Robert Francis Before Nightfall, Warner Music, 2010 |
Robert Francis | Vocals, Guitar, Piano, Mellotron, Solina | |||
Alex Kweskin | Bass, Vocals | |||
Graham Lathrop | Guitar, Pedal Steel | |||
Richard Gowen | Drums | |||
D. Sardy | Percussion, Piano | |||
Carla & Juliette Commagere | Backing Vocals | |||
Amir Yaghmai | Violins | |||
Ry Cooder | Slide Guitar on Climb A Mountain | |||
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01. Darkness | 07. Mescaline | |||
02. Junebug | 08. Where You Came From | |||
03. Nightfall | 09. One By One | |||
04. Climb A Mountain | 10. Hallways | |||
05. I Like The Air | 11. Playground | |||
06. Keep On Running | 12. Do What I Can | |||
Man könnte ja meinen, man hat einen Newcomer vor sich, wenn wieder plötzlich so ein Shootingstar auftaucht. Tatsächlich ist "Before Nightfall" bereits Robert Francis' zweites Album und wäre ihm nicht die Fußball-WM im Wege, hätte Junebug auch hierzulande ein ähnlicher Chartstürmer werden können, wie in den Vereinigte Staaten. Und so einen Sommerhit zu landen, obwohl es sich nicht gerade um den fröhlichsten Song handelt, ist ja auch nicht so einfach.
Robert ist halt mehr der Melancholiker, für den, nach eigener Aussage, Songschreiben noch weit mehr als eine Therapie ist. "… it's a way to keep me from completely losing my mind" schreibt er auf seiner Webseite. Na ja, solche Kerle sind oft bei den Mädels gern gesehen.
Auch wenn die Erkenntnis "I never was the one for you, you never was the one for me" am Ende von Darkness steht, hat die Nummer einen gewissen hoffnungsvollen Charakter trotz aller Melancholie. Die stellenweise atmosphärischen Klänge und Roberts Gesang, besonders wenn er sich zu einem höheren, raueren Schreien aufschwingt, erinnert nicht unerheblich an U2 und natürlich deren Leadsänger Bono.
Das klingt auch beim zweiten Song, der Hitsingle Junebug, durch. Der Sänger und seine Band kreieren eine spannungsvolle Atmosphäre und eine Melodie, die einen problemlos noch bis über den Herbst hinaus begleitet. Hat so ein bisschen was von dem Flair von Wire To Wire von RAZORLIGHT. Und ein klein bisschen Bruce Springsteen ist auch noch drin. Tja, so sind die jungen Kerle heutzutage.
Jener Bruce kann ja auch allein mit seiner Stimme den Hörer fesseln und die Musik mal ganz weit zurück, im Hintergrund, belassen. Das funktioniert auch in Nightfall bestens, welches mir, nicht zuletzt durch den With A Little Help From My Friends-Chor, noch besser gefällt. Sollte mich nicht wundern, wenn das Live ähnlichen Aufschwung erleben würde.
Früher hätte das groß auf dem Cover gestanden, wenn eine Koryphäe wie Ry Cooder die Slide-Gitarre für Climb A Mountain eingespielt hätte. Heute findet man das nur in den Liner-Notes und per aufmerksamer Ohren, denn wie immer ist das richtig klasse, was der für Stimmungen erzeugen kann und unter den - diesmal Fistelstimmen-Bono - Gesang von Robert Francis legt.
Like The Air mutiert jetzt auch nicht zur Up-Beat Nummer, aber hat doch einen gewissen Drive. Leicht sphärisch, wie man das u.a. von Chris Isaak kennt.
Ich verweise ungern schon wieder darauf, aber Keep On Running klingt so dermaßen nach U2, dass man manchen Fan damit verblüffen könnte. Und hätte bei den Iren höchstwahrscheinlich zum Hit getaugt. Doch, ist 'ne richtig gute Nummer.
One By One hat wieder diesen Springsteen-Touch, so Richtung I'm On Fire, nur etwas vielfältiger und mit der Stimme von Juliette Commagere, als weiblicher Gegenpart, auch richtig interessant gestaltet.
Das Schöne an diesem Album, trotz gelegentlicher Schwermut, ist, für mich, die richtig gut klingende Instrumentierung, der Sound der Gitarren und Keyboards und - natürlich - die Stimme von Robert Francis. Die wird uns noch einige Jahre im Radio begegnen.
Das unterstreichen auch Playground, mit seinem Country-Rock-Flair und das sehr intime - nur von Robert zur Gitarre gesungene - Do What I Can. Da klingt er für mich sehr nach dem ehemaligen REPLACEMENTS-Sänger Paul Westerberg.
Hoffen wir, dass Robert Francis noch eine Weile seine Gedanken beisammen hat, dann dürften wir von dem Jungen noch einiges hören. Vielleicht auch wieder einen Sommerhit.