Titel |
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CD 1: |
01. Continental OP |
02. Heaven's Gate |
03. Don't Start Me Talkin' |
04. Kid Gloves |
05. Mean Disposition |
06. The Loop |
07. Tattoo'd Lady |
08. The King Of Zydeco |
09. Moonchild |
10. Out On The Western Plains |
11. Ride On Red, Ride On |
12. Walkin' Blues |
13. Empire State Express |
CD 2: |
01. Shadow Play |
02. I Wonder Who |
03. Shin Kicker |
04. Middle Name |
05. When My Baby She Left Me |
06. Ghost Blues |
07. Messin' With The Kid |
08. Keep A Knockin' |
09. Bullfrog Blues |
10. All Around Man |
Musiker | Instrument |
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Rory Gallagher | Guitar & Vocals |
Gerry McAvoy | Bass |
Brendan O'Neill | Drums |
Mark Feltham | Harmonica |
Gerraint Watkins | Piano, Organ & Accordion |
Was Rory Gallagher angeht, wurde ich hauptsächlich durch sein erstes sowie durch sein letztes Solo-Livealbum geprägt. Beides einfache LPs, die aber mit sieben, bzw. acht absoluten Highlights gefüllt waren. Das 1972er Album erreichte mich aus dem Fundus eines älteren Bruders und bließ mich mit seiner Rauheit ebenso weg, wie mit seiner Atmosphäre. “Stage Struck“ (1980) hatte sich dann ein Freund zugelegt und auch das knallte so richtig rein, mit Songs wie Shin Kicker, Moonchild oder Shadow Play. Zugegeben, hatte Rory damit seinen Zenit erreicht, für manche bereits überschritten, aber es folgten ja noch ein paar Jahre und – für mein Empfinden – ist man da als Fan etwas unterversorgt.
Klar, es gibt einige Filmmitschnitte. Unter anderem den 1987er Auftritt im Cork Opera House und relativ leicht ist auch der Gig vom März 1990 in Baden Baden, im Rahmen der “Ohne Filter“-Fernsehreihe zu finden. Auf CD, abgesehen von Bootlegs, sah's bisher etwas mau aus, sodass ich mich über diese Veröffentlichung schon im Vorhinein gefreut habe. Hat natürlich auch einen gewissen historischen Wert, den dieser Mitschnitt vom 28. und 29. Dezember 1990 gehört zu den letzten der, was man noch aös Rory Gallagher-Band bezeichnen konnte. Danach waren das doch überwiegend für den jeweiligen Anlass zusammengestückelte Formationen. Obendrein muss man erwähnen, dass in eben jenem Town & Country Club, in dem dieses Live-Album aufgenommen wurde, wenige Wochen zuvor Bassist Gerry McAvoy und Drummer Brandan O'Neill mit ihrer künftigen Band, NINE BELOW ZERO, spielten.
Zunächst sei noch erwähnt, dass Daniel Gallagher hier erneut einen tollen Job, was den Sound dieser Aufnahmen angeht, gemacht hat. Wie es sich für Live-Alben gehört, sollte man für den vollen Genuss gleich mal die passende Lautstärke einstellen. Und dann lässt man sich einfach wegfegen, von der Power dieser Band und ihrer Spielfertigkeit. Allen vorweg natürlich ihr Leader, der, wie gehabt, übergangslos zwischen Slide- und Singlenote-Spiel wechselt und bereits mit Continental Op für einen gewaltigen Beifallssturm sorgt. Wie Nigel Summerley in seinen Liner-Notes schreibt, für Gallagher war es nie von Bedeutung, ob er gerade den ersten oder den letzten Song des Abends spielt. Er legte immer alles rein, was er zu bieten hatte.
Und das war in jenen Tagen eine Menge! Gerade die Songs, die einem vielleicht nicht als erstes uaf der Zunge liegen – wie Heaven's Gate oder Mean Disposition – beeindrucken mich hier. Man höre sich die Soli aus Heaven's Gate an. Oder die Slide-Gitarre und die gesangliche Leidenschaft im Heavy Blues Mean Disposition. Letzteres zusätzlich bereichert, durch Mark Feltham an der Mundharmonika und Gerraint Watkins am Akkordeon, die natürlich beide ihren Solo-Spot erhalten. Die üblichen Verdächtigen, wie The Loop oder Tattoo'd Lady, reißen wie gewohnt mit und kommen relativ hohem Tempo. King Of Zydeco hat erwartungsgemäß wieder Watkins am Akkordeon dabei, was dem Song natürlich das i-Tüpfelchen aufsetzt. Fehlen darf auch nicht der Akustikblock, wobei mich schon wundert, warum Out On The Western Plain plötzlich Out On The Western Plains heißt. Nun, Rory singt es richtig und spielt es genial, wie immer. Der Walkin' Blues, mit Feltham an der Blues Harp (einmal mehr ein Genuss, den Mann spielen zu hören!), beendet die erste Scheibe.
Mit Beginn der zweiten CD und Shadow Play fliegen dann wieder die Funken. I Wonder Who schlägt die Brücke zum legendären “Irish Tour“-Album (für nicht wenige, dass Gallagher-Livealbum) und einmal mehr beeindruckt Rory mit Intensität, wie mit Virtuosität. Das treibende Shin Kicker verfehlt seine Wirkung bei mir nie und reißt mich auch hier ebenso vom Hocker, wie das Zusammen-/Gegenspiel von Gallagher und Feltham im rasanten My Baby She Left Me. Große Klasse! Aber jederzeit ist noch eine Steigerung drin. Mal kurz die BEATLES, mit einem Lick aus Please Please Me zitiert und schon geht Messin' With The Kid ab, gefolgt von Little Richards' Keep A Knockin' – der Town & Country Club muss vibriert haben, wie bei einem Erdbeben! Geht das zu toppen? Ja! Mit einer Powerversion von Bullfrog Blues. Man kann das Publikum förmlich mit den Fäusten auf Bühne, Stühle, Theke, etc. trommeln sehen. Und auch das ist noch nicht das Ende, denn Rory setzt noch den titelgebenden Song für dieses Album dahint: All Around Man. Sicher nicht unbedingt der bekannteste Gallagher-Song, aber nach dieser Aufnahme wird er eindrücklich in Erinnerung bleiben. Wie auch dieses Doppelalbum an sich, welches vielleicht nicht zwingend erwartbar war, aber umso willkommener ist.