Rush

2112 - 40th Anniversary Edition

( English translation by Google Translation by Google )

CD & DVD-Review

Reviewdatum: 13.12.2016
Jahr: 2016
Stil: Progressive Rock

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Redakteur(e):

Marc Langels


Rush
2112 - 40th Anniversary Edition, Universal Music, 2016
Geddy LeeGesang, Bass & Keyboards
Alex LifesonGitarre
Neil PeartSchlagzeug & Percussion
Gastmusiker
Hugh SymeKeyboards (Tears)
Nick RaskulineczBass (Overture)
Dave GrohlGitarre (Overture)
Taylor HawkinsSchlagzeug (Overture)
Ian D'SaGitarre (A Passage To Bangkok)
Jonathan GallantBass (A Passage To Bangkok)
Ben KowalewiczGesang (A Passage To Bangkok)
Jordan HastingsSchlagzeug (A Passage To Bangkok)
Steven WilsonGesang, Gitarre & Mellotron (The Twilight Zone)
Dave KilmisterGitarre (The Twilight Zone)
Adam HolzmanHammond Orgel & Piano (The Twilight Zone)
Nick BeggsBass (The Twilight Zone)
Craig BlundellSchlagzeug (The Twilight Zone)
Jerry CantrellGitarre & Gesang (Tears)
William DuVallGesang & Gitarre (Tears)
Mike InezBass (Tears)
Sean KinneySchlagzeug (Tears)
Jacob MoonGesang & Gitarre (Something For Nothing)
Mark McIntyreBass (Something For Nothing)
Rob "Beatdown" BrownSchlagzeug (Something For Nothing)
Richrd BonuraPercussion (Something For Nothing)
Produziert von: Terry Brown Länge: 153 Min 06 Sek Medium: CD & DVD
Disc 1 (39:00)
01. 211204. Lessons
02. A Passage To Bangkok05. Tears
03. The Twilight Zone06. Something For Nothing
Disc 2 (45:06)
01. Solar Federation06. Something For Nothing (Jacob Moon)
02. Overture (Grohl/Hawkins/Raskulinecz)07. 2112 Outtake (Live At Massey Hall Toronto)
03. A Passage To Bangkok (BILLY TALENT)08. Something For Nothing Outtake (Live At Massey Hall Toronto)
04. The Twilight Zoe (Steven Wilson)09. The Twilight Zone (Live At Lisner Auditorium Washington)
05. Tears (ALICE IN CHAINS)10. 2112 1976 Radio Ad
DVD (69:00)
01. Bastille Day (Live At Capitol Theatre Passaic)Bonus Videos
02. Anthem (Live At Capitol Theatre Passaic)- Overture (Music Video)
03. Lakeside Park (Live At Capitol Theatre Passaic)- A Passage To Bangkok (Behind The Scenes)
04. 2112 (Live At Capitol Theatre Passaic)- 2112 - 40 Years Closer (Q&A With Alex Lifeson and Terry Brown)
05. Fly By Night (Live At Capitol Theatre Passaic)
06. In The Mood (Live At Capitol Theatre Passaic)

Wikipedia hält zu dem Jahr 1976 folgende wichtige Ereignisse fest: Im September stirbt der langjährige chinesische Diktator Mao Zedong. Im Mai schon nahm sich das RAF-Mitglied Ulrike Meinhof das Leben. In Deutschland bleibt nach der Bundestagswahl im Oktober Helmut Schmidt Bundeskanzler einer SPD-FDP-Koalition. In den USA wird Jimmy Carter zum neuen Präsidenten gewählt. Die Nationalmannschaft der Tschechoslowakei wird zudem Fußball-Europameister. Auch musikalisch weiß Wiki das Jahr hervorzuheben: mit den Alben von QUEEN (“A Day At The Races“), den ROLLING STONES (“Black And Blue“) und EAGLES (“Hotel California“), Stevie Wonder (“Songs In The Key Of Life“), David Bowie (“Station To Station“), Elton John (“Blue Moves“), KISS (sowohl “Destroyer“ als auch “Rock And Roll Over“), AC/DC (“Dirty Deeds Done Dirt Cheap“) und noch LED ZEPPELIN (“Presence“). Aber da fehlt noch ein Album - und zwar eines der wichtigsten.

