Robs Songs kenne ich inzwischen so
einigermaßen, was dem Genuss nur zu Gute kommt. Dass er eigentlich eine
zweite Gitarre dabei haben wollte, ist seinem Spiel nicht anzumerken. Es ist schon erstklassig, wie er in die
Begleitakkorde die Soli einbaut. Umsomehr, als seine Songs mehr komponiert und ausgefeilter sind. Beim Jim
Beam Blues bin ich nicht der Einzige der mitsingt. Auch Revenge of the Monkeygrinder ist so
einigen bekannt. Überhaupt hat er eine tolle Bühnenpräsenz. Zwei, drei deutsche Wörter, ein
sympathisches Lachen und schon sind die ersten Reihen voll dabei. Nach dem Rest schaue ich mich nicht um.
Rob spielt seine Songs ziemlich original. Das Wahwah-Pedal kommt zum Einsatz, wohl dosiert, wo es zu erwarten
war. Mark Williams, sein Bassist, steht seinem Kollegen Ben Christie vom Können her in nichts nach. Er
bewegt sich etwas mehr, wippt im Rhythmus Zehe - Ferse - Zehe usw. Und es herrscht fast ständiger
Blickkontakt mit Rob und Rick Lloyd; ein sehr gut eingespieltes Trio. Rob wirft immer wieder mal ein deutsches
Wort ins Publikum, was sehr gut ankommt. Die Pausen zwischen den Songs sind sehr kurz, es geht richtig Schlag
auf Schlag und für Langeweile ist bei diesem Powerrock absolut keine Gelegenheit. Ein Gag von Rob ist eine
Solopassage, die er mit der Strat hinter dem Nacken spielt. Perfekt. Und dies erklärt auch das
Nichtvorhandensein einer Les Paul.
Die schon angesprochene Zugabe Baby please don't go (THEM, 1966) hat mir damals schlaflose Nächte
bereitet. Ich war schon froh, jeden zweiten Ton zu erwischen. Aber was Rob da spielt, treibt mir die Tränen
in die Augen, während er dazu grinst, Grimassen schneidet und sich sichtlich köstlich amüsiert.
Und mit welcher Power dieser Oldie dahinrast - eine Ohren- und Augenweide, und ein würdiger Abschluss.
Wie angekündigt stößt Gwyn zu Robs Trio. Er nimmt die Tele Nr 2, die inzwischen doch sehr
verstimmt ist. Ein paar Sekunden und witzige Dialoge zwischen den beiden später, ist nur noch das Hohe E
etwas zu tief, was Gwyn aber überhaupt nicht stört, und ab geht die Session.
Der Höhepunkt des Zusammenspiels der beiden: Hintereinander stehend, spielen sie auf der Gitarre des
anderen. Gwyn muss seine rechte Hand schon ziemlich verrenken, um die Saiten von Robs Strat richtig zu
erwischen. Und dann spielen sie Solo, als wäre dies das Normalste der Welt. Super. Wer es nicht weiß,
mag kaum glauben, dass die beiden noch nie gemeinsam auf der Bühne waren.
Die Zugabe der Session zeigt uns die beiden Gitarreros ohne Begleiter. Sie spielen sich die Läufe zu, dann
kommen sie zweistimmig, allererste Klasse. Dann bemerke ich, dass das Fenderfass überläuft und ich
verziehe mich ins Foyer, zu Lucky und Cola, und beobachte durch die offenen Türen die letzten Minuten.
Die Lautstärke ist bis auf wenige Ausnahmen gut erträglich gewesen. Die Halle muss nicht zittern,
damit Rockmusik gut klingt. Nein, der Sound bei beiden hat fast immer erkennen lassen, was Sache gewesen ist.