Liverpool 8, EMI, 2008 | ||||
Ringo Starr | Drums, Percussion, Vocals | |||
Sean Hurley | Bass | |||
David A. Stewart | Electric & Acoustic Guitars | |||
Steve Dudas | Guitar, Background Vocals | |||
Gary Burr | Guitar, Background Vocals | |||
Mark Hudson | Piano, Guitar, Bass, Background Vocals | |||
Zac Rae | Keyboards | |||
Jesse Davey | Guitar | |||
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1. Liverpool 8 | 7. Tuff Love | |||
2. Think About You | 8. Harry's Song | |||
3. For Love | 9. Pasodobles | |||
4. Now That She's Gone | 10. If It's Love That You Want | |||
5. Gone Are The Days | 11. Love Is | |||
6. Give It A Try | 12. R U Ready? | |||
Mir war der Ringo Starr immer einer der Liebsten, auch wenn er mit seiner linkischen Art oft als der Clown und Minderbemittelte bei den BEATLES dargestellt wurde. Mir haben auch die Songs fast immer sehr gut gefallen, die er bei den Fab Four zu singen berechtigt war. Ob Boys auf dem Debütalbum, die Rockabilly-Nummer Act Naturally und What Goes On in der Midsixties-Phase, oder Octopus's Garden auf dem eigentlichen Schlussalbum "Abbey Road" (von Ob-La-Di Ob_La_Da reden wir jetzt mal nicht).
Und mit seinen Solo-Platten lag er eigentlich auch nie so verkehrt. Mann wusste ja, was einen erwartet. Der Stimmumfang nicht allzu groß und das Gemüt eher einfach. Er hat's aber immer verstanden die richtigen Leute um sich zu scharen, die ihm unter die Arme griffen. Und später, mit seinen All-Star Tourneen, hat er manchen Kollegen wieder ins Rampenlicht verholfen und wurde dabei auch selbst beschienen. Und - nicht zu vergessen: Die hübscheste Frau aller Ex-Beatles hat er sich beizeiten auch gegriffen, nämlich das Ex-Bond Girl Barbara Bach. So.
Liverpool ist, neben Stavanger in Norwegen, eine der beiden Kulturhauptstädte Europas im Jahr 2008 und somit rücken die BEATLES natürlich wieder etwas ins Rampenlicht. Ehrlich gesagt, setz ich, von den beiden noch lebenden, da eher auf den Ringo, denn Paule würde da wohl eher ein neues Oratorium ins Leben rufen. So bleibt es dem Herrn Starkey überlassen mit "Liverpool 8" ein Zeichen zu setzen und nach einem eher faden Eindruck, beim ersten Durchlauf, entwickelt sich das gar nicht so schlecht.
Sein Partner ist der Ex-Eurythmic Dave Stewart (noch so ein Möchtegern-Beatle wie der Jeff Lynne) und zusammen schiffen sie sich in den Mersey-Beat am Liverpooler Hafen. Das geht gemächlich los und entwickelt sich aber bald zu einem schnaufenden Rhythmus mit jeder Menge 60's Anklängen. Die Ex-Kollegen werden genannt und der Refrain taugt evtl. sogar zur neuen Fußball-Auswärtshymne: "Liverpool I left you, but I never let you down".
Beim folgenden Think About erklingen ungewöhnlich verzerrte Töne, aber es bewegt sich dann doch im richtigen Fahrwasser und schippert so irgendwo zwischen dem R&B wie ihn die BOTTLE ROCKETS zeitweilig spielen und dem Beat der, äh, BEATLES und mit den Background-Chören kommt dann auch noch eine großer Schuss ELO dazu. Lässt sich doch ganz gut an. Bei For Love hört es sich ein bisschen nach George Harrison an und beim folgenden Now That She's Gone scheint man fast zurück in Boogaloo zu sein. Gerade gesangsmäßig tut das natürlich nicht weh, aber gut arrangiert ist das allemal und macht deutlich mehr Spaß als die letzten Veröffentlichungen von Herrn McCartney. Außerdem hat Ringo den nötigen Humor um sich mittels kleiner eingebauter Textstellen wie "It don't come easy" selbst zu zitieren.
In seiner typischen, etwas erzählenden, Art versorgt er uns mit Give It Try - auch hier wieder schwer Beatles-lastig - mit einem wahren Ohrwurm. Schön. Richtig schön. Wenn jetzt noch Sommer wäre und ich in meiner Hängematte schaukeln könnte ...
Einen Moment klingt das Piano zu Beginn von Tuff Love nach Cold As Ice, doch schwelgen ist angesagt. Na, das ist mir dann doch etwas zu sehr in Watte gepackt und leiert zu sehr dahin.
Anscheinend hat sich das auch jemand gedacht, denn beim nächsten Song wird der Dancefloor-Jazz ausgepackt und über das Parkett geschwoft, als wäre die 20er zurückgekehrt. Dazu hätte Ringo auch den Paul McCartney locker gewinnen können. Der hat so eine Nummer auch gern mal auf seine Scheiben gebracht.
Als Nächstes scheint man auf Sergio Leones Spuren sich nach Spanien zu bewegen und den Soundtrack zu einem Spaghetti-Western zu kreieren. Allerdings hat Pasodobles auch Gesang und da überrascht Herr Starkey mit richtiger Melodieführung. Was man nicht alles noch lernen kann. Die Gitarre kommt jedenfalls absolut authentisch und der Backgroundgesang nicht minder. Was für die Urlaubsabende.
Etwas Country-Twangy - wäre das nicht was für den Garth Brooks? - kommt If It's Love daher. Ein bisschen Tra-la-la, aber in der richtigen Mischung, die einen einfach in sinnentlehrte Heiterkeit versetzt. Die ELO-Chöre tragen nicht unwesentlich dazu bei. Erinnert sich noch jemand an Good Night auf dem weißen Album? Wer sich daran satt gehört, kann das mit Love Is ablösen. Da macht die abschließende Country-Bluegrass-Nummer R U Ready weit aus mehr Spaß. Klasse. Inklusive Mandoline und Slide. Man kann richtig Laurel und Hardy vor einem Saloon auf- und abtänzeln sehen.
"Liverpool 8" hat auch ein paar kleine Schwächen, aber insgesamt ist es ein unterhaltsames Album und mancher Song wird gar länger als gedacht im Ohr verweilen.
Und, das sollte man auch nicht verkennen: Wie viele Schlagzeuger-Solo-Alben kann sich denn ein Normal-Hörer tatsächlich komplett anhören?
Genau!