Riverside

Last Supper

Rüsselsheim, Das Rind, 08.12.2007

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Konzertbericht

Reviewdatum: 08.12.2007

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Redakteur(e):

Steve Braun


Rüsselsheim, "Das Rind", 08.12.2007

RIVERSIDE machten anlässlich ihrer Europatour erneut Station im "Rind" zu Rüsselsheim, wo sie bereits im Frühjahr dieses Jahres mit großem Erfolg gastierten. Dieser kleine Klub ist wirklich eine feine Adresse, in die ich immer wieder gerne komme: Intime Klub-Atmosphäre, entspannte Leute, direkter Kontakt zu den Künstlern, große Bühne und guter Sound, moderate Preise - "Das Rind" hat was ....
Immerhin gut 150 Fans fanden den Weg an diesem Samstagabend nach Rüsselsheim zu RIVERSIDE und ihrem Support LAST SUPPER. Eigentlich enttäuschend. Allerdings muss man berücksichtigen, dass an den darauf folgenden Abenden Shows in Aschaffenburg und Karlsruhe, beide innerhalb eines 150 km-Radius, angesagt waren. Vielleicht keine gute Planung des Band-Managements, but anyway: Es war ein gelungener Abend, so what?!

Der Support LAST SUPPER begleitet RIVERSIDE auf ihrer derzeitigen Europatour. Bereits zum fünften Mal ist dieses Quartett in Deutschland, sie sind also wahrlich keine unbekannten Gesichter mehr. Dieses Mal haben sie ihre neue CD "0° Order Into Chaos", immerhin schon die Dritte, im Gepäck, die es zu promoten galt.
Kürzlich wurden sie vom britischen "Classic Rock Magazine" in deren Kategorie der 20 besten neuen Bands weltweit gewählt. Das ist mir persönlich eindeutig zu weit ausgeholt, das gibt ihre neue Scheibe einfach nicht her. Zu wenig originell, ohne Überraschungsmomente ist ihr Stil - das ist alles wohlbekannt. Ihre Vorliebe für britische '60s-Bands ist ebenso offensichtlich wie ihre Bewunderung für U2.

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Nun denn: LAST SUPPER eröffneten also den Abend und wurden freundlich begrüßt. Die Kanadier stiegen viel versprechend mit Mary von ihrem aktuellen Album "0° Order Into Chaos" in ihren 45 Minuten-Set ein, gleich danach Life Line vom Vorgänger. Treibender Gitarren-Rock war angesagt. Bei allem Enthusiasmus der Protagonisten: Der Funke wollte nicht so recht überspringen, zu spröde waren die Arrangements, zu wenig eingängige Hooks hatte es, ja und zu laut war's letztendlich auch. Schade, denn eigentlich war für LAST SUPPER mehr 'drin. Bassist Brian Hendricks, der Poser der Band, und Drummer Frankie Biggz, dieser auf einem Mini-Kit, legten eine sehr druckvolle, variable Basis, auf der Gitarrist Peter Walker seinen Sound-Teppich webte. Leider war das alles zu laut und somit zu wenig differenziert. Sänger und Rhythmus-Gitarrist Dan Shwetz konnte dagegen keine entscheidenden Akzente setzen - live sind seine Vocals einfach nicht variabel genug. Was im Studio durchaus ansprechend gelang, musste an diesem Abend im allgemeinen Sound-Brei scheitern. So kann man eine an sich schön arrangierte Nummer wie Self Actualization live nicht umsetzen und genau das war auch der Punkt, warum es an diesem Abend nicht zünden wollte. Das faire und prog-kundige Publikum verabschiedete LAST SUPPER, ebenso höflich wie eingangs begrüßt, ohne allerdings eine Zugabe einzufordern.

Kickern mit Riverside Riverside

RIVERSIDE aus der polnischen Hauptstadt Warschau sind schon lange kein Geheimtipp mehr. Sie werden mittlerweile gar in einem Atemzug mit Klassikern wie PINK FLOYD und MARILLION genannt, was in meinen Ohren allerdings etwas vollmundig erscheint. Auch DREAM THEATER, ASIA und PORCUPINE TREE werden immer wieder gerne bemüht und das sind auch genau die Bands, die von den Vieren immer wieder zitiert werden, wenn nach ihren Roots gefragt wird.
Das Projekt RIVERSIDE startete 2002, als die befreundeten Musiker Mariusz Duda (Bass, Vocals), Piotr Grudzinski (Gitarre) und Piotr Kodzieradzki (Drums), alle vorher in diversen Prog- und Metal-Bands aktiv, gemeinsam ein Side-Projekt aufziehen wollten. Anfangs fungierte der Toningenieur Jacek Melnicki (Keys) als Gast-Musiker auf den ersten Alben und Auftritten mit. Mit dem schnell zunehmendem Erfolg konnte dieser allerdings zeitlich nicht mithalten, da er sein eigenes Ton-Studio schlecht vernachlässigen konnte. Melnicki wurde 2004 durch den sehr talentierten, jungen Michal Lapaj (Keys, Vocals) ersetzt - das aktuelle Line-Up hatte sich gefunden.
Wurde ihr erstes Album "Out Of Myself" 2003 zunächst außerhalb Polens nur wenig beachtet, sollte sich dies mit ihrem Zweit-Werk, bereits beim Major-Label InsideOut, gehörig ändern. Für "Second Life Syndrom" saß bereits Lapaj an den Keys. Mit dieser Scheibe im Gepäck tourte RIVERSIDE durch die Klubs ganz Europas und erspielte sich mit großem Fleiß eine ansehnliche Fangemeinde innerhalb der Prog-Szene.
Nachdem 2006 die EP "Voices In My Head" erschienen war, die neben einigen Tracks aus Demos vor 2003 einige Live-Takes enthielt, präsentierten die Polen nun ihren aktuellen Long-Player "Rapid Eye Movement" der ihren melodischen, etwas düsteren Artrock nahezu zur Perfektion bringt. Ihren Nimbus als hervorragende Live-Band sollten sie an diesem Abend wieder einmal eindrucksvoll unter Beweis stellen.

