Titel |
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01. The Weakness |
02. Hellfire |
03. St. Jupiter |
04. Let Only Love Remain |
05. Michael Keaton |
06. Mending Song |
07. Dive |
08. Breakdown |
09. Holy Shit |
10. Better Now |
11. Wicked Hands |
12. Cold Black Mile |
Musiker | Instrument |
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Ruston Kelly | Vocals, Guitars |
Ruston Kellys neues Album fängt mit einer Hymne an, unverstellt und direkt mit dem Titelsong namens The Weakness. So groß, so weiträumig, dass man ein komplettes Stadion damit beschallen könnte. Man sieht förmlich die Leute, die ihre leuchtenden Smartphones in die Höhe recken, während auf halber Strecke die E-Gitarre richtig fuzzy in die Vollen geht. Plötzlich denkt man kurz an die seligen Neunziger, als Ed Kowalczyk mit seiner Band LIVE (Lightning Crashes) ähnlich geartete Musik vom Stapel ließ. Emotional, mit schonungslosen Lyrics, stets Gefahr laufend die Balance zwischen Pomp, Sentiment und subtiler Singer-Songwriter Glaubwürdigkeit zu verlieren.
Doch Ruston Kelly hat sich im Griff. Wieder im Griff kann man sagen, nachdem er schon mehrmals strauchelte, sich mit seiner Amphetaminabhängigkeit herumschlug, sich als junger Staff Writer in Nashville den Freuden des Lebens hingab und einer seiner Songs auf einem erfolgreichen Tim McGraw Album auftauchte und sich Ruston anschließend sehr beachtlich in die Abenteuerlandschaft Solokarriere stürzte. 2017 wirbelte seine Hochzeit mit Country-Star Kacey Musgraves mächtig Staub auf, nur um drei Jahre im trüben Schlick des tristen Alltags zu versacken. Scheidung. Rückzug. Innere Einkehr. Besinnung. Reinigung. Selbstfindung durch Songwriting. Und das alles in einem alten Haus, dass er Kraft seiner eigenen Hände wieder aufbaute und so restaurierte, dass er es nun wieder verkaufen möchte. Ein Paradebeispiel für vorzüglich kanalisierte Energie.
"The Weakness", Kellys kathartisches 2023er Album klingt ebenso selbstbewusst wie optimistisch, ohne sich von seinen zwischenzeitlichen melancholischen Stimmungsbildern ablenken zu lassen. Alles zu seiner Zeit. Melancholisches Stirnrunzeln und grinsende Fröhlichkeit gehen zumeist pfeifend Hand in Hand. Bei einem Schmuckstück wie Let Only Love Remain denkt man unwillkürlich an MY MORNING JACKET. Ein unverschämter Ohrwurm wie Michael Keaton (aktuelle Single) hört sich an, als habe Ruston Kelly in seiner Jugend häufiger mal die LEMONHEADS und WEEZER gehört.
Alles in allem ein hervorragendes und berührendes Album mit reichlich tollen Melodien und sehr angenehm gestaffelten Soundlandschaften, die die Spannungskurven zwischen akustischen und elektrischen Gitarren sowie sensibel eingesetzten Synthesizerklängen ganz wunderbar befahren, während Mr. Kelly das gesamte Gefüge mit seiner weichen und sympathischen Singstimme zusammenschweißt.