Rodgau Monotones

"Wir gehen quasi verjüngt aus diesem Jahr hervor"

( English translation by Google Translation by Google )

Interview

Reviewdatum: 19.12.2008

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Redakteur(e):

Kay Markschies


Rodgau Monotones
"Wir gehen quasi verj?ngt aus diesem Jahr hervor", Interview

Unser Special zum 30-jährigen Jubiläum der Rodgau Monotones geht langsam zuende.
Im Rahmen des Konzertes in der Hamburger Fabrik haben wir uns noch einmal mit Ali Neander zusammengesetzt, um auf dieses ereignisreiche Jahr zurückzublicken.

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Hooked On Music: Unser Redakteur Steve hat am Anfang des Jubiläumsjahres ja auch bereits ein Interview mit dir gemacht. Welches Fazit zieht ihr denn jetzt zum Jahreswechsel ? In den letzten Monaten ist ja doch einiges passiert.

Ali Neander: Ja ! Und das Fazit ist sehr positiv.
Wir waren mit der Platte sehr glücklich, wir haben viel gespielt, wir haben ein tolles Jubiläumskonzert gehabt. Der Rückblick ist also geradezu .... dankbar.
Es war wirklich ein sehr schönes, intensives und aufregendes Jahr, was auch immer ganz gut ist, um gegen eine drohende Ermüdung anzukämpfen und verhindert, zu seiner eigenen Cover- Band zu werden. Man muss einfach immer mal wieder den Hintern hoch kriegen und sich bewegen und das ist uns dieses Jahr ganz gut gelungen. Wir gehen quasi verjüngt aus diesem Jahr hervor.

HoM: Hanau war für mich persönlich eines der beeindruckendsten Konzerte, was ich in den letzten Jahren gesehen habe. Das war so ein typisches Konzert, bei dem man die Energie unter dem Zeltdach spüren konnte.

A.N.: Stimmt ! Wir sind ja dadurch, dass es uns bereits 30 Jahre gibt, bereits jubiläumserfahren. Das begann ja schon damals mit dem 10-jährigen Jubiläum, was eine tolle Sache mit vielen Gästen war und wir damals leider nicht mitgeschnitten haben.
Das dreißigste Jubiläum war insgesamt das schönste, da wir uns dort auch ein wenig entspannen konnten, obwohl wir im Vorfeld auch eine Menge Arbeit hatten. Insgesamt herrschte in Hanau ein sympathische Wärme vor und das alles hatte nicht so einen Beweiszwang. Manchmal sind solche Veranstaltungen ja auch ein bisschen gefährlich, weil man meint, es nun ganz besonders doll bringen zu müssen und da verkrampft man dann auch gern mal.
In diesem Fall war das gar nicht so .....

HoM: ... das wäre jetzt genau meine nächste Frage gewesen. Ob ihr das Konzert überhaupt genießen konntet, aber ihr hattet ja zwischendurch auch immer mal Pausen...

A.N.: Wir hatten zwischendurch Pausen. Das einzige Problem war eigentlich nur, ob wir mit der Zeitplanung tatsächlich hinkommen werden, da die Gefahr da war, dass nach hinten heraus evtl. Dinge herunterfallen müssen. Aber es dann dann bis auf ein Stück ganz gut geklappt und deshalb konnten wir das Konzert eigentlich wirklich genießen.

HoM: Hätte man nach dem Konzert für dieses Jahr nicht einfach Schluss machen sollen, weil danach kaum etwas kommen kann, was die Motivation noch einmal steigert ?

