Rick Redbeard

No Selfish Heart

( English translation by Google Translation by Google )

CD-Review

Reviewdatum: 01.02.2013
Jahr: 2013
Stil: Singer-Songwriter

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Redakteur(e):

Steffen Frahm


Rick Redbeard
No Selfish Heart, Chemikal Underground, 2013
Rick AnthonyVocals, Guitars, all other instruments
Jo AnthonyBacking Vocals
Angus RamsayViolin
Produziert von: Rick Anthony Länge: 43 Min 06 Sek Medium: CD
01. Clocks06. Kelvin Grove
02. Old Blue07. Now We're Dancing
03. Any Way I Can08. Cold As Clay (The Grave)
04. A Greater Brave09. Wildlove
05. We All Float10. No Selfish Heart

Als Sänger und Gitarrist der in Glasgow ansässigen PHANTOM BAND macht Rick Anthony getriebenen, düster-hymnischen, um exotische Skalen und Sounds nicht verlegenen und sich Song für Song in einen psychedelischen Strudel verwandelnden Indierock. Gewisse Folk-Einflüsse sind in Stücken wie The None Of One vom 2010 erschienenen letzten PHANTOM BAND-Album "The Wants" durchaus präsent, so daß es erstmal nicht Wunder nimmt, wenn Anthony unter dem im Prinzip zutreffenden Künstlernamen RICK REDBEARD ein reines Folk-Album veröffentlicht. Dass er es aber auf solch konsequente Weise machen würde wie auf "No Selfish Heart", das war dann vielleicht doch nicht zu erwarten. Acht Jahre hat er daran gearbeitet, und Manches auf diesem Album datiert noch aus der Zeit vor dem PHANTOM BAND -Debüt "Checkmate Savage" (2009).

Inmitten dieser sparsam instrumentierten Arrangements hat Anthonys dunkelbraun-holziger, nach Erde klingender Bariton natürlich ohne Ende Platz, seine charismatischen Qualitäten zu entfalten. Man verzeihe mir die an pathetischem Single-Malt-Verköstigertum orientierte Bildsprache (auch wenn sie wie Arsch auf Eimer passt zu Schottland und ruraler Heimeligkeit, zumal schottischer ruraler Heimeligkeit). Aber lange, lange Zeit schon nicht mehr schaffte es vor allem eine Stimme, mich so derart in ihren Bann zu ziehen und hinreichend für die Erschließeung eines Albums und seiner Aufnahme in die Familie zu sein. Clocks, der wie eine ins Jenseits hineintönende Fanfare das Album eröffnende Song, macht alles klar: Über stehenden, violinenartigen Sounds nordet Rick Anthony uns ein auf Rick Redbeard: "Does anyone want a piece / of another's mind?" Kann man nur JA zu sagen, wenn sich einer so anhört. Andere hätten diesen musikalischen Bewußtseinsstrom (wie Anthony es bezeichnete und der eigentlich ein musikalischer Unfall mit einer indischen Shrutibox war) ans Ende des Album gesetzt, aber als musikalisches "Alle an Bord? Seid ihr bei mir?" funktioniert es hervorragend!

Es wird aber gleich in der Anfangsphase noch besser: In Old Blue, einem behutsam und verführerisch gepickten Folksong schraubt Anthony sein Organ mutig und kurvensicher in überraschende Höhen. Seine Intonation ist mühelos und sauber, und wenn er ins Falsett geht, füllt anrührende, Intimität den Raum. "Do things to me that are human / help me believe I'm a man" - anrührende, männliche Intimität, wollte ich natürlich sagen, liebe HOM-Gemeinde!
"'cuz one day I will / be a river" - Ja, Ihr habt es Euch schon gedacht: Diese Platte enthält neben wunderschönen Manifestationen ewiger Liebe (wie im metrisch frei tänzelnden, wie flirrendes Abendrot getupften Wildlove) einiges an Leben-Tod-Metaphorik; am handfestesten und Mord-aus-Leidenschaft-kompatibelsten im mit Tambourin und gezupfter E-Gitarre entfernt an VELVET UNDERGROUNDs Pale Blue Eyes erinnernden Any Way I Can, dem vielleicht eingängigsten Song auf "Selfish Heart": Er beginnt mit einer ein klein bißchen blutigen Liebesszene und endet mit Strangulation des Ich-Erzählers, der trocken und ohne einen Hauch Besitzanspruch "I'm gonna love you anyway / I can't give it up" konstatiert, der tödlichen Liebsten aber noch eine ins Leben danach gestellte Frage mitgibt: "Through the mask I can see your eyes / There are no tears fallin'/ Will they come when you see my bones / and remember how you loved them?"
Ein wenig morbider Humor hat noch keiner Folkballade geschadet, das weiss man nicht erst, seit Nick Cave Kylie Minogue mit einem Stein erschlug. Insofern steht "Selfish Heart" in einer guten Tradition - auch was die alte Tante Melancholie betrifft. Rick Anthony ging es vor allem darum, eine Sehnsucht auszudrücken nach etwas, das man nie hatte bzw. das für immer verloren scheint. Am schottisch-folkigsten tut er das in Kelvin Grove, das ausgerechnet auf einem irischen Folktune namens The Shearin's No For You basiert; und am neilyoungigsten in We All Float, mit schwer und bedächtig angeschlagenem Piano.

"I want people to hear my songs in the same way I've heard certain music over the years: like kind words from a friend", sagt Rick Anthony über die Platte seines alter egos. Und so ist "Selfish Heart": Vertraut und nah, berührend und tröstend, respektvoll und wertschätzend, schwer und leicht. Es hat die Ausstrahlung, Erfahrung und Autorität einer stabilen und doch auch sensiblen, zu tiefen Empfindungen fähigen Persönlichkeit. So wünscht man sich seine Freunde

Steffen Frahm, 28.01.2013

 

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