Ricky Ross Short Stories Vol.1, earmusic, 2017 |
Ricky Ross | Grand Piano, Vocals | |||
The Pumkinseeds | Strings | |||
Soul Nation Choir | Choir | |||
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01. I Thought I Saw You | 07. A Gordon For Me | |||
02. Raintown | 08. The Germans Are Out Today | |||
03. I'm Supposed To Love You | 09. I Was Right And You Were Wrong | |||
04. At My Weakest Point | 10. Only God And Dogs | |||
05. The Kid At The Airport | 11. Siggi The Bully | |||
06. Goin' Back | 12. Wages Day | |||
Es liegt in der Natur des Songwriters ständig die Augen offen zu halten, scharf zu beobachten, nach möglichen Themen zu fahnden, Impulse für neue Songs zu entdecken, Texte und Melodien zu entwickeln. Ein innerer Drang, launenhaft und selten steuerbar. Ricky Ross, der 1957 in Dundee (Schottland) geboren wurde, gehört zu dieser Gattung umtriebiger Songschreiber. Die langen Jahre mit seiner zumindest in Großbrittannien sehr erfolgreichen Band DEACON BLUE haben ihn nicht müde, nicht satt gemacht. Auch wenn Ross zwischendurch Sendungen beim BBC Radio Scotland moderiert, komponiert er weiter und setzt sich, so wie vor einigen Monaten geschehen, an den großen Steinway Flügel des Hamburger Chameleon Studios und spielt sich mit zwölf neuen und ein paar alten Songs die Ideen aus dem Kopf.
Um den nackten Songs ein wenig mehr Fülle, ein bisschen Dramatik und Tiefe zu verleihen, kleidet er sie mit ein paar Violinen, einer Viola und einem Cello aus und lässt auf einigen Nummern den Soul Nation Chor mitsingen. In diesen Momenten wird es mitunter pathetisch, rührend, irgendwie sakral. Das ist nicht jedermanns Sache, entbehrt jedoch nicht einer gewissen Schönheit.
Ross ist kein begnadeter Pianist, spielt aber angenehm perlend und sehr ordentlich, während seine intensive, raue und markante Stimme mit dem unverkennbaren, leicht verwitterten Charme eines reifen Mannes daherkommt und dich gefangen nehmen kann. Altgediente Lieder wie das nicht klein zu kriegende Raintown beweisen auch in diesem abgespeckten Arrangement ihre große Klasse. Neue Kompositionen wie The Germans Are Out Today verdeutlichen, dass das Konzept mit Stimme, Piano, Streichern und Chor sehr reizvoll sein kann. Balladeske Nummern wie At My Weakest Point und The Kid At The Airport überzeugen mit hochfliegender Melancholie und entfalten ihre Schönheit erst bei heranbrechender Dämmerung und flackerndem Kerzenschein.
Mit "Short Stories Vol.1" gelingt dem Schotten Ricky Ross ein in großen Teilen überzeugendes Singer-Songwriter Album der ruhigen und bedächtigen Art. Die Pop-Ästhetik seiner Band DEACON BLUE wird hier völlig ignoriert. Ein tragfähiges Konzept. Ein feines, stimmungsvolles, dem herannahenden Herbst zugeneigtes Album. Wenn Ricky Ross also seinen Geist weiter wach hält und die Inspirationen von der Straße aufliest, werden wir hoffentlich noch Vol. 2 und eines Tages auch Vol.3 erleben.