Titel
CD:
01. Let's Work Together
02. Ain't Afraid To Eat Alone
03. Evil Is Going On
04. High Risk, Low Reward
05. Stand Up!
06. Love's Creeping Up On You
07. A Woman Rules The World
08. White Lightning
09. Blues In Her Eyes
10. Showdown
11. Good Man Good Woman
12. Gotta Serve Somebody
13. Cherry Red Wine
14. Old Time Rock'n'Roll
DVD:
01. Intro Tom
02. Let's Work Together
03. Homesick
04. Ain't Afraid To Eat Alone
05. Oh No
 
06. Evil Is Going On
07. High Risk, Low Reward
08. Stand Up!
09. Love's Creeping Up On You
10. P.S. It's Not About You
11. Medley: Grinning In Your Face/Baby Please Set A Date
12. A Woman Rules The World
13. Far Apart (Still Close)
14. Get Down With It
15. White Lightning
16. Long Way Home
17. Ecstasy
18. Blues In Her Eyes
19. Showdown
20. American Steel
21. Born Under A Bad Sign
22. Good Man Good Woman
23. Gotta Serve Somebody
24. Cherry Red Wine
25. Old Time Rock'n'Roll
26. Shakey Ground
Musiker Instrument
Jeremiah Johnson Vocals, Guitar
Whitney Shay Vocals
Ryan Perry Vocals, Guitar
Roger Inniss Bass
Amanda Dal Drums

Tja, jetzt wäre sie eigentlich da. Die Zeit, in der wir durch Ruf's BLUES CARAVAN aus dem Winterschlaf geholt werden. Das ist so ein bisschen, wie beim Groundhog-Day: Taucht der BLUES CARAVAN auf, neigt sich der Winter dem Ende. Das ging über 16 Jahre so und war weitaus verlässlicher, als das Murmeltier. Dass wir dieses Jahr (vorerst) darauf verzichten müssen, ist jedem klar. Es gibt irgendwo Planungen am Horizont, aber bekanntlich ist's momentan mit Prognosen schwierig.

 

Nun, ein Trostpflaster gibt es immerhin mit dieser CD/DVD, welches ein Konzert des letztjährigen Caravans birgt, der ja auch vor dem Zieleinlauf durch die Pandemie ausgebremst wurde. Ich hatte noch das Glück, dieses Line-Up im Aschaffenburger Colos-Saal erleben zu dürfen und wer drei Tage vorher im Nürnberger Hirsch anwesend war, der darf sich gleich doppelt freuen, denn das dortige Konzert ist auf der diesjährigen Rückschau enthalten.

 

Und weil wir so hungrig sind, auf Konzertatmosphäre, widmen wir uns gleich der DVