Ron Pope & The Nighthawks Ron Pope & The Nighthawks, Brooklyn Basement Records, 2015 |
Ron Pope | vocals, guitars, mandolin | |||
Alan Markley | keyboards | |||
Mike Riddleberger | drums | |||
Alex Brumel | guitars, saxophone, pedal steel | |||
Paul Hammer | guitars | |||
Alex Foote | guitars | |||
Andrew Pertes | bass | |||
Jay Collins | saxophone, horns | |||
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01. Southern Cross | 06. Hotel Room | |||
02. Ain't No Angel | 07. Take Me Home | |||
03. Hell Or High Water | 08. Lies And Cigarettes | |||
04. Leave You Behind | 09. Bad Intentions | |||
05. White River Junction | 10. One Shot Of Whiskey | |||
11. Goodbye | ||||
Eine kalte Januarnacht, ein Solo-Auftritt in der Frankfurter Brotfabrik und ein Konzerterlebnis der Extraklasse. Ron Pope? Nie zuvor gehört. Viele auffallend hübsche Mädels in dem gestopft vollen Club. Sieht ja auch knuffig aus, dieser Songwriter aus New York. Aber kann er das, einen ganzen Abend lang solo überzeugen?
Und wie Ron Pope das konnte, Anfang 2013, als ich ihn das erste Mal live erlebte und völlig aus dem Häuschen war. Dieser "Southener from Georgia turned New Yorker" hatte gerade ein, wie ich später herausfand, überragendes Album ("Atlanta") veröffentlicht und warf sich mit so viel Emphase, Intensität, Humor und noch häufiger Schmerz in seine Songs, dass Zuhören gleichzeitig wehtat und befreite. In my bones, intensiver kann man eine gescheiterte "amour fou" nicht besingen.
Aber jetzt will der in Brooklyn gestrandete Songwriter noch viel mehr erreichen: als "independent artist" die Welt und ein großes Publikum erobern. Mit einer famosen Live-Band (The Nighthawks) die Hallen füllen. Eigenes Label, eigenes Management, die komplette Eigenverantwortung. Und dann noch Songs schreiben, die Americana in ganzer Breite abdecken, ein Springsteen des neuen Jahrtausend werden. Kann das gutgehen?
Zumindest geht es nicht schief, auch wenn "Ron Pope & The Nighthawks" nicht sogleich dasselbe intensive Flair verströmt wie "Atlanta". Dazu sind vor allem die rockigen und bluesigen Songs wie Ain't No Angel oder Hell Or High Water eine Spur zu dick aufgetragen, eine Prise zu viel gewollt. Bad Intentions hat New-Orleans-Bläser und ein Vaudeville-Video, aber der Song wirkt auch wie am Reissbrett konstruiert. Nach dem Motto: So müsste es doch klingen, würde Dr. John jetzt spielen...
Spannend ist der Vergleich dieses Albums mit dem jüngsten Werk von Josh Ritter ("Sermon On The Rocks"), der ebenfalls zur Riege der viel gelobten Singer-Songwriter aus der neuen Americana-Generation gehört. Während Ritter genau dann besonders punktet, wenn er sich vom gewohnten Weg ein Stück entfernt und - vorsichtig - Dancefloor in seine Songs einbaut, berührt Pope dann am meisten, wenn er seine bewährten Stärken ausspielt.
Den Strassenkracher White River Junction zum Beispiel, den auch Southside Johnny mit seinen Asbury Jukes nicht schwungvoller um die Ecke biegen lassen könnte. Den für ein live-Konzert geborenen "on the road"-Song Take Me Home. Und immer wieder die intensiven Balladen wie Leave You Behind oder One Shot Of Whiskey, die die warmen Südstaaten so perfekt mit den rauhen Ecken Brooklyns verbinden, dass die Mason-Dixon-Line plötzlich keine Grenze mehr ist, sondern eine Verbindung zweier Welten.
Und am Ende des Wegs steht noch das unbehauene, spröde Goodbye, das wie eine Ode an den verstorbenen Chris Whitley erklingt. Brüder im Geiste, partners in crime...