Rocket Riders Lightning Session, Eigenvertrieb, 2010 |
Ralf Axnick | Acoustic Guitar, Vocals | |||
Rolf Hesselmann | Upright Bass | |||
Dirk Roeder | Electric Guitar | |||
Guests: | ||||
Axel Praefke | Electric Guitar #4, Drums #2 & 3 | |||
Ike Stoje | Handclaps #1 | |||
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01. I'm Doin' Alright | 07. Gypsy Eyes | |||
02. Long Blond Hair | 08. Last Night | |||
03. King Of Fools | 09. Broken Heart | |||
04. Silver Wings | 10. Golden Rocket | |||
05. Let's Think About Livin' | 11. Boppin' Daddy | |||
06. One Heart Two Kisses | ||||
Wer meint, in knapp zwei Minuten sei nicht allzu viel zu bewegen, der liegt zumindest in Sachen Musik gänzlich daneben. Denn wer es wagt, bei seinen musikalischen Exkursionen noch ein wenig weiter zurückzublicken als in die Siebziger, kommt schließlich neben der Gewissheit, dass seinerzeit die Punk-Ikonen der RAMONES die Könige des gewitzten Kurzsongs waren, möglicherweise noch auf die Fährte anderer Gattungen.
In den guten alten Fünfziger Jahren wuchs in der Keimzelle Memphis/Tennessee neben den bereits etablierten Genres wie Rock'n'Roll und Country ein zartes Pflänzchen namens Rockabilly heran. Diese auf diffus verästelten Wurzeln basierende Mixtur aus Rock'n'Roll, Rhythm & Blues und Country-Music, die gemeinhin von Weißen zelebriert wurde, startete ihren Erfolgskurs ca. 1954 im weiteren Umfeld des Sun Records Gründers Sam Phillips.
Beseelt von dieser gewachsenen Tradition, die einst Leute wie Sam Phillips, Elvis Presley, Buddy Holly, Eddie Cochran und Johnny Cash initiierten (um nur mal die bekanntesten zu nennen), sehen sich die ROCKET RIDERS nun als sogenannte Enkelsöhne und Erbverwalter dieser recht speziellen Stilistik, die sich ursprünglich im Trio-Format (Ac-Guitar, El-Guitar, Upright Bass) den Weg durch die rauchigen Kneipen des Südens bahnte.
Im Ruhrgebiert, der Heimat der ROCKET RIDERS, kommt es schließlich tagtäglich zum Zusammenprall verschiedenster Kulturen, also ergibt sich hier selbstredend auch genügend Nährboden für das inzwischen als Nischenprojekt gehandelte Genre Rockabilly.
Ralf Axnick, Dirk Roeder und Rolf Hesselmann zeigen auf ihrem kurzen und knappen Silberling, der treffenderweise "Lightning Session" betitelt ist, zur Genüge, dass sie in Sachen Ahnenforschung so umtriebig und zielsicher zu Werke gehen, dass die Explosivität, Spritzigkeit und dieses gewisse Lebensgefühl der Fünfziger auch im Hier und Jetzt eine absolute Existenzberechtigung besitzen. Sowohl die Songauswahl (Merle Haggard, Hank Snow, Johnny Burnette, Johnny Powers, etc) als auch die stimmige Soundästhetik, die im Lightning Recording Service in Berlin eingefangen wurde, spiegeln die Hingabe und Leidenschaft der drei Herren klar und deutlich wider.
Wenn sich also für neugierig gewordene Konzertgänger eines Tages die Gelegenheit ergibt, die ROCKKET RIDERS auf der Bühne zu erleben, sollten sie sich nicht wundern, wenn sie dem prickelnden Charme des Trios erliegen und sich die "Lightning Session" für ein paar läppische Euros als Souvenir mit nach Hause nehmen. Denn Rockabilly "is still alive and well".