Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich beim Einstieg in diese Scheibe behaupten, es handele sich um das neue – ober vielleicht besser: ein altes – Album der BLACK CROWES. Jedenfalls slidet Stone Cold Killer richtig cool und rootsig in “Red Moon Rising“ hinein, ähnlich wie die Krähen einst in “By Your Side“. Ein bisschen Country-Twang a la BLACKBERRY SMOKE schimmert noch durch, ansonsten rockt das schon gut und Lead-Gitarrist Henry James Schneekluth geht hier schon ganz schön zur Sache.

Es heißt ja, die Band vollzöge eine “leichte Abkehr von ihrem traditionellen Sound“, aber das sollte man nicht so ernst nehmen. Man bleibt schon bei den bewährten Tugenden und die Zusammenarbeit mit Joe Bonamassa, bzw. dessen Journeyman Records, zahlt sich auch aus. Sitzt doch wieder Star-Produzent Kevin Shirley an den Reglern, der kürzlich erst bei Joanne Shaw Taylors neuen Album ganze Arbeit geleistet hat.

Trouble erinnert mich mit seinem südstaatlichen Blues Rock etwas an BROTHER CANE, falls die noch jemand kennt, hat aber auch ein bisschen PEARL JAM-Flair, was den Gesang angeht. Und auch hier gibt's im Solo den gewissen kick-in-the-ass! Die Ballad Of A Broken Hearted Man dürfte in Southern-Rockers Ohren schnell Platz finden und da zum Dauermieter werden. Hat gut Druck und Power und das rechte, schleppende, Rock Ballad-Tempo. Möchte man sich gleich nochmal anhören. Der Titelsong des Albums klingt dann gleich mehrfach nach Jam Rock. Robert Jon Burrsions Gesang erinnert nicht wenig an Warren Haynes und der ganze, leicht psychedelisch eingefärbte, Sound wabbert funky und groovy dahin. Nichts Neues, aber kommt gut. Um den “Blutmond“ spinnen sich ja viele Mythen. Die meisten lassen hernach nichts Gutes erwarten, aber geht’s auf jeden Fall gut weiter.

Dragging Me Down hat auch gehörige GOV'T MULE-Verwandtschaft und wird ab ca. der Hälfte dann auch recht heftig. Kommt gut! Bereits am Eingangs-Riff von Hold On kann man sich als Rock-Freund so richtig erfreuen. Hat direkt AC/DC-Qualitäten, während man im Refrain wieder in Richtung der bereits erwähnten BLACKBERRY SMOKE tendiert. Bei Down No More blickt man dann zurück, an die heimische Westküste und schickt dem Westcoast-Sound beste Grüße. Lässt die Sonne aufgehen. Und die bleibt während der Honky Tonk-Nummer Help Yourself auch am Firmament, wenngleich es wieder mehr Richtung Southern Rock geht, so wie man den aus den mittleren Siebzigern in Erinnerung hat.

Bei Worried Mind bleibt die Band, mit Ausnahme der Slide-Guitar, bei akustischen Instrumenten, zu denen auch ein Akkordeon zählt. Schöne Feierabend-Nummer, zu der man gerne länger sitzen bleibt und Nachschub bestellt. Bei Give Love geht’s wieder mehr in den Bereich Jam-/Psychedelic-Rock. Tolle Atmosphäre, die hier gezaubert wird und die mich an Band wie JUPITER COYOTE erinnert. Die CD hat anscheinend zwei Bonus Tracks, wovon Rager wieder den Haynes-Stempel trägt, wenn es der kernig-rockig mag, und Hate To See You Go einen Southern-Traum erster Güte ist (natürlich mit zweistimmigen Gitarren), der Fans von Tom Petty bis ALLMAN BROTHERS beglücken dürfte. Duane und Dickey hätten hier mindestens eine halbe Stunde drüber geschwelgt. Wer Robert Jon kennt, der darf sich auf ein paar neue Facetten freuen und wer bisher abstinent war, der kann sich mit “Red Moon Rising“ endlich infizieren lassen.