Rory Gallagher

Der Mensch hinter der Gitarre

( English translation by Google Translation by Google )

Buch-Review

Reviewdatum: 27.12.2022
Stil: Blues Rock
Autor: Julian Vignoles
Seitenzahl: 432
ISBN: 978-3-9822752-2-2
Preis: 29,00 EUR

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Verlag: Mendoza Verlag


Redakteur(e):

Epi Schmidt


Julian Vignoles legt mit “Rory Gallagher – Der Mann hinter der Gitarre“ zwar erst sein drittes Buch vor, aber der Mann hat eine jahrzehntelange Erfahrung als Journalist, Moderator und Produzent für Dokumentationen und Musiksendungen. Dem Mann muss man also nichts über Recherche erzählen. Natürlich kommt er aus Irland und lebt heute in Dublin. Mit diesem Buch schließt er fraglos eine Lücke, denn obwohl Rory hochverehrt ist, gibt es bislang vergleichsweise wenige Bücher, über die man mehr über ihn erfährt.

 

„Der Mensch hinter der Gitarre“, vielleicht interessiert das bei Rory Gallagher entschieden mehr, als bei dem Großteil seiner Kollegen, die häufig mit einer höheren medialen Anerkennung versehen sind (übrigens wird in diesem Buch erneut darauf hingewiesen, dass das angebliche Hendrix-Zitat nie bestätigt wurde).

Wo sich besagte Kollegen (Clapton, Page, Beck.....) oft hinter den legendären Sex, Drugs & Alcohol versteckten, war es bei Rory nur die Gitarre, hinter der er sich verschanzte und gleichzeitig durch und mit ihr – und den damit gespielten Songs – kommunizierte und sich öffnete. Eine selbdt verfasste Biografie Rorys blieb uns aus bekannten Gründen versagt. Wenn sie überhaupt je gekommen wäre. So blieb auch Julian Vignoles nur der Weg sich durch Artikel, Interviews, Zitate und Dokumentationen zu kämpfen. Äußerst akribisch ist jede Quelle in den über 20 Seiten der “Anmerkungen“ aufgelistet.

 

Bahnbrechend Neues wird der langjährige Fan hier nicht finden, aber das Wesen dieses besonderen Musikers erschließt sich dem Leser doch neu. Über die Kindheit und sein Heranwachsen und wie ein sehr junger Rory schon bald sehr fokusiert seinen Weg ging. Mit gerade einmal 15 Jahren erwarb er jene berühmte Strat, die in seinen Händen zur Ikone werden sollte. Dabei wurde sie von ihm häufig modifiziert und letztlich war wohl “nur der mittlere Tonabnehmer noch das Original“. Das Lob von Kollegen, wie Brian May (“Rory hat mir meinen Sound geschenkt“) oder The Edge, ist natürlich enthalten, aber letztlich sind es Freunde und Bekannte, die uns ein Stück hinter die Gitarre blicken lassen.

 

Zu dem Mann, der durchgehend von allen als höflich, zurückhaltend und freundlich beschrieben wird. Der “weder an Männern, Frauen noch Drogen“ interessiert gewesen ist. Der sich wohl eingehender – und vor allem langfristiger – als die meisten Blues-Rocker mit dem Blues beschäftigt hat und nie zu virtuos werden wollte, sondern sich immer die rauen Kanten und Ecken des ursprünglichen Blueses bewahren wollte. Oder, wie es Gerry McAvoy ausdrückt: “Clapton mag eine bessere Technik draufgehabt haben, aber Rory war auf jeden Fall aufregender“. Mal abgesehen davon, dass sich Rory wahrscheinlich einem Konzerte auf der Bühne mehr bewegt hat, als Eric in seiner ganzen Karriere....

 

Es gibt auch Nebensächlich/Unterhaltsames: Was ist ein Ulster Fry? Mit welchem Akkord hat man den meisten Erfolg bei den Mädels? Dass Rory nach TASTE kein einziges Lied mehr live spielte, das die Band aufgenommen hatte. Auch, warum es mit den STONES nichts werden konnte, wird klar und ebenso, warum die Chance in “The Last Waltz“ mitzuspielen vertan wurde. Oder – ja, hätte, hätte... - dass seine Karriere mit einem professionellen Manager womöglich anders verlaufen wäre. Was aber unmöglich etwas werden konnte, denn so liebenswürdig Gallagher sein konnte: Er war der Boss und er hat die Entscheidungen getroffen, wie besonders durch seinen Bruder/Manager Dónal so häufig deutlich wird: “Rory hat sich schon aufgeregt, wenn ich ihm eine Setlist auch nur vorgeschlagen habe“. Und von Single-Veröffentlichungen und dem von der Plattenfirma gewünschten “amerikanischen Album“ wollte er gleichfalls nichts wissen. Auch hier unterscheidet ihn von Clapton, Beck oder Page, dass er “jegliche Art von Kompromissen vermieden“ hat. Auf der anderen Seite war er sowohl abergläubisch, als auch sehr religiös und änderte sogar Blues-Texte ab, die ihm "zu pornografisch" erschienen.

 

Als die guten Zeiten für Gitarren-Helden und Blues-Rock-Größen nachließen und ein gesundheitlich - durch Medikamente und Alkohol – angeschlagener Gallagher an Selbstvertrauen einbüßte, konnten ihn auch die Konzerte, die sein Lebenselixier waren, nicht mehr zu gewohnter Form beflügeln. Die im Buch angesprochene “Unsterblichkeit“ hat er lange vorher erreicht. Sein Resümee “Als Mensch bin ich nicht glücklich, aber ich bin als Musiker glücklich“, lässt den Leser mit einem weinenden und einem lachenden Auge zurück. Eine sehr ausführliche Diskografie, die Anmerkungen, ein kurzer Abriss über Tribute-Bands und nicht zuletzt Wolfgang Niedeckens Nachwort runden eines der wenigen Standardwerke über einen der wichtigsten Vertreter der Gattung “Mensch hinter der Gitarre“ ab.

 

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