Rudi Gall Gall singt Sulke Vol 2, Heduda Records, 2018 |
Rudi Gall | Gesang, Akustikgitarre | |||
Sascha Kühn | Fender Rhodes, Orgel | |||
O.G. Breuer, Sebel | Schlagzeug | |||
Bernd Wintreschladen | Saxofon | |||
Guido Bleckmann, Big Daddy Schnuff | Bass | |||
Martin Hötte | Elektrische Gitarre | |||
Susanne Riemer | Trompete | |||
Ansgar Ischinski | Blues-Mundharmonika | |||
Bruno Seletkovic | Klavier | |||
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01. Du, ich liebe Dich | 07. Vergessen | |||
02. Louise Meyer | 08. Sie war | |||
03. Die Intellektuellen | 09. Ich bin ein altes Zimmer | |||
04. Wenn ich dann mal reich bin | 10. Heute seid ihr alle eingeladen | |||
05. Denk an mich | 11. Hass und Krieg | |||
06. Elfriede | ||||
Wer es schafft, ein komplettes Leben ohne Hetze in viereinhalb Minuten zu bebildern, der kann wahrlich mit Sprache umgehen. Stephan Sulke kann das meisterlich gut. Nachzuhören im wundervollen Lied Ich bin ein altes Zimmer. Der Duisburger Rudi Gall hat nicht nur deswegen einen Narren an Sulkes klassischen Feinheiten gefressen. Wen wundert es also, dass sich der Ruhrorter Chansonier Gall abermals mit Stephan Sulkes Oeuvre auseinandersetzt und sich für eine weitere Runde mit den anrührenden Geschichten über Leben, Liebe und Leid beschäftigt.
"Gall singt Sulke Vol.2" bietet uns genauso viel musikalische Freude und lyrischen Tiefsinn wie seinerzeit die Vol.1 Edition, dem 2016er Überraschungscoup des Duisburger Songpoeten. Gall schafft es erneut, sich die Sulke Lieder vollends zu eigen zu machen. Das liegt nicht zuletzt auch an der formidablen Band, die der Protagonist hier um sich schart. Allen voran der vorzügliche Pianist Sascha Kühn (herrliches Fender Rhodes) und der nicht minder beeindruckend aufspielende Saxofonist Bernd Winterschladen, zwei Könner, die mit ihren zarten Jazz-Vibes der bildreichen Sprache Flügel verleihen. Ein cooler Edelstein wie Denk an mich erinnert dann in der Neuinterpretation tatsächlich an alte Spätsiebziger Michael Franks Kompositionen. Insgesamt kann man den Beteiligten zu ihrer "live im Studio"-Aufnahmeweise nur anerkennend applaudieren, denn der Sound des Albums klingt ebenso lebendig wie unprätentiös.
Da wird wohl auch der Meister höchstselbst, Stephan Sulke, der zwei der Nummern mit seiner gesanglichen Anwesenheit ehrt, zustimmend nicken. Wie Gall die wankende Balance zwischen Sentimentalität, Nostalgie, Melancholie, Tristesse und augenzwinkernder Verschmitzheit austariert, bleibt anerkennenswert. Zuletzt darf man hoffen, dass Gall mit seiner topbesetzen Band diese gefühligen und warmherzigen Lieder demnächst auch wieder live auf die Bühne bringen wird. Wenn also die Flut dein Herz aufs offene Meer rauszieht, Du mit Seenot im Gemüt umherschlingerst, dann halte Dich an Rudi Gall, er ist der Käpt'n, der Pilot. Denn in viereinhalb Minuten geht die Welt nicht unter.