Rival Sons Pressure And Time, Earache Records, 2011 |
Jay Buchanan | Vocals | |||
Scott Holiday | Guitars | |||
Robin Everhart | Bass | |||
Michael Miley | Drums | |||
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01. All Over The Road | 06. Burn Down Los Angeles | |||
02. Young Love | 07. Save Me | |||
03. Pressure And Time | 08. Gypsy Heart | |||
04. Only One | 09. White Noise | |||
05. Get Mine | 10. Face Of Light | |||
Erst vor kurzem sorgten die Iren von THE ANSWER mit ihrem authentischen Retro-Rock für mehr als berechtigte Verzückung in der Rock-Szene. Nun stehen schon die nächsten Jungspunde in den Startlöchern, um mit Classic Rock, der Ära um 1960/1970 für Furore in den gerade angebrochenen 2010ern zu sorgen: RIVAL SONS. Hier hört und spürt man in jedem Song den Vibe und Einfluss von Bands wie LED ZEPPELIN, FREE oder frühe AEROSMITH durch. Ungestüm, ungebunden, unkonventionell, unverfälscht.
Dabei weiß ich gar nicht, was mich mehr verwundert: die Kunst das Original-Flair dieser lang entschwundenen Zeit in den perfekt umgesetzten Songs wieder aufleben zu lassen, oder aber diesen warmen wunderbar analogen Sound zu kreieren, wie es die damaligen Aufnahmen auszeichnete? Denn von den ersten Takten des Openers All Over The Road bis zur letzten Note von Face The Light fühlt man sich beim Hören in die Hochphase dessen zurückversetzt, was heute als „Classic Rock“ deklariert wird.
Für mich sind vor allen Dingen Young Love, Pressure & Time, Only One und White Noise die Highlights des Albums, ohne dabei die übrigen sechs Lieder kleinzureden oder abzuwerten. Denn sie runden den durchweg phantastischen Eindruck des Albums ab, das mich stark an das Debüt der BLACK CROWES “Shake Your Money Maker“ erinnert. Und wir wissen ja, wie steil deren Karriere nach oben ging. Angesichts der sehr kurzen Spielzeit von gerade mal etwas mehr als einer halben Stunde würde man sich nur wünschen, dass die Band das Album um die sechs Songs der kürzlich erschienen (und wirklich ebenfalls vorzüglichen) EP erweitern würde.
Man muss kein Prophet sein, um der Band vorherzusagen, dass sie damals Superstars geworden wären mit solch perfekt-eingängigen Rock-Songs voller Drive, Intensität und Gefühl. Heute bleibt nur zu hoffen, dass die Jugend nicht auf ihren Ohren sitzt, sich diese Stücke zu Herzen nimmt und Tracks wie Pressure & Time als Ansporn dazu versteht, selber Musik zu machen, sich mit Musik zu beschäftigen und inhaltlose künstliche (aber Kunst-lose) Objekte wie Lady GaGa und Justin Bieber ins Pop-Fegefeuer verdammt. Denn richtige Musik klingt so wie die RIVAL SONS.
Die 6-Song EP der RIVAL SONS haute mich zu Beginn des Jahres schlichtweg aus den Schuhen. Das war richtig geile und fette Siebziger Jahre inspirierte Rockmusik, in herrlicher Weise traditionell geerdet und immer wieder gerne auch mit unverkennbarer Led Zep-Affinität. Auch der neue RIVAL SONS Longplayer "Pressure And Time" haut in eine ähnliche Kerbe.
Im Gegensatz zur EP konzentrieren sich die SONS dieses Mal ausschließlich auf kurze und kompakte Songs, die sofort zur Sache kommen und ohne Schnickschnack, sprich längere Gitarrensoli oder Arrangementfinessen, aufwarten. Kurzum, ohne Umschweife voll in die Fresse. Das macht verdammt viel Spaß und von Langeweile ist in dieser guten halben Stunde "Pressure And Time" nichts zu spüren.
Wenn noch ein Unterschied zum letzten Werk besteht, dann sicherlich auch in der klanglichen Ausrichtung und der Produktionsweise. Die Schroffheit und Kantigkeit bekommt hier eine andere Qualität. Das Klangbild mit seinen großzügigen Hallräumen fußt letztlich eher im Jahre 1969 als in den frühen Siebzigern. So hört man dann nicht nur die guten alten Plant/Page Querverweise, sondern auch die soulige Attitüde eines Steve Marriott zu seinen Spätsechziger SMALL FACES-Zeiten heraus. Auch der Schlagzeuger Michael Miley scheint sich häufiger mal an Keith Moons hibbeliger Explosivität denn an John Bonhams zielorientiertem Dampfhammer-Drumming zu ergötzen.
Zum Ende des Albums nehmen die SONS endlich auch mal den Fuß vom Pedal und leben in einer an Tim bzw. Jeff Buckley gemahnenden Ballade eine weitere Facette ihres Spektrums aus. Die Vielfältigkeit des Sängers Jay Buchanan wird hier ganz wunderbar heraus gekehrt.
RIVAL SONS haben mit "Pressure And Time" ihre Ambitionen, im großen Rock-Zirkus an vorderster Front mitzuspielen, klar umrissen und besitzen tatsächlich die Qualitäten, mehr zu sein als ein Aufsehen erregendes Strohfeuer.
Die Retro-Welle ist ja bereits seit geraumer Zeit im vollen Gange und nicht wenige US-Collegeboys versuchen sich an den zumeist britischen Heroen ihrer Erzeuger mit mehr oder weniger Erfolg oder Authentizität. Spätestens seit der vor nicht all zu langer Zeit erschienen Debut-EP versucht scheinbar alle Welt nun den neusten kalifornischen Wellenreiter als Überflieger zu hypen, doch wenn man es genau nimmt, kopieren die RIVAL SONS im Grunde nur eins zu eins den Stil diverser Rockgiganten, allen voran LED ZEPPELIN, das machen sie allerdings verdammt gut, angefangen von den schrammeligen Jimmy Page Riffs, Breaks und Soli, über Sound und Songstruktur, bis hin zu Vocals und Keyboards, letztere jedoch sehr sparsam eingesetzt.
"Recorded at 1974" und eine verbrannte Wanduhr deuten wohl auf einen Riss im Raum-Zeit-Kontinuum hin oder was auch immer, aber was wäre wohl passiert, wenn die L.A. Söhne tatsächlich zu der Zeit ihrer Idole existiert hätten, vermutlich hätte man sie einfach als dreiste Plagiatoren zum Teufel gejagt.
Heute existieren ZEP & Co. nicht mehr und selbst die Resterampe ist komplett leer gefegt und verwertet, insofern liefern uns RS zumindest neues Songmaterial im historischen Gewand und das macht sogar hier und da mächtig Laune, aber für einen Hype reicht das in meinen Augen nichtmal ansatzweise.