A.N.: Das hätte man machen können, obwohl ich so etwas immer ein bisschen gefährlich finde. Wir hätten auch nach anderen Jubiläen oder als Henni ausgestiegen ist sagen können, dass man sich jetzt mal eine Auszeit nimmt und dann ein tolles Comeback hinlegt.
Aber anderseits wollten wir spielen und wir haben uns auch hier ganz bewusst dagegen entschieden, weil man dabei Betriebstemperatur verliert. Du hast dann zwar ein unheimlich euphorisches Comeback, aber das verpufft dann auch wieder ganz schnell.
Deswegen haben wir gesagt, das Jubiläum ist seine eigene Welt. Das ist auch mehr eine Rückschau. Wir haben ja auch viel neues Material und haben ja auch so einen Alltag ohne Gäste. Und deshalb haben wir gleich danach wieder gespielt und die Konzerte danach waren auch wirklich schön .
Manchmal ist es gut, so wie jetzt ein paar Wochen Kraft tanken, aber im Februar werden wir dann schon wieder ausgeruht die Bühne erklimmen.
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass für die Langlebigkeit von Bands es am besten ist, wenn man tatsächlich so eine Art Betriebstemperatur stetig hält.

HoM: "Ein Leben für Lärm" war ein wirklich starkes Album. Eines der besten deutschsprachigen in diesem Jahr, wie ich finde. Ihr habt euch dabei meiner Meinung nach auch wieder mehr auf eure Stärken besonnen, nämlich gute gitarrenorientierte Rock-Musik. Der Wortwitz schien diesmal eher an zweiter Stelle zu stehen.

A.N.: Ja, bei uns geht das immer so hin und her. Wenn man unsere Platten der letzten Jahre mal anguckt, so gibt es eigentlich immer einen Wechsel aus relativ straighten und verfusselten Platten.
Uns war wichtig, nicht mit diesem Comedy-Genre-Denken verbunden zu werden. Das machen inzwischen 1000 andere Leute besser und auch viel erfolgreicher. Und deshalb wollten wir diesmal etwas machen, was eine eindeutige Hausnummer ist und diese ganzen Skurrilitäten mal ein bisschen zurückschrauben...

HoM: ... ähnlich wie auf der "Adrenalin" ...

A.N.: ... genau, die ging in eine ähnliche Richtung. Bei "Silberhochzeit" und dem 25-jährigen Jubiläum ging es dann auch sehr stark um die Kommunikation mit den anderen Bands. Das war mehr so eine Szene, die da beleuchtet wurde.
Jetzt war die Konzentration eindeutig stärker auf uns.

HoM: Einige Stücke auf "Ein Leben für Lärm" haben auch durchaus das Zeug zum Klassiker, z.B. das Titelstück oder das frauenfeindliche AC/DC-Stück.

A.N.: Wir haben sehr gute Erfahrungen gemacht mit der Platte. Klar, die größere Gruppe der Leute, die in unsere Konzerte kommen, haben ihre Initiation in den 80er- Jahren gehabt und dieses Entdecken wirst du auch mit der neuen Platte nicht überdecken können.
Aber auch die wollen natürlich nicht immer dasselbe hören und es gibt inzwischen auch eine Generation von Leuten, die uns von damals gar nicht kennen...

HoM: .. auch ich habe euch erst in den 90er-Jahren so richtig schätzen gelernt, als ich euch mit KATARINA AND THE WAVES in der Hamburger Freiheit gesehen habe und dort die Decke brannte. Mit Henni habe ich euch in diesem Jahr in Hanau zum ersten Mal zusammen auf einer Bühne erlebt.

A.N.: Ja, super ! Hamburg ist sowieso klasse und wir beklagen das schon ein bisschen, dass wir schon örtlich irgendwie gefangen sind. Wir können uns das leider auch nicht allzu oft leisten, durch die Lande zu tingeln und es ist geldmäßig auch ein großer Unterschied ob wir bundesweit oder bei uns in der Gegend spielen.
Hamburg war wirklich immer ein supergutes Pflaster für uns und die Konzerte durchweg großartig. Mal gucken, wie es heute wird, aber wir spielen eigentlich immer gerne im Norden. Da gibt es Gegenden, die für uns schwieriger sind, z.B. Bayern. Wir kommen auch selten ins Ruhrgebiet, obwohl das eigentlich auch immer gut war. Komischerweise regieren die Leute im Norden und auch im Osten auf uns sehr positiv.

