Ich bin halt gebor'n für was auf die Ohr'n singen die RODGAU MONOTONES auf ihrem neuen Album "Ein Leben für Lärm". Manche lernen's nie, sind einfach unverbesserlich - das verbindet den Schreiberling dieser Zeilen mit dieser ur-hessischen Krawall-Band, die sich den rotz-frechen Charme einer "Schülerband" bis heute erhalten konnte. Die MONOTONES waren schon immer abseits des Mainstreams. Als sie Ende der 70er ihre Karriere starteten, waren ZZ TOP in Deutschland mehr oder weniger unbekannt. Auch als dann die "Neue Deutsche Welle" epidemieartig grassierte, spielte man weiter munter Boogie. Als sich einschmeichelnde Pop-Klänge mehltauartig über dieses Land legten, kannte man nur eines: R-O-C-K und sei's auch am Stock ;-)) Keine Kompromisse - man blieb sich und dem Lärm treu ....
Die Location für diese Release-Party war erstklassig gewählt: Der "Treffpunkt" in Neu-Isenburg, in Szenekreisen nur als "Treffer" bekannt, ist DER Club im Kreis Offenbach-Land und feiert in diesem Jahr, wie die MONOTONES, sein 30-jähriges Jubiläum. Hier haben seit den späten 70er-Jahren nicht nur internationale Szene-Stars vor einem kundigen Publikum gespielt - nein, hier verdiente sich die Crème de la Crème südhessischer Rockmusik, HOB GOBLIN, DIE CRACKERS und FLATSCH!! (um jetzt 'mal nur die Bekanntesten zu nennen) ihre ersten Meriten. Der "Treffer" war eine der Bastionen, die ambitionierte Rockbands einnehmen mußten, bevor man sich an Frankfurts 'Gudd Stubb', die "Batschkapp", oder den "Sinkkasten" wagen konnte. Selbstverständlich waren die MONOTONES ständige Gäste im "Treffer", ja man erspielte sich gar den Rang einer "Hausband". Auch zu Zeiten, als man bereits in Stadien zu spielen pflegte und im "Rockpalast" europaweit im TV übertragen wurde, fanden die MONOTONES in regelmäßigen Abständen wieder den Weg zu ihren Wurzeln. Es ist gerade die Bodenständigkeit, die diese Band so sympathisch macht und für die ihre Fans sie abgöttisch lieben.
Bereits vor dem Gig gab's die MONOTONES zum Anfassen. Im Biergarten erfreuten sich die Band, ihre Freunde und Fans an (alkoholfreien) Hopfen-Gewächsen. Sängerin Kerstin Pfau mit Lockenwicklern - das hatte was! Fehlt nur noch die "Kiddelscherz" [für Nicht-Hessen: die Kittelschürze, bevorzugtes Kleidungsstück älterer, weiblicher Mitmenschen] und ferddisch ist "Frau Batz", die legendäre Vermieterin von Herbert, dem Bornheimer Super-Dong-Dong-Dieb, dessen Lebensgeschichte das Frankfurter Duo BADESALZ auf die (Welt-)Bühne brachte. Henni Nachtsheim von BADESALZ war ja auch Gründungsmitglied bei den RODGAU MONOTONES und besuchte selbstverständlich auf dieser Release-Party für "Ein Leben für Lärm" seine alten Kumpels. Dem Sänger Peter "Osti" Osterwold war ein wenig Nervosität anzumerken, jedenfalls wuselte er rastlos hin und her. Während Raimund Salg und Joky Becker wie immer ganz cool in ihrer Mitte ruhten.
Der "Treffer" begann sich sofort nach Einlass zu füllen und als die MONOTONES pünktlich um 21:00 Uhr begannen, war's knallvoll. Gut 200 Freunde kultivierter Rockmusik waren anwesend, wobei ein kleines Kontingent der Tickets über die Website der Band an den Fan gebracht wurden.
