Too Much Desire, Freedom Records, 2008 | ||||
Robyn Ludwick | Vocals, Acoustic Guitar, Harmonica | |||
Mike Hardwick | Electric & Acoustic Guitars, Dobro | |||
Andrew Nafziger | Electric & Acoustic Guitars, Lap Steel, Dobro, Banjo | |||
Eddie Cantu | Drums, Percussion | |||
John Ludwick | Electric & Upright Bass, Percussion | |||
Michael Ramos | Piano, Hammond B-3 | |||
Stefano Intelisano | Wurlitzer, Piano, B-3 | |||
Warren Hood | Mandolin | |||
Rich Brotherton | Acoustic Guitar, Mandolin | |||
Kim Deschamps | Pedal Steel | |||
Thomas Robison Ludwick, Eleanor Whitmore, Melissa Becker, Michael Shay | Strings | |||
Andrew Hernandez, Eliza Gilkyson, Bruce & Charlie Robison, John Ludwick, Warren Hood, Karen Poston | Background Vocals | |||
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01. Alright | 07. Lolita | |||
02. '72 Texas | 08. Sweet Marie | |||
03. No Way Out | 09. Pleasure And Pain | |||
04. Big Fall | 10. Desire | |||
05. Boulevard | 11. Lullaby | |||
06. Monte Carlo | 12. Julia Odessa | |||
Der Roots- bzw. Americana-Zirkel in Austin/Texas und Umfeld erweckt ja des öfteren den Anschein, es mit einer großen, musikalischen Familie zu tun zu haben. Jeder hilft jedem, nicht nur auf instrumentaler Ebene, da gibt's kaum Berührungsängste oder fehlgeleitete Hochnäsigkeit. Manches Mal trifft man aber sogar auf echte Familienbande, wie im Falle Robyn Ludwicks, deren Mädchenname Robison lautet. Na, klingelt's ? Bruce und Charlie Robison, ganz genau. Beide Herren sind schließlich selbst renommiert genug und im Musikbusiness erfolgreich tätig, Der eine, Bruce, sogar mit der lieblichen Kelly Willis verheiratet, die uns auch schon so manch feines Country/Roots-Album beschert hat. Weiß Gott, ein musikalischer Haufen, zumal auch Robyns Ehemann und Bandmitglied/Co-Produzent John Ludwick der texanischen Musikergilde entstammt.
Somit erwarten wir von Robyn Ludwicks zweitem Album, nach dem tollen Debut "For So Long" aus dem Jahre 2005 (welches seinerzeit auch die Euro-Americana-Chart anführte), sicherlich einiges an Qualität. Und siehe da, der Fan guter, handwerklich hervorragend inszenierter Country bzw.-Americana-Musik kommt auch bei "Too Much Desire" wieder voll auf seine Kosten.
Das neue Ludwick-Album überzeugt auch dieses Mal wieder mit knackigen, taufrischen Roots-Rockern (Desire), die mit satter Gitarrenfraktion (Mike Hardwick und Andrew Nafziger) ausgestattet werden und dem gewissen, gut verträglichen Faktor Pop aufwarten, der fast schon so etwas wie Westcoast-Flair verbreitet (hier die wunderbaren Alright und Boulevard) und ähnlich gut gelungen daherkommt, wie bei Robyns ebenso talentierten Kolleginnen Kathleen Edwards und Shannon McNally. Andererseits darf man sich an stripped-down, down-to-earth Country-Balladen im traditionellen Stil (z.B. das grandiose Lolita) erfreuen, die gelegentlich auch mit opulenter Streicherunterstützung aufgepeppt werden, deswegen aber kaum an Intensität verlieren, sondern eher die Eindringlichkeit solcher Mini-Dramen wie Julia Odessa gezielt unterstreichen. Robyns tolle Stimme, die oft genug an Stevie Nicks und Shannon McNally erinnert, leistet natürlich einen großen Qualitäts-und Wohlfühlanteil, doch ohne diese formidable Begleitband und engagierten Gästen, wie z.B. Michael Ramos (Piano, B-3), Rich Brotherton (Guitar, Mandolin), Eliza Gilkyson, Bruce und Charlie Robison käme dieses Album sicherlich nicht auf dieses hohe Niveau.
Bei "Too Much Desire" kommt im Grunde sehr viel Gutes zusammen: prima Songs (mein Favorit ist übrigens Monte Carlo), tolle Musiker mit stimmigem Zusammenspiel und feinen solistischen Einlagen, berührende Gesangsleistungen und Lyrics, sowie eine warme, einfühlsame Produktion mit überzeugendem Sound. Eine absolute Empfehlung für Americana-Freunde also. Um mal im familiären Dunstkreis zu bleiben, möchte ich "Too Much Desire" zumindest ein ähnliches Qualitätslevel wie seinerzeit Kelly Willis' "What I Deserve" attestieren. Zum liebhaben . . .