Runrig

Esslingen, Burg, 20.07.2007

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Konzertbericht

Reviewdatum: 20.07.2007

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Redakteur(e):

Martin Schneider


Esslingen, Burg, 20.07.2007

Publikum Es hat schon Tradition, dass RUNRIG die Sommermonate für Open Air-Shows nutzen. Der diesjährige Höhepunkt ist unbestritten die Show am 18. August in Drumnadrochit am Loch Ness, unter anderem mit GREAT BIG SEA und WOLFSTONE. Zuvor gastiert die Band jedoch zwei Mal in Deutschland und neben Hamburg hat Esslingen am Neckar das große Los gezogen, um mit seiner schicken Burg, die eigentlich nur den westlichen Teil der ehemaligen Stadtbefestigung darstellt, Kulisse für eine Show der Schotten zu bieten.

RUNRIG haben inzwischen das Luxusproblem, dass sie problemlos in der Lage wären einen halben Tag lang auf der Bühne zu stehen und es wären immer noch nicht alle Songs gespielt, die man gerne mal wieder live von ihnen hören würde. Anders ausgedrückt: Die perfekte Setlist kann es also gar nicht geben, schon gar nicht, so lange die Band an einer weiteren Tradition festhält und der jeweils akutellen Veröffentlichung überdurchschnittlich viel Spielzeit im aktuellen Konzertprogramm einräumt.

Rory Calumn

Uninspirierte Alben wie "Mara" oder "In search of angels" hatten für RUNRIG-Verhältnisse geradezu zwangsläufig schwache Tourneen zur Folge. Nun erreicht auch "Everything you see", der jüngste Streich der Schotten mit seiner stilistischen Rückbesinnung zu mehr Folk im Sinne von "The stamping ground" nicht ganz das Niveau seines Vorgängers "Proterra". Einen ähnlich grandiosen Auftritt wie zuletzt 2003 in Glasgow oder Filderstadt konnte und durfte man also nicht erwarten.

Trotzdem, das Festival ist seit Wochen ausverkauft, und die Vorfreude bei den Riggies im stimmungsvollen Ambiente der Esslinger Burg groß. Die größte Sorge ist: Hält das Wetter, nachdem eine Unwetterwarnung für Baden-Württemberg besteht und neben Heilbronn auch Esslingen am Nachmittag von katastrophalen Wolkenbrüchen heimgesucht wurde. Es hält, von einigen wenigen Regentröpfchen abgesehen.

Iian Bruce

Im Vergleich zu den Frühjahrskonzerten in Dänemark hat die Band ihr Programm nur unwesentlich verändert und umgestellt. Die aktuelle Single Year of the flood wurde als Opener zusätzlich aufgenommen und das Stück repräsentiert nicht nur das aktuelle Album in hervorragender Weise sondern gibt auch die Marschrichtung für den Grundtenor der Show vor. Zurück zum puristischen Rock und Folk früherer Jahre, weniger Bombast, weniger opulente Arrangements mit Elektronikunterstützung.

Gerade aber die Tatsache, dass sich RUNRIG praktisch mit jedem Album zwar nicht grundsätzlich neu erfinden, aber ihrem Sound andere Schwerpunkte geben, verleiht der Band auch nach mehr als 30 Jahren Frische und bietet selbst langjährigen Wegbegleitern immer wieder Überraschungen. Weniger bei den aktuellen Songs von "Everything you see". Diese spielen RUNRIG nahezu identisch zu den Studiovorlagen. Vor allem Road trip, bei dessen Refrain wohl der Klassiker Siol ghoraidh Pate gestanden hat und das zügellose Clash of the ash hinterlassen einen dabei blendenden Eindruck. In Scandinavia muss dagegen leider ohne den Gesang von Aud Ingebjorg Hansen auskommen.

Malcolm Brian

Die wirklich großen Momente des Abend bieten RUNRIG aber mit ihren Klassikern. Die Band scheint wieder Gefallen an einigen Songs der Donnie Munro-Ära gefunden zu haben, die zunächst nach dem Einstieg von Bruce Guthro auf der Strecke geblieben waren. Hier beweist die Band durch neue Arrangements Kreativität, aber auch Mut.

Pride of summer veredelt Gitarrist Malcolm Jones mit wesentlich giftigeren Riffs, Every river dagegen erlebt seine Wiedergeburt als akustische Nummer dessen Refrain vom Publikum voller Inbrunst nahezu im Alleingang bestritten wird.
Maymorning, eins der Kernstücke der vergangenen Tourneen und nicht selten auf über zehn Minuten ausgedehnt, begegnet uns ebenfalls als Semi-Akustik-Nummer, an die sich Alba nahtlos anschließt. Ja, ihr lest richtig! Alba ist zurück, zwar weniger energisch und mitreißend, aber auch in neuem Gewand durchaus ansprechend.

Runrig Runrig

Höhepunkte und Gänsehautmomente gibt es viele. Natürlich die gälischen Stücke An toll dubh und A reiteach, das gefühlvolle Proterra, das folkig-ausgelassene The stamping ground und als Kontrapunkt das elektroniklastige Instrumental The engine room, das RUNRIG fast in die Nähe von AFRO CELT SOUND SYSTEM rücken lässt.
Das Finale glänzt mit einer entfesselten Version von Skye und dem erneut von beeindruckenden Publikumschören begleitete Hearts of olden glory. Protect and survive lässt das Publikum im Zugabenteil noch einmal vor Begeisterung Steil gehen, ehe eine gefühlvolle Akustikversion von Book of golden stories mit einem wieder einmal göttlichen Gesangsintermezzo von Keyboarder Brian Hurren das Publikum nach zwei Stunden Show zufrieden in die Nacht entlässt.

RUNRIG haben wieder einmal überzeugt und mit ihrer Musik unsere Herzen berührt. Nicht ganz so intensiv wie auf der "Proterra"-Tour, aber das wäre auch ein bisschen zu viel verlangt gewesen. Ich fiebere jedenfalls schon der Show am Loch Ness entgegen und in dieser Form sollte man sich RUNRIG nicht entgehen lassen, wenn im November neun Hallenkonzerte in Deutschland auf dem Programm stehen.

Noch ein paar Zeilen zum Vorprogramm Martin Kilger & SOUNDSCAPER, obwohl hier eigentlich jedes Wort zuviel ist. Akustiksongs von einer Deutschpopband, die dann irgendwo wie eine Mischung aus Xavier Naidoo und Roger Cicero klingen, braucht man weder vor einem RUNRIG-Konzert noch auf sonst irgendeiner Bühne.

Besonderer Dank an Michael Golla (Pressekoordination Deutschland) ohne den diese Konzertberichterstattung nicht möglich gewesen wäre.

Martin Schneider, 22.07.2007

 

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