Unter frenetischem Jubel der Fans betraten die Jungs von RIVERSIDE kurz nach 22:00 Uhr die Bühne des "Rind". Mit den beiden Openern ihrer aktuellen CD "Rapid Eye Movement" Beyond The Eyelids und Rainbow Box stiegen die Polen furios in ihren Set ein. Insgesamt brachten sie lediglich vier Tracks vom aktuellen Album - zu den bereits Genannten gesellten sich noch Ultimate Trip und Parasomnia. Das Publikum nahm gerade die älteren Songs mit großer Begeisterung auf. Vor allem das 10-minütige Volte-Face wurde begeistert mitgesungen. Die Songs kamen live eine ganze Kante härter und direkter herüber, gefielen mir so fast besser als die Studio-Versionen. Der Sound war nahezu perfekt, die einzelnen Instrumente waren differenziert zu hören.

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RIVERSIDE kochte die Begeisterung der 150 Fans langsam auf den Siedepunkt. Die Bühnenpräsenz des Sängers und Bassisten Mariusz Duda war/ist phänomenal. Ich mischte mich unters Publikum direkt vor Dudas Micro und spürte förmlich die Magie, die von ihm ausstrahlte. Mit wuchtigen und knurrigen Bass-Linien trieb er, gemeinsam mit Piotr Kodzieradski, RIVERSIDE voran. Seine Vocals, auf den Tonträgern eher getragen und melodisch, kommen live erheblich rauer und härter. Apropos Piotr Kodieradski: Dudas Partner in der Rhythm-Section schießt nun wirklich jeden Vogel ab. Von der Statur her [ich würde sagen: quadratisch ;-))] kommt er mir eher wie ein Holzfäller vor. Aber wenn dieses vierschrötige Unikum seine Sticks in die bärengroßen Pranken nimmt, zaubert er traumhaft filigran leichte Rhythmen aus seinem Drum-Kit - selten habe ich einen überzeugenderen Drummer erlebt.
Gitarrist Piotr Grudzinski ist das Großhirn von RIVERSIDE, er setzt die großen Akzente. Ob das weit schweifende Melodiebögen oder schwerst-metallische Breaks sind: Alle Fäden laufen bei ihm zusammen - dabei steht er bescheiden am linken Bühnenrand, Star-Allüren sind ihm zuwider. Keyboarder Michal Lapaj sorgt mit seinen beiden [sündhaft teuren] Kurzweil-Keyboards, einem Moog und einer Korg CX3-Orgel für die symphonische Komponente des Prog-Quartetts. Zudem ergänzen seine zerbrechlichen Vocals sehr schön Dudas Lead-Vocals. Die Jungs sind perfekt eingespielt, was sicher eine Folge der ausgiebigen Tourneen ist. Aber auch menschlich scheint es stimmig zu sein.
Die Lightshow ist eher sparsam ausgefallen, wird aber sehr effektvoll eingesetzt. Showeinlagen und große Posen sind sowieso nicht die Sache von RIVERSIDE - den Vieren geht es alleine um gute Musik. Einzig Publikumsliebling Mariusz Duda animiert die Fans, die allerdings ohnehin bei jedem Song begeistert mitgehen.

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Mit I Believe und einer Hammer-Version von Second Life Syndrom wurde nach etwa 90 Minuten der Set beendet. Ohne Zugaben wurden die Polen allerdings nicht entlassen: zunächst - lange erwartet - der Single-Hit 02 Panic Room, der die Stimmung zum absoluten Höhepunkt hochkochen ließ. Nach weiteren zwei Zugaben, beendeten RIVERSIDE nach knapp 2 Stunden den Abend und hinterließen ausschließlich hochzufriedene Fans.

Alles in allem war's mal wieder ein unterhaltsamer Abend im "Rind" - jeder kam wohl auf seine Kosten. Die Jungs von RIVERSIDE haben mich gewaltig beeindruckt. Ich empfehle jedem, der sich für anspruchsvollen, leicht düsteren Prog-Rock interessiert diese Band, von der ganz sicher noch einiges zu erwarten sein wird.

SETLIST:
Beyond The Eyelids, Rainbow Box, I Turned You Down, Ultimate Trip, Conceiving You, Loose Heart, Parasomnia, Volte-Face, I Believe, Second Life Syndrom
ENCORES:
02 Panic Room, Lucid Dream IV, The Curtain Falls

Steve Braun, 11.12.2007

 

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