HoM: Was war denn deiner Meinung nach ausschlaggebend dafür, dass sich die Monotones in den 90er Jahren nicht deutschlandweit weiter etablieren konnten ?

A.N.: Zum einen muss man sehen, dass es zu der Zeit einfach auch einen Generationenwechsel im Musikgeschmack gegeben hat, zum anderen hatten wir damals auch noch nicht den Status wie z.B. BAP. Diese Bands leben auch heute noch von ihrem damals erworbenen Status. Und das wir den damals nicht erreicht haben, lässt sich heute dann auch in den Zuschauerzahlen ablesen, was uns wiederum nur eingeschränkt die Möglichkeit gibt, bundesweit zu spielen.
Und dann fällst du natürlich irgendwann auch aus diesem ganzen Medienapparat heraus. Und wenn du nicht in den Medien bist, dann musst du deine Platten quasi selbst am einem Stand auf dem Bauernhof verkaufen. Das wird alles automatisch kleiner, da kann man auch nichts gegen tun.
Das funktioniert noch ganz gut in Hessen und Rheinland-Pfalz, aber das war es dann schon.

HoM: ... und im Vorprogramm von BAP noch einmal 50 Städte in 3 Monaten bespielen ....

A.N.: ... würde auch schwer werden, da die BAPler ja auch irgendwie ihr Geld zählen müssen. Wir müssten dann sagen: OK, wir machen das und wollen kein Geld und machen das nur aus Promo-Gründen. Ich glaube nicht, dass wir das können. Das können wir uns auch nicht leisten.

HoM: ... aber aus deinen Worten entnehme ich schon, dass die Ausflüge in den Norden schon eher willkommene Abwechslung als lästige Pflicht sind .

A.N.: Ja natürlich ! Die Ausflüge überall hin sind eine willkommene Abwechslung und manchmal ist auch sehr spannend, da man oftmals gar nicht einschätzen kann, wie groß das Fanpotential an dem einen oder anderen Ort ist.
Seit es das Internet gibt, gibt es mit unseren Anhängern allerdings einen regen Austausch. Viele bitten uns darum, mal wieder in ihrer Nähe zu spielen und dann fahren wir dort ggf. auch mal hin. Wir müssen manchmal dann damit rechnen, dass nicht so viele Leute da sind.
Aber wo wir hinkommen, da spürt man eigentlich immer so eine Art emotionale Bindung, weil sie wahrscheinlich mit unserer Musik auch irgendwelche Dinge z.B. aus ihrer Jugend verbinden.

Und uns geht es übrigens genauso, wir spüren ebenfalls diese emotionale Bindung während der Konzerte.

Das Witzige ist auch, wenn wir uns die alten Aufnahmen ansieht, dann ist schon klar, dass wir alle älter aussehen und alles etwas gesetzter ist. Aber es ist auch erstaunlich nah an dem, was wir heute machen. Das hat uns zum Teil selbst überrascht.

HoM: Nochmal zurück zu "Ein Leben für Lärm". Wie ist Granada entstanden ? Fällt einem so etwas auf dem Klo oder unter der Dusche ein ?

A.N.: Wir hatten zusammen mit meiner jetzigen Frau, die auch Musikerin und Sängerin ist, eine Sommerveranstaltung in Frankfurt. Und sie schlug Osti und Kerstin vor, mal Operette zu machen, aber zuerst natürlich mit dem Originaltext.
Das war dann aber so lustig, dass Kerstin sich hingesetzt hat und unseren Text zu knapp 2/3 auf die Musik getextet hat.
Osti und Kerstin haben auch eine Ader für so etwas und die entsprechenden Stimmen. Und wenn die Leute das nicht tragen würden, dann wäre der Song bloß eine blöde Verarschung. So hat es aber richtig Power und dann kann man es auch machen und es ist trotzdem lustig. Und genau das ist das, was die Monotones als Anspruch an einen guten Song haben: Zuerst einmal muss das Lied Schmackes haben und dann darf es auch lustig sein.

