Roger Waters The Wall - Soundtrack, Sony Music, 2015 |
Roger Waters | Vocals, Guitar, Bass | |||
Dave Kilminster | Guitars | |||
Snowy White | Guitars | |||
G.E. Smith | Guitars | |||
Jon Carin | Keyboards | |||
Harry Waters | Hammond & Piano | |||
Graham Broad | Drums | |||
Robbie Wyckoff | Vocals | |||
Jon Joyce, Pat Lennon, Mark Lennon, Kipp Lennon | Backing Vocals | |||
| ||||
Disc One: | ||||
01. In The Flesh | 09. Empty Spaces | |||
02. The Thin Ice | 10. What Shall We Do Now | |||
03. Another Brick In The Wall, Pt. 1 | 11. Young Lust | |||
04. The Happiest Days Of Our Lives | 12. One Of My Turns | |||
05. Another Brick In The Wall, Pt. 2 | 13. Don't Leave Me Now | |||
06. The Ballad Of Jean Charles de Menezes | 14. Another Brick In The Wall, Pt. 3 | |||
07. Mother | 15. Last Few Bricks | |||
08. Goodbye Blue Sky | 16. Goodbye Cruel World | |||
Disc Two: | ||||
01. Hey You | 08. In The Flesh | |||
02. Is There Anybody Out There | 09. Run Like Hell | |||
03. Nobody Home | 10. Waiting For The Worms | |||
04. Vera | 11. Stop | |||
05. Bring The Boys Back Home | 12. The Trial | |||
06. Comfortably Numb | 13. Outside The Wall | |||
07. The Show Must Go On | ||||
Meine Vermutung, am Schluss meines Reviews zum ”Rock Classics” Sonderheft über PINK FLOYD, dass “die Mauer” (nicht DIE Mauer, sondern …, na, ihr wisst schon) noch öfters auf und abgebaut werden wird, hat sich als reinste Prophezeiung erwiesen (ich erwäge mich in Prophet Epias umzubenennen): Natürlich wird uns das zentrale Epos in der Geschichte der Band noch lange und immer wieder beschäftigen. Jedenfalls solange Roger Waters am Leben ist. Möge ihm ein langes Leben beschert sein und wenn es doch eines Tages zu Ende gehen sollte, hat er bereits heute dafür gesorgt, dass eine weitere filmische Umsetzung des Meisterwerks Fans und Interessierte begleitet, bis in alle Ewigkeit.
Das war natürlich schon eine beachtliche Leistung, als Waters vor fünf Jahren diese Tour ins Leben rief, die drei Jahre andauern sollte, mit Superlativen nur so um sich schmiss und selbstverständlich auf Zelluloid – oder was man heute so nimmt – festgehalten wurde. Der entsprechende Kinofilm lies nicht lange auf sich warten und erneut selbstverständlich, gibt’s das jetzt auch auf diversen digitalen Ton- und Filmträgern. Unter anderem auf dieser Doppel-CD.
Seine einstigen Bandkollegen brauchte Roger Waters zur Realisierung dieses Projektes nicht, sein Ego reicht locker für Vier.
Was soll man sagen? Neue Freunde wird sich Waters nicht geschaffen haben und viele werden auch in Zukunft nicht dazu kommen. Aber wie man eine gewaltige Inszenierung hinkriegt, dass weiß kaum einer besser als er. Und das drückt sich auch im Sound aus. Also, selbst wenn man die Bilder hierzu nicht sieht, oder nur noch entfernt im Kopf hat, beeindruckt die Soundkulisse auch auf den CDs. Bereits bei In The Flesh wird klar, dass das hier recht rockig und druckvoll klingt. Nun, gleich vier Gitarristen – zählt man Waters dazu – machen schon was her. Darunter der allgegenwärtige Snowy White, der immer zur Stelle ist, wenn bei FLOYD mal eine Gitarre gestimmt werden muss, bzw. stimmig erklingen soll. Außerdem an der Gitarre G.E. Smith, der immer dann gebraucht wird und erste Wahl ist, wenn ein Haufen Musiker im Zaum gehalten werden muss (siehe auch Bob Dylans “30th Anniversary Concert”.
Also an Kompetenz mangelt es nicht und entsprechend klingt’s hier auch, wie aus einem Guss.
Die Lieder sind ja sattsam bekannt, und manches Geräusch – etwa der Helikopter – reicht aus, um Bilder in die Köpfe des Hörers zu projizieren. Und man kann sich wahrlich dieser Atmosphäre schwer entziehen. Die Schauer über den Rücken beim The Happiest Days Of Our Lives, bzw. Another Brick In The Wall, Part 2 sind vorprogrammiert.
Das enge Konzept lässt natürlich kaum Spielraum für Improvisationen oder Abweichungen von der Vorlage, aber die Art der Umsetzung begeistert durchaus.
Waters‘ Stimme ist für einen immerhin 70jährigen noch recht gut, aber besonders seine Mitmusiker glänzen bei der Audioabteilung dieses Konzertfilms. Das hat schon nahezu etwas “Magisches“, was da in Last Few Bricks kreiert wird.
Viel zu oft auf “Another Brick“ reduziert, wird häufig klar, wie viele weiter große Songs dieses Konzept beinhaltet. Hey You etwa, welches die zweite CD eröffnet. Vom folkigen Intro zu bombastischem Rock und wieder zurück. Erinnert hier sehr stark an JETHRO TULL.
Nicht zu vergessen Comfortably Numb, hier mit wirklich tollem Solo, bei dem man sogar David Gilmour kurzzeitig vergisst. Man muss wohl ein Manischer sein, um so eine Show ins Leben rufen zu können. Da kann man zu Waters stehen, wie man mag, wenn man so ein Resultat haben will, dann braucht es solche Typen. Auch auf CD spürt man nahezu jede Sekunde, was sich da in den Stadien abgespielt hat und selbst ohne den Film zu sehen (was sich aber kein echter PIN FLOYD-Fan erlauben wird) packt einen die Kraft der Musik und der Musiker. Sicher, kann man sich an seiner vor 36 Jahren erschienenen Doppel-LP festhalten und glücklich dabei sein, aber wer es etwas, na sagen wir “am Puls der Zeit“ mag, sollte hier mindestens Ohren, wenn nicht Augen, weit aufmachen.