Ronnie Spector

Be My Baby - Mein Leben

( English translation by Google Translation by Google )

Buch-Review

Reviewdatum: 25.11.2022
Stil: Autobiografie
Autor: Ronnie Spector mit Vince Waldron
Seitenzahl: 408
ISBN: 978-3-85445-738-1
Preis: 27,00 EUR

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Ronnie Spector Homepage


Verlag: Hannibal Verlag


Redakteur(e):

Epi Schmidt


Am 12, Januar 2022 verstarb eine der großartigsten und bekanntesten Stimme des Rock'n'Roll: Ronnie Spector. 60 Jahre danach entfaltet ein Be My Baby immer noch die Magie, wie einst im Studio und zusammen mit den RONETTES auf der Bühne. Fast auf den Tag ein Jahr zuvor, verstarb der Mann, dessen Namen sie bis zu ihrem Tode trug und der ihr Leben massiv prägte: Phil Spector.

Diese Biografie liest sich stellenweise mehr wie ein Krimi oder ein Drama und über viele Seiten hinweg, kommt man aus dem Kopfschütteln nicht mehr raus. Wäre dies ein Roman, würde er als völlig überzogen und unglaubwürdig abgestempelt.

 

Denn Ronnie nimmt hier so gut wie kein Blatt vor den Mund und ich glaube, sie wüsste gar nicht, wie man das tut. Das Vorwort übernimmt in seiner nonchalanten Art Keith Richards und dann geht es auch schon los. Hobby-Psychiater werden einwerfen, mit einem alkoholabhängigen Vater konnte es nicht anders kommen und so ganz unrecht haben sie nicht, denn auch Ronnies erste Liebe, Frankie Lymon, war diesem Dämon nicht abgeneigt und hast sich letztlich damit ins Abseits geschossen. Mehrfach. Aber Veronica, wie Ronnie eigentlich hieß, lies sich nicht aufhalten: “Ich wollte die Marylin Monroe von Harlem werden“, und so brachte sie ihre Schwestern auf Trapp und aus den einstigen RONDETTES wurden die RONETTES.

 

Als Phil Spector “die Stimme, nach der ich gesucht habe!“ fand, begann für die Gruppe der Aufstieg und – letztlich – Ronnies persönlicher Abstieg. Der Erfolg kam, aber was für ein Tyrann, welch unerbittlicher Peiniger, sich in ihr Herz geschlichen hatte und wie lange sie diese Tortour aushielt, ist schier unglaublich. Dass sie immer wieder aufs Neue auf ihn reinfiel und seine Schikanen entschuldigte, kann man als Außenstehender eigentlich nicht nachvollziehen. Besagte Hobby-Psychiater werden schnell die Minderwertigkeitskomplexe – unter anderem wegen einer frühzeitigen Kahlköpfigkeit – Spectors diagnostizieren und seine Tobsuchtsanfälle sind grundsätzlich bei Musikern legendär. Im Nachhinein ist mir immer noch ein Rätsel, wie John Lennon den Despoten für sein 1975er “Rock'n'Roll“-Album engagieren konnte.

 

Aber, lest selbst und taucht ein, in die Welt der 60er Jahre. Als zwei Gangs sich über die Hautfarbe der RONETTES stritten. Erfahrt, dass auf manchen Platten der Gruppe Nedra und Estelle (die beiden anderen RONETTES) gar nicht zu hören sind. Wie “vier langhaarige englische Typen“ die Amerikaner zurück in die Plattenläden brachten und bei diesen so ab und an im Hotelzimmer abging. Steht in keiner BEATLES-Biografie! Aber auch da funkte ein gewisser Phil dazwischen und das ging, bis sich Ronnie, nach ein paar Anläufen, am 12. Juni 1972 endgültig von ihm verabschiedete.

 

Wie viele “schlimmste Tage ihres Lebens“ sie hatte, weiß ich gar nicht mehr, aber jedes Mal, wenn man denkt, jetzt ist genug, kommt irgendwann die Steigerung davon. Auch während und nach der Scheidung spielte Phil fast bis zu seinem Lebensende eine Rolle in ihrem Leben. Es ist Ronnie durchaus abzunehmen, dass ihr Ex lange Jahre verhinderte, dass die RONETTES endlich in die Rock'n'Roll Hall Of Fame aufgenommen wurden. Ich habe selten eine kurzweiligere Biografie gelesen, die auch viele Musikhistorisches beinhaltet. Wie sie Bruce Springsteen löchert, wie viele Gitarren Phil Spector bei River Deep, Mountain High eingesetzt hat. Oder wie sich Ronnie an It's A Heartache probiert, das durch Bonnie Tyler zum Hit wurde. Und wie die Sängerin mit gerade 30 bereits ein Oldie-Act war.

 

Aber auch, wie sie zur Alkoholikerin wurde. Und wie sie davon loskam. Da reiht sich ein haarsträubendes Ereignis ans nächste und man kommt aus dem Staunen selten raus. Wenn dann auf der Buchrückseite steht, dass der Rolling Stones dieses als eine der “bedeutendsten Rock-Memoiren aller Zeiten“ einstuft, möchte ich im (ausnahmsweise) nicht widersprechen.

 

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