Roddy Hart Bookmarks, Vertical Records, 2006 |
Roddy Hart | Vocals, Guitars, Piano, Hammond, Banjo, Harmonica | |||
Paul Livingstone, John Martin | Guitars | |||
Michael McDaid | Bass | |||
Seamus Simon, Stephen Douglas | Drums | |||
Geoff Martin | Piano, Hammond Organ, Backing Vocals | |||
Paul McGeechan | Piano | |||
Kris Kristofferson, Eddie Reader | Harmony Vocals | |||
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1. The Life And Times Of Joseph Rowe | 8. Rain In December | |||
2. She Is All I Need | 9. Nothing Is Broken | |||
3. Temperance Of Peace | 10. One Thousand Lives | |||
4. My Greatest Success | 11. Time Is A Thief | |||
5. Flames | 12. Home | |||
6. I Will Not Fear The Dark | 13. Journey's End | |||
7. Suffocate | ||||
Feiertag, Fronleichnam, dicker Kopf, einen Tag nach dem zweiten Sieg der Deutschen Nationalmannschaft bei der Fußball-WM. In diese selige Hochstimmung passt dieser entspannte, für einen 26-jährigen Schotten recht reif und kompetent klingende Singer-Songwriter-Roots-Pop wunderbar hinein. "Bookmarks", Roddy Harts erstaunliches Debutalbum, entwickelt die Wirkung eines Seelenbalsams. Gleich der Opener The life and times of Joseph Rowe besticht mit Westcoast-inspiriertem Melodiereichtum, einem Jackson Browne-Song nicht unähnlich, und hat das Zeug zum Klassiker. Für mich jedenfalls das schönste Lied auf "Bookmarks". Wiewohl auch der Rest der insgesamt 13 Titel auf klassischen Mustern basiert, deren Ursprung sicherlich in den späten 60's bzw. frühen 70's zu finden ist. Ein Paradebeispiel für sensibles, eklektizistisches Songwriting. Man muss Roddy Hart wohl beglückwünschen, dass er in jungen Jahren schon genügend Reife beweist, um so ein spannungsvolles und unterhaltsames Album zu kreieren.
Vertical Records, Harts Plattenlabel, zeichnet u.a. auch verantwortlich für die feine Scheibe von Kollege Dean Owens.
Roddys Band, deren Musiker mir bislang nicht bekannt waren, spielt größtenteils ausgebufft und beweist einfühlsame Cleverness im Umgang mit den Songarrangements. Ein wenig mehr Dynamik und Risikobereitschaft hätte dem einen oder anderen Song sicherlich noch besser zu Gesichte gestanden, aber im Großen und Ganzen darf man wohl absolut zufrieden sein. Ein Track wie She is all I need, auf dem eine gute alte Bekannte namens Eddie Reader ihre gesangliche Vistenkarte abgibt, hätte wohl durchaus berechtigte Chancen, ein feines Plätzchen auf Ryan Adams' "Gold"-Album zu finden.
Neben Eddie Reader, die sich einige Male hervorragend in die Harmony-Vocals einmischt, findet sich auch ein verehrter Altmeister wie Kris Kristofferson, der dem jungen Roddy gleich zweimal als Duettpartner die Ehre gibt und den jungen Schotten in der Vergangenheit schon persönlich als 'support act' auf seine U.S.-Tour einlud. Die Balladen My greatest success und Home offenbaren sich mittels gebührender Sentimentalität und leichtem Country-Anstrich als emotionale Großtat der ebengenannten Beteiligten.
Home kann man sich durchaus auch mit Neil Diamond als Gesangspartner auf dessen letztem "12 Songs"-Album vorstellen.
Ein Song wie One thousand lives zeugt wiederum ganz offensichtlich von Roddy Harts Liebe zu Bruce Springsteens Mittsiebziger Songzyklus. So verneigt sich Roddy Hart immer wieder mal in die eine oder andere Richtung und zollt seinen Vorbildern Tribut.
So sieht's aus Freunde, diese Querverweise dienen quasi als "Bookmarks" für den hellhörig gewordenen Freund abgehangener, traditionsbewußter Singer-Songwriter-Musik. Roddy Harts Debut ist eine von diesen Scheiben, die einem nach mehrmaligen Genuss so richtig ans Herz wachsen. Schwer sympathische Musik eines jungen Mannes, der mit einem großen Talent gesegnet ist. Mit Roddy Hart werden wir wohl auch in Zukunft noch rechnen müssen.