HoM: Wie sieht es denn mit den Plänen für 2009 aus ?

A.N.: Wir haben jetzt ja quasi "das Jahr danach". Wir erholen uns jetzt erstmal und werden dann ab Februar wieder spielen und uns noch einige Spezialauftritte sichern. Was darüber hinausgeht, kann ich dir leider noch nicht sagen. Auflösen werden wir uns auf jeden Fall nicht.
Man kriegt in dieser Sache auch so eine Art Entspanntheit, weil man sich nicht mehr beweisen und nicht mehr um eine Karriere bemühen muss. Wir müssen nur sehen, dass wir nicht einschlafen und stattdessen frisch bleiben und zusehen, dass immer mal wieder etwas Neues passiert, so dass man immer das Gefühl hat, dass es eine Art Gegenwart gibt. Dann ist alles gut.

HoM: Ein neues Album habt ihr also noch nicht in der Zeitplanung ?

A.N.: Nee, derzeit nicht. Es wäre natürlich wünschenswert, wenn es nicht wieder 5 Jahre bis zum nächsten Album dauern würde, aber das ganze ist leider auch eine finanzielle Frage. Wir müssten uns dann erst einmal auf die Suche nach jemandem begeben, der uns bei der Finanzierung hilft oder man müsste das Ganze im Rahmen eines Konzeptes machen.
Also,es wäre schön, wenn wir den Abstand verkleinern könnten... auf 3 Jahre oder so ... aber da muss man mal schauen.

HoM: Wenn ich das richtig verstanden habe, dann kommen bei euch vor einem neuen Album die Songs immer so peu a peu dazu, die ihr auch frühzeitig schon mal auf euren Konzerten auf ihre Wirkung testet.

A.N.: Ja, das ist eigentlich immer so. Am Anfang haben wir immer so einen Stock von 4-5 Songs, die wir relativ früh auch live spielen. Was bei dieser Platte ganz klasse war, waren die Unplugged-Konzerte, bei denen wir zum Teil ganz andere Stücke gespielt haben als bei den verstärkten. So hatten wir einen relativ hohen "Live-Verwertungsquotienten" bei "Ein Leben für Lärm", während andere Künstler mit großem Back-Katalog oftmals nur 2 Stücke von ihrem neuen Album spielen.
Das war auch ein Wunsch von uns: möglichst viel von der neuen Scheibe spielen zu können bzw. auch mal Stücke auf der Setlist austauschen zu können.

HoM: Dann kommt auch schon die letzte Frage: Du bist ja gebürtiger Hamburger. Hast du hier noch Verwandtschaft und wie viele Neanders werden heute abend im Publikum sein ?

A.N.: Es gibt hier zwar Verwandtschaft, aber heute abend dürfte eigentlich kein Neander anwesend sein, weil die inzwischen teilweise auch ganz woanders wohnen. Ich müsste mal überlegen, das sind auch nicht mehr so viele. Ich bin ja auch mit 3 Jahren schon hier weggezogen und meine Großeltern leben nicht mehr. Aber sagen wir mal so: Es gibt schon eine innere Verbundenheit, weil mit dieser Stadt auch Kindheitserinnerungen verbunden sind und ich auch viele Freunde in Hamburg habe. Das hat mit den Neanders jetzt überhaupt nichts zu tun, sondern die habe ich über die Musik kennengelernt und die kommen aus dieser Independent-/Hamburger Schule- Szene. Die besuche ich immer mal wieder und das ist interessant,weil es eine völlig andere Welt ist. Und da ist Hamburg auch eine Super-Stadt. Frankfurt ist auch längst nicht so groß und hat nur 650000 Einwohner. Da ist Hamburg schon nochmal eine andere Dimension. Und deshalb macht es immer total Spaß, hier zu kommen, weil man halt auch viel machen kann.

HoM: Danke, Ali ! Viel Glück für den Gig nachher und natürlich frohe Festtage für dich und deine Familie.

Kay Markschies, 19.12.2008

 

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