Ry Cooder

Election Special

( English translation by Google Translation by Google )

CD-Review

Reviewdatum: 18.08.2012
Jahr: 2012
Stil: Americana

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Redakteur(e):

Holger Müller


Ry Cooder
Election Special, Nonesuch Records, 2012
Ry CooderVocals, Guitars, Mandolin, Bass
Joachim CooderDrums
Arnold McCullerVocals
Produziert von: Ry Cooder Länge: 38 Min 37 Sek Medium: CD
01. Mitt Roney Blues06. Going To Tampa
02. Brother Is Gone07. Kool-Aid
03. The Wall Street Part Of Town08. The 90 And The 9
04. Guantanamo09. Take Your Hands Off It
05. Cold Cold Feeling

Ry Cooder ist verärgert. Richtig verärgert und wohl auch ein wenig verängstigt. Angst vor dem, was passieren könnte, wenn die Republikaner um Mitt Romney die nächste Präsidentenwahl gewinnen. Und sauer auf die Banken, auf Sarah Palin und die Tea-Party, auf Guantanamo, auf einen Teil der amerikanischen Gesellschaft und auf die vielen Menschen, die die üblen Zeichen der Zeit nicht erkennen. Auf Barack Obama ist er nicht sauer. Mitleid hat er mit dem amtierenden Präsidenten, den er so schätzt. Aber ob das Obama weiterhilft?

Amerikanische Musiker haben schon immer Partei bezogen im Wahlkampf. Aber so eindeutig wie Cooder auf seiner neuen CD "Election Special" gehen nicht einmal überzeugte Rednecks wie Charlie Daniels zu Werke. Er lässt den amtierenden Präsidenten einsam im Oval Office auf- und abmarschieren, verlassen, den neuen Geist von Jim Crow verspürend. Er fordert alle auf, nach der Wall Street Part Of Town in ihrer Heimatstadt zu suchen und dort Veränderungen zu fordern, "to make things right". Er klagt die Militärs an und lässt die Republikaner einen Deal mit Satan aushandeln. Die Musik dazu ist klassischer Ry Cooder und klassisches Amerika. Keine Weltmusikexkursionen dieses Mal, keine kubanischen Legenden oder mexikanischen Straßenmusiker. Stattdessen die wie immer brillante Slide-Gitarre, Finger-Picking-Balladen, Rockstampfer im Vier-Viertel-Takt und ein bisschen Swamp-Blues. Und ein echter, an Howlin’ Wolf erinnernder Blues, zu dem Barack Obama seine Schuhe im White House durchlaufen darf … Wäre dies nur irgendein Ry Cooder-Album, würde man von Alterswerk und Traditionspflege sprechen. Aber Cooder ist wütend und er will, dass seine Landsleute dieser Wut auch zuhören. Keine Experimente daher.

Wie düster der inzwischen 65 Jahre alte Ausnahmemusiker die Lage sieht, hat er unlängst dem "Guardian" in einem längeren Interview erklärt. Mitt Romney sei "as bad as anyone can be", sagt er dort. Und die Republikaner hätten die Grundeinstellung der Hitler-Jugend. Auch an sozialen Netzwerken lässt er kein gutes Haar. Und ein einziges Mal spürt man diese Wut auch musikalisch so richtig auf dem neuen Album: in der Schlussnummer Take Your Hands Off It, die auch die beste Nummer der CD ist. "Nimm deine dreckigen Hände von der Verfassung und der Bill of Rights", wütet er da, "sie gehört dir nicht". Woody Guthrie wäre stolz auf ihn.

Holger Müller, 13.08.2012

 

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