Nun war es ja nicht die erste Release-Party, die die MONOTONES im "Treffer" feierten, aber es war die Erste in ihrer 30-jährigen Karriere, bei der sie die komplette neue Scheibe in einem Set vorstellten. Los ging's gleich mit dem Titelsong und trefflicher läßt sich die Philosophie der RODGAU MONOTONES nicht in Worte fassen: Ein Leben für Lärm, "Osti" Osterwold in Metal-Pose am Bühnenrand - dieser Mann kann vor lauter Kraft kaum laufen! Die Lautstärke wurde von Anfang an, ganz dem Motto des Abends entsprechend, an die obere Schmerzgrenze hochgefahren, aber heulen is' nich' - das ist Rock'n'Roll. Das nächste Stück beleuchtet kritisch die millionenfachen Dramen, die sich jeden Morgen an den Frühstückstischen der Nation zutragen: Nutella is'all'. Munter wird weitergerockt, bis das die Schwarte kracht: Mach' Dich vom Acker und "Bababa-Bady-Bady" Partyalarm bringen die Trommelfelle zum vibrieren. Die beiden Gitarristen Ali Neander und Ray Salg haben einen Gitarrenton ziemlich genau zwischen Angus Young und Billy Gibbons 'drauf. Sie verzichten auf jeden Schnick-Schnack und beweisen, dass es auch ohne ganze Batterien von Effektgeräten geht.
Es folgte die Ballade Ganz egal, die man bereits vom "Eukalyptus Now"-Album kennt, allerdings in einer völlig neuen Version. Dümmer als dumm und Alles viel zu schnell sind muntere Abrocker mit augenzwinkerndem Humor, unterbrochen von Granada einer im wahren Wortsinn abgefahrenen Nummer. Mit den Kultautos hatten es die MONOTONES schon immer: zuerst R 4, dann der Sche***-Ascona und jetzt der olle Ford-Granada. Dann die Stimmungsnummer schlechthin: das Frauenfeindliche AC/DC-Stück zu dem sich "Osti" aka "Geiler Jägermeister" [d.i. der hessische Schmalspur-Ramazotti] das passende Kleidungsstück überstreifte. Der "Mob" hieb auf die Pauke, während "Joky" uns den Angus Y. machte - da blieb kein Auge trocken. Mastermind Ali Neander gab den eloquenten Conférencier: die Dame samt ihren Herren hatten unglaublichen Spass auf der Bühne ....und nu'? Booogiiiiie-Time: Geht in Ordnung, sowieso, genau. Danach mit Ohne Worte die zweite Hammer-Ballade des Abends und das folgende Na und .... hat das Zeug zum absoluten Sommerhit dieses Jahres. Wenn das nicht die neue Single wird, freß ich 'nen .... Handkäs' mit Musik. Wahnsinn, wie sich Kerstin und Osti die Komplimente um die Ohren schlugen und dann der Höhe- und Schlußpunkt: Auf der Studio-Scheibe ließ sich noch gar nicht abschätzen, was für ein Live-Killer R.O.D.G.A.U. werden sollte. Die MONOTONES waren schon von der Bühne, da wurde immer noch minutenlang "R-O-D-G-A-U Möh-Möh-Möh Monotones" skandiert - was 200 Leute für einen Lärm machen können, ist immer wieder erstaunlich.
Völlig klar, dass die MONOTONES jetzt nicht so einfach in den Feierabend entlassen wurden. Die erste Zugabe war Blaue Augen von IDEAL, das sie wirklich seit Ewigkeiten nicht mehr live gespielt hatten. Dann natürlich Volle Lotte, was auch sonst .... und als die Stimmung auf dem Siedepunkt war, gab's zuguterletzt noch AC/DCs Highway To Hell auf die Zwölf. Kerstin Pfau ließ tatsächlich den verblichenen Bon Scott vergessen und das will was heißen.
Nach knapp 100 Minuten war dann Schluß und die Band mischte sich völlig locker unter das wartende Publikum - jetzt wurde gefeiert. Man kann den RODGAU MONOTONES nur die Daumen für den Start ihrer neuen CD drücken. "Ein Leben für Lärm" ist ihr 15. Album im 30. Jubiläumsjahr und es rockt wie Sau: man ist halt unverbesserlich ....
Bitte schaut euch unbedingt die Fotostrecke vom Konzert an!