel
01. Freeze
02. The Fear Never Leaves You
03. Singapore Sadie
04. Trust
05. The Day That I Give In
06. The Old Pack Mule
 
07. Turnstile Casanova
08. Lost In The Crowd
09. Maybe
10. Life’s A Bloody Show
11. What’s Left To Lose
12. We Roll
Musiker Instrument
Richard Thompson Guitars, Vocals
Bobby Eichorn Guitars
Taras Prodianuk Bass
Michael Jerome Drums
Zara Philipps Harmony Vocals
David Mansfield Violin

Kann dieser Mann eigentlich eine schlechte Platte machen? Falls ja, wird man jedenfalls sehr lange suchen müssen – und das in einer Karriere, die bis in die Sechziger Jahre zurückreicht, als Richard Thompson mit FAIRPORT CONVENTION erstmals Folk- und Gitarrengeschichte schrieb. Egal ob als Bandmitglied, im Duett mit seiner damaligen Frau Linda oder seit Mitte der Siebziger Jahre als Solokünstler – der britische Sänger und Songwriter ist ein Ausnahmekünstler, ein Virtuose auf den Saiteninstrumenten und einer der besten Geschichtenerzähler überhaupt. Zwar geht es in seinen Werken gerne etwas düster oder melancholisch zu, das Schwarzhumorige steckt in allen guten britischen Musikern. Aber Songs wie When The Spell Is Broken, Vincent Black Lightning, Wall Of Death oder Shoot Out The Lights sind Klassiker für die Ewigkeit.

Und von dieser Klasse rückt der Mittsiebziger (!) auch auf seinem 20 (!) Soloalbum keinen Deut ab. Schon der Opener Freeze ist der pure Richard-Thompson-Stoff: eine leicht vertrackte, dezent rockende Melodie mit einigen überraschenden Harmoniewechseln; eine prägnante Gitarre, die zwischen Riff und Solo dahingleitet; trocken dröhnende Drums und diese immer etwas wehklagende Stimme, die mit feiner Ironie das Schicksal eines Mannes beschreibt, der nicht vor und nicht zurück kann: „Like a bird about to fledge, like the man out on the edge, you walk right out to the ledge and then you freeze.“ 

Track Nummer zwei, The Fear Never Leaves You, ist dann die andere (musikalische) Seite des Briten: eine gedämpft melancholische Ballade, die den Hörer wie ein kleiner Mahlstrom immer mehr gefangen nimmt und mit in die Tiefe zieht. Zwar schreibt Thompson heute keine so endtraurigen Dramen mehr wie Did She Jump Or Was She Pushed?. Aber dem Lebensblues ist er immer noch entschlossen auf der Spur. „Roll the dice, and who decides; one man lives, another man dies. The butcher’s bill, all shapes and size, burned into the back of my eyes.“ Für solche Zeilen braucht es eine ganze Menge graue Haare und den Galgenhumor, sich selbst mit geglättetem Gesicht und einer Möve links und rechts auf der Schulter als wetterfester Seemann aufs Cover zu heben.

Natürlich darf man von Richard Thompson keine neumodischen Abenteuer erwarten. Da rappt nichts und mit Samples und Drum-Patterns würde man von ihm vermutlich sofort aus jedem Pub geworfen. Thompson braucht eine (famose) Band, in der jeder Handgriff sitzt und „live-feeling“ im Studio, dann kann er seine Kreativität voll ausschöpfen. Und wer in seinem Leben so viele Songs geschrieben hat, erinnert mit jedem neuen Stück auch an ältere Werke. Singapore Sadie hat etwas von I Misunderstood, Turnstile Casanova ist Valerie und Tear-Stained Letter in einem und What’s Left To Lose kommt einem seiner allerbesten Songs, Keep Your Distance, schon verdammt nahe.

Die beiden herausragenden Vintage-Tracks heißen auf diesem Album aber Maybe und We Roll. Im ersten dieser beiden Songs lässt Thompson seine Gitarre auf einem kurzatmigen Rhythmus singen und jaulen und – aus vergeblicher Liebe – schließlich überdrehen, ohne dabei jemals die Balance zu verlieren. Ein klassischer Live-Kracher um sich in den Zugabenteil zu verabschieden. Der zweite Song wiederum, der das Album beendet, ist der perfekte „on the road“-Song mit swingender Violine, auf dessen Felgen sich jede Distanz mit gutem Gefühl überbrücken lässt: „We roll from this town to the next town and we roll, never mind the weather and we roll, we’re in this thing together and we roll…“ So ähnlich klang es auf Warren Haynes fantastischem halb-akustischem Album „Ashes & Dust“ und irgendwie sind sich die beiden knarzigen Musiker im Herzen wohl viel ähnlicher, als es ihre Folk-, beziehungsweise Southern Rock-Herkunft vermuten lassen würde…

 

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