Titel |
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Disc One: |
01. Philly Blues |
02. Chevrolet |
03. Start It Up |
04. Good Thing |
05. Moth To A Flame |
06. Lovin' Cup |
07. Time Remembered |
08. Bounce That |
Disc Two: |
01. Don't Let The Sun Cath You Cryin' |
02. Put It Where You Want It |
03. Prison Of Love |
04. Wes |
05. Tired Of Talkin' |
06. Corner |
Musiker | Instrument |
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Robben Ford | Guitar, Vocal |
Tom Brechtlein | Drums |
Roscoe Beck | Bass |
Bill Boublitz | Organ, Piano |
Wie viele Künstler, greift man auch im Hause Robben Ford in der Pandemie auf Eingemachtes zurück. Wobei man zugestehen muss, dass er 2021 mit “Pure“ ein Studioalbum veröffentlicht hat und gleichzeitig wird man von Robben nicht so inflationär mit Live-Alben zugeschmissen, wie von manch anderen Künstler. Diese Veröffentlichung sollte für einige Freude sorgen, stammt sie doch noch aus den Tagen mit seiner schon fast legendären Begleitband THE BLUE LINE. Warum er diese Formation nach acht Jahren ihres Bestehens aufgelöst hat, verstehen noch heute einige nicht. Aber Unstetigkeit zieht sich nun einmal wie eine rote Linie durch die Karriere des Ausnahmegitarristen.
Auf der “Live At Rockpalast“ gibt es von1998 zwar schon einmal eine Aufnahme, aber hier sind wir noch zwei Jahre früher dran und an Orgel und Piano saß da noch Bill Boublitz, der womöglich die bestmögliche Ergänzung zum Rhythmus-Duo Roscoe Beck und Tom Brechtlein darstellt. Und, ja, in “Yoshi's“ wurde auch der 1995er Akustik-Gig aufgenommen, der als “The Authorized Bootleg“ erhältlich ist, aber hier genießt man die Band dann in ihrem vollen Glanz. Sozusagen: Elektrisiert. Und das dürften schnell auch die Anwesenden gewesen sein, denn was der Fusion-Vierer drauf hatte, das kriegen wir schon zu Beginn serviert. Das fängt beim Philly Blues locker swingend und bluesig an, aber das Instrumental lotet schnell ein paar Grenzen aus und sobald Ford seine Solo-Licks in den jazzigen Bereich driften lässt, folgen ihm seine Mitstreiter in gleichem Maße.
Da dreht sich der Down-To-Earth-Blues-Purist wahrscheinlich bei mancher Noten-Lawine schon weg und denkt sich, was passiert denn hier? Der Gitarren-Fan kommt ziemlich bald aus dem Staunen nicht heraus und wer sich von Jazz und Fusion begeistern lässt, wird hier schnell fündig. Und zwar bei jedem Mitglied der Band. Was Beck und und Brechtlein für einen vertrackt-funky Background in Chevrolet liefern ist eine Demonstration einer eingespielten Rhythmusgruppe und wie Boublitz in Start It Up seine Hammond bearbeitet ein Glanzlicht für alle Fans der schwarzen und weißen Tasten.Wenn sich die Vier in Good Thing dann immer mehr abspacen, dann wird’s knapp neuen Minuten lang schon richtig experimentell.
In gemäßigteren Bahnen verlaufen solche herrlich groovenden Songs, wie Moth To A Flame oder Paul Butterfields funkiges Lovin' Cup. Solchen Titeln tut es auch gut, dass hier Gesang dabei ist und sich die Instrumentalisten immerhin während der Textzeilen zurückhalten. Still sitzen mag man bei solchen Nummern aber jedenfalls nicht. Dann eher schon bei so verträumten Instrumentalparts, wie bei Time Remembered mit absoluten Jeff Beck-Qualitäten. Im anschließenden, fast viertelstündigen Bounce That bleibt's Beck-mäßig, aber es fliegen bald wieder Funken und Noten kreuz und quer. Und nicht zuletzt das Drum-Solo von Tom Brechtlein begeistert innerhalb dieser Nummer.
Begeistert kann man – mit entsprechendem Horizont – hier aber von jedem Titel sein. Ob etwas gediegener, wie in der souligen Ballade Don't Let The Sun Catch You Cryin', vertrackt, wie in Put It Where You Want It (toller Bass-Part von Roscoe Beck!), im relativ straighten Prison Of Love oder der finalen Jam Rock-Nummer Another Corner. Fans von GOV'T MULE dürfte hier manches bekannt vorkommen. Zweifellos haben Haynes und Kollegen einen ähnlichen musikalischen Background, wie ROBBEN FORD + THE BLUE LINE. Wie ich finde, ein tolles Dokument einer wahrlich beeindruckenden Band.