Rory Gallagher Ghost Blues, Eagle Vision, 2010 |
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Beat Club Sessions '71 & '72: | ||||
01. Laundomat | 09. Tore Down | |||
02. Hands Up | 10. Pistol Slapper Blues | |||
03. Sinnerboy | 11. I Don't Know Where I'm Going | |||
04. Just The Smile | 12. Going To My Hometown | |||
05. Used To Be | 13. I Could've Had Religion | |||
06. In Your Town | 14. McAvoy Boogie | |||
07. Should've Learnt My Lesson | 15. Hoodoo Man | |||
08. Crest Of A Wave | 16. Messin' With The Kid | |||
"Ghost Blues": Ein passender Titel für eine verstorbene Legende? Na ja, irgendwie schon, denn Rory Gallaghers Geist, sein sogenannter musikalischer Spirit weht auch heute noch, gut 15 Jahre nach seinem tragischen Ableben durch viele Stuben, Wohnzimmer, Rechner, Clubs und Konzertsäle und vor allen Dingen durch die Köpfe und Finger zahlloser Gitarristen, die sich durch ihn, den liebenswürdigen Iren, der sich auf einer lebenslangen Tournee zu befinden schien, beeinflusst sehen.
Doch nicht nur seine musikalische Eloquenz, seine Vielseitigeit und unbändige Kraft auf der Bühne halten so viele Fans in Ehren, sondern auch sein aufrechter Charakter, seine Fähigkeit durch eine ihm innewohnende musikalische und universelle Sprache als Bindeglied zwischen den zerstrittenen Landstrichen Süd- und Nordirlands zu fungieren, gelten bis heute als vorbildlich. Rory wird bis zum heutigen Tage als einer der Vorzeige-Iren gehandelt, ein Mann dem Straßennamen und Plätze gewidmet wurden, dessen abgewetzte Fender Stratocaster sogar als Denkmal über der 'Rory Gallagher Corner' prangt. Ein vorbildlicher Musiker, ja, fast ein Volksheld, der gerade in den wirren Siebziger Jahren, die irische Fahne hochzuhalten verstand und seinem Volk Stolz und Zuversicht einimpfte.
Dies alles und noch viel mehr präsentiert die wunderbare Doppel-DVD "Ghost Blues", die soeben allen Rory-Fans einen leicht verspäteten, aber würdigen Nachruf widmet.
Die Dokumentation befasst sich ausführlich mit Gallaghers Leben, vom kleinen musikverrückten Narr bis hin zu ersten Auftritten der 'Fontana Showband' und ersten Anstrengungen, seine eigene Combo, die unvergessenen TASTE, an den Start zu bringen. Die einhergehenden initialen Erfolge werden ebenso beleuchtet, wie die nachfolgenden Streitigkeiten mit dem Management, die letztlich zum Split von TASTE führten, nachdem sie beim legendären 'Isle Of Wight'-Festival groß abräumten. Gallaghers Unbeugsamkeit, sein Stoizismus hinsichtlich seiner Karriereplanung spielen hier eine nicht unwesentliche Rolle. Der freundliche Ire ließ sich von niemandem reinreden, wollte von karrierefördernden Single-Auskopplungen nie etwas wissen, haute im Vorfeld der "Photo Finish" Albumveröffentlichung sogar mal ein komplettes Album in die Tonne, weil ihm der Sound nicht passte und die Musik zu wenig nach Gallagher klang. So viel zum Thema Sturheit.
Wie und warum Rorys Leben so früh endete, wissen die echten Fans schon längst, doch die Irrungen und Wirrungen eines unter Dauerstress tourenden Musikers werden angesichts dieser erneuten Aufbereitung nochmals umso deutlicher und lassen einen ratlos und immer noch ein wenig traurig zurück. Die unbändige Liebe zu seinem unstrittigen und allumfassenden Lebensthema Musik konnte ihn letztlich nicht mehr aus seiner Misere retten.
Gallagher selbst kommt in dieser sehenswerten Dokumentation nur selten einmal selbst in Bild und Ton zu Wort. Gelegentlich hört man erhellende Interviewauszüge aus dem 'Off', die seine persönliche Sicht der Dinge unterstreichen. Ansonsten erzählt Rorys Bruder und Erbschaftsverwalter Donal, sowie Stars und Musiker vom Schlage eines The Edge (U2), Bob Geldof, Johnny Marr (THE SMITHS), Bill Wyman (ROLLING STONES), Slash (GUNS'n'ROSES), Gerry McAvoy und Ted McKenna (ex- Gallagher Musiker) und James Dean Bradfield (MANIC STREET PREACHERS) und schließlich auch der heutige Regisseur, aber damals noch blutjunge 'Rolling Stone'-Autor Cameron Crowe, der Gallagher schon als Teenager interviewte und bewunderte.
So entsteht im Zuge dieser ca. 80-minütigen Doku ein ziemlich lückenloses und kurzweiliges Portrait des irischen Ausnahmegitarristen, das zudem mit zahlreichen Bildern und Schnappschüssen, sowie kurzen Konzertausschnitten konsequent eingerahmt wird. Für Fans ein absolutes Muss. Für Freunde der Spätsechziger und Siebziger Jahre eine Gelegenheit, seinen musikalischen Horizont um eine wichtige und bis heute nachwirkende irische Komponente zu erweitern.
Die ebenfalls in diesem wertigen Doppel-Package enthaltene zweite DVD zeigt die guten alten Bremer 'Beat-Club'- Sessions aus den Jahren 1971 und '72. Eben jene Phase, in der Rory sich anschickte, als gerade mal 23 bzw. 24-Jähriger seine Solokarriere mit dem glänzenden Debutalbum und dem nicht minder furiosen Zweitling "Deuce" anzuschieben. Die Kraft, die unbändige Energie und Spielfreude dieses beeindruckenden Trios, bestehend aus Rory, Gerry McAvoy und Wilgar Campbell, überzeugt, ja überrollt förmlich den Betrachter, und bestätigt, dass Gallaghers Brillanz schon damals einen frühen Höhepunkt erreicht hatte. Allein die lodernden Versionen von In your town und Used to be können einem schon den Atem rauben. Große Klasse. Dicke Empfehlung.