Denn ohne “2112“ hätte es die 40-jährige Karriere der Kanadier RUSH gar nicht gegeben. Bei ihrem vierten Album befanden sich Geddy Lee (Gesang, Bass & Keyboards), Alex Lifeson (Gitarre) und Neil Peart (Schlagzeug) in einer so genannten „make or break“-Situation. Ihre bis dahin veröffentlichten Werke “Rush“ (noch ohne Peart), “Fly By Night“, “Caress Of Steel“ hatten der Band kleinere, lokale Erfolge (zum Beispiel in Cleveland) gebracht, aber eben nicht den Durchbruch und die Plattenfirma verlor langsam die Geduld. Aber anstatt auf „Nummer sicher“ zu gehen, wagte es die Band, die bisher vereinzelten progressiven Ansätze in ihrem Sound weiter auszubauen. So bestand die erste Seite ihres neuen Werks nur aus einem einzigen, in mehrere Teile gegliederten Longtrack – so wie es zuvor schon andere Prog-Bands wie YES oder ELP getan hatten.

Photo-Credit: zur Verfügung gestellt von Oktober Promotion

Dieser titelgebende Song war es, der mit seiner Mischung aus der opulenten, abwechslungsreichen und anspruchsvollen Musik und der philosophisch geprägte Science Fiction-Lyrik der Band Scharen an neuen Fans und endlich den Durchbruch bescherte. Dabei springt als Erstes der sehr harte Gitarren-Sound ins Ohr, der den Klang in der Overture dominiert. Daneben fallen sofort die verstärkten Einsätze von Synthesizern, Keyboards und Samples auf, die den Sound der Band fortan mitprägen und die auf den folgenden Werken “A Farewell To Kings“ und “Hemispheres“ immer weiter ausgebaut werden. Aber zum ersten Mal gelingt es der Band hier auch die großartige lyrische Ebene in eine mindestens genauso ausdrucksstarke musikalische Form zu betten.

Denn hinter 2112 steckt auch eine faszinierende Geschichte und ein Gedankenspiel, die auf Überlegungen und Konzepten der russisch-amerikanischen Autorin Ayn Rand basiert. Allerdings sind es nicht alleine die Liedtexte, die die Handlung beschreiben, in dem damals aber leider nicht hier Booklet sind auch dazugehörige Begleittexte in Form von Tagebucheinträgen des Haupt-Protagonisten enthalten. Dieser lebt in einer totalitären Gesellschaft, die von den Priestern des Syrinx-Tempels geführt wird. Sie versprechen zwar Frieden und ein Leben im Wohlstand, dafür gibt es kein freies, selbstbestimmtes Denken. Im dritten Teil entdeckt des Songs entdeckt der Protagonist ein Instrument und bringt sich selbst das Spielen bei, womit er nun seine Gefühle zum Ausdruck bringt. Dadurch sehen die Priester ihre Ordnung gefährdet und sie zerstören das Instrument. Nach einer Vision entscheidet sich der Protagonist um Suizid, da er in einer solchen Gesellschaft nicht leben will und er hofft nach seinem Tod ein besseres Leben zu finden. Ein Leben ohne Gefühle oder freies Denken – dafür aber sicher und mit Wohlstand – ist das erstrebenswert?

Aber “2112“ ist eben nicht nur 2112, die zweite Seite der LP besteht aus fünf kurzen Liedern, die aber eine enorme musikalische Bandbreite aufweisen. Da ist zum einen das eröffnende A Passage To Bangkok, das einen fernöstlichen Hauch in die Rock-Musik bringt und bei dem die Band nicht mehr so klingt, als würden sie LED ZEPPELIN nachahmen, sondern eben wie RUSH – eine eigenständige und innovative Band. Die ersten Takte von The Twilight Zone erinnern aus heutiger Sicht an BOSTON, die ebenfalls 1976 ihr Debüt auf den Markt brachten, anschließend nimmt das Lieder aber eher das Feeling eines SLADE-Songs an und wechselt dazwischen hin und her. Lessons ist eine Gratwanderung zwischen Rock und Pop Tears zeigt hingegen das Händchen der Band auch für balladeske Töne, die hier – was ungewöhnlich für die Band ist – stark vom Mellotron getragen werden. Das abschließende Something For Nothing bringt das Album zu einem treibenden, hart rockenden Höhepunkt. “2112“ ist das erste in einer langen Reihe exzellenter RUSH-Alben und das Werk, das die Band auf die „große Bühne“ gehoben sowie – vielleicht – ihre gesamte Karriere gerettet hat.

Die zweite CD hat hier einige mehr als interessante Bonus-Stücke zu bieten: da wären zum einen die raren Live-Aufnahmen der “2112“-Songs Something For Nothing sowie ein etwa 16-minütiges Outtake des Titel-Songs, die beide 1976 in der Massey Hall in Toronto mitgeschnitten wurden, außerdem noch The Twilight Zone, das 1977 in Washington im Lisner Auditorium aufgenommen wurde. Dabei klingt die letzte Nummer nicht wirklich gut, aber es ist eben eine besonders seltene Aufnahme, die alleine deswegen schon einen besonderen Wert für alle RUSH-Fans haben wird. Dafür dürfen sie sich dann aber bei den beiden anderen über wirklich starke Mitschnitte der Band freuen, die sich in ihrer Heimat von ihrer besten Seite zeigt. Zudem gibt es noch einen Radio-Werbespot für das Album sowie die offizielle Erklärung an die „solare Föderation“, der den Titeltrack beendet als isolierte Tonspur.

