Rickie Lee Jones The Other Side Of Desire, The Other Side Of Desire Music, 2015 |
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01. Jimmy Choos | 07. Christmas In New Orleans | |||
02. Valtz De Mon Pere | 08. Haunted | |||
03. J'ai Connais Pas | 09. Feet On The Ground | |||
04. Blinded By The Hunt | 10. Juliette | |||
05. Infinity | 11. Finale (A Spider In The Circus Of The Fallen Star) | |||
06. I Wasn't Here | ||||
Lange nichts gehört von unserer lieben Rickie Lee Jones. Dabei war sie mal ein großer Star. Vor mehr als dreißig Jahren machte sie mit ihrem grandiosen Debutalbum und ihrer Hitsingle Chuck E's In Love massiv von sich reden.
Vor einigen Jahren gab's zumindest ein Lebenszeichen mit dem recht eigenwilligen Cover-Songs-Album "The Devil You Know". Zuvor verarbeitete die 1979er Grammy-Preisträgerin auf "Balm In Gilead" liegen gebliebene Songskizzen aus ihrer Vergangenheit. Wen wundert's. Denn wie man nun erfährt litt die 1954 in Chicago geborene Künstlerin verflucht lange unter einer kolossalen Schreibblockade.
Die hat die einstige Tom Waits Muse nun glücklicherweise überwunden. Und wie! Der Umzug aus ihrer langjährigen Wahlheimat Los Angeles nach New Orleans hat ihr hörbar gut getan. Mrs. Jones lebt fortan auf "The Other Side Of Desire" und betrachtet das bunte Treiben in ihrer neu gewählten Heimat mit wachen Augen. Die brodelnde Luft der guten alten Crescent City war offenbar so inspirierend, dass sich die 61-jährige Blondine herausgefordert sah, 11 neue Songs zu schreiben. Von John Porter (Buddy Guy, B.B. King, Taj Mahal, Los Lonely Boys) dem alten Hasen, unverfälscht produziert. Veröffentlicht ohne die Unterstützung einer Plattenfirma. Auf eigenes Risioko, unter Zuhilfenahme einer Pledge Music Aktion. Typisch Rickie Lee. Selbst ist die Frau.
Der Country-Waltz Valtz de mon pere wäre ihr vor Jahren in dieser Form wohl nie eingefallen. J'ai connais pas schunkelt beispielsweise mit altehrwürdigen Fats Domino Ideen. Ansonsten klingt Rickie Lee Jones nicht wesentlich anders als zu ihren besten Zeiten. Unternehmungslustig, neugierig und spannungsgeladen. Den üblichen Konventionen immer einen Schritt voraus.
Sie unternimmt auf "The Other Side Of Desire" auch weiterhin diese Jones-typische Gratwanderung zwischen eloquenten Pop-Interpretationen und ihrem eigenwillig geformten Jazz und Roots-Music Verständnis. Wie üblich kann man sich in Rickie Lee Jones' Musik hineinfallen lassen, tief einsinken, auf Entdeckungsreise gehen und langsam alle Winkel kennenlernen und viele tolle Momente erleben. Für Connaisseure bleibt sie mit diesem sehr gutem Album weiterhin ein Star. Und falls die Schreibblockade sich nicht wieder aufbaut, werden wir hoffentlich noch reichlich Gutes aus ihrer Feder erwarten dürfen.