Zudem gelang es der Band einige musikalische Gäste dazu zu bewegen, Songs von dem Album neu aufzunehmen. Nick Raskulinecz, der die letzten beiden Alben der Kanadier, “Snakes And Arrows“ sowie “Clockwork Angels“, produziert hatte, macht den Auftakt – zusammen mit den FOO FIGHTERS Dave Grohl an der Gitarre und Schlagzeuger Taylor Hawkins (die beiden hatten RUSH als Laudatoren und Fans in die Rock ‘n’ Roll Hall Of Fame eingeführt) hat er die Overture aus 2112 neu eingespielt. Zudem wären da dann noch die kanadischen Landsmänner BILLY TALENT, die sich A Passage To Bangkok vorgenommen haben. ALICE IN CHAINS legen eine sensationell einfühlsame Version von Tears vor, während sich der Prog-Professor Steven Wilson mit der Twilight Zone auseinandersetzt. Abschließend zeigt der kanadische Singer/Songwriter Jacob Moon, dass Something For Nothing nicht unbedingt hart gespielt werden muss, um seinen Reiz voll zu entfalten. RUSH-Fans werden an den Covern auf jeden Fall ihre helle Freude haben – so wie die Musiker offensichtlich auch.

Auf der Bonus-DVD gibt es dann zudem noch mehr Stoff für die RUSH-Nerds: zum einen sechs Live-Songs von einem Auftritt aus dem Jahr 1976. Mitgeschnitten wurden die Stücke Bastille Day, Anthem, Lakeside Park, 2112, Fly By Night und In The Mood am 10. Dezember im Capitol Theatre von Passaic, New Jersey. Der Sound ist gut, das Bild ist leider nur schwarz-weiß und nicht besonders scharf. Zudem gibt es offenbar wenige Kamera-Einstellungen, so dass die Bil-Auswahl wenig Abwechslung bietet. Aber für echte Fans ist das knapp 36-minütige Video dennoch ein Hochgenuss. Die Band zeigt sich voller Spielfreude und Geddy Lee schafft noch die allerhöchsten Töne. Insbesondere 2112 ist natürlich ein Traum, aber auch die anderen Klassiker wissen zu begeistern. Als Boni werden noch das Studio-Video zu der Grohl/Hawkins/Raskulinecz-Version von Overture, ein Background-Video zur BILLY TALENT-Produktion von A Passage To Bangkok und ein ausführliches Interview mit Alex Lifeson und dem damaligen Produzenten Terry Brown zu dem Album und der Entstehungsgeschichte geboten.

“2112“ ist eines der besten Alben des Jahres 1976 und auch nach 40 Jahren ein phantastisches und spannendes Werk geblieben, das mit dem Titeltrack und zumindest noch A Passage To Bangkok zwei Band-Klassiker aufweist. Aber auch die restlichen Songs sind nicht zu verachten und es lohnt sich, diese im Zuge dieser Wiederveröffentlichung noch einmal zu entdecken. Der Sound ist im Vergleich zur ursprünglichen CD-Version aus meinem Regal nur moderat bearbeitet worden, aber dafür überzeugt das Paket mit dem Bonus-Material, das dafür sorgen wird, dass sich die Fans der Band diese Edition sicherlich noch einmal zulegen werden – um ein altgeliebtes Meistwerk aufs Neue zu entdecken.

Photo-Credit: zur Verfügung gestellt von Oktober Promotion

Neben der mir vorliegenden Doppel-CD plus DVD-Version veröffentlicht die Plattenfirma die “40th Anniversary Edition“ auch als Dreifach-LP auf 200 Gramm Vinyl mit einer einzigartigen Slipmat für den Plattenteller mit dem unverkennbaren Starman-Emblem. Außerdem haben die Fans die Möglichkeit, sich für die Super Deluxe Edition von “2112“ zu entscheiden: mit beiden CDs, der DVD und allen drei LPs sowie dem kompletten Bonusmaterial, mehreren exklusiven Sammlerstücken wie zum Beispiel zwei 12x12-Inch großen Lithografien – eine davon mit Hugh Symes original Bleistiftradierung, die zweite mit einem Ticketabriss von 1976 aus der Massey Hall; ein Nachdruck des Handzettels von dem Massey Hall Auftritt 1976 und drei Buttons, einen von jedem Bandmitglied, in einer mit Samt ausgekleideten Box. Da ist für jeden Fan etwas dabei.

Marc Langels, 11.12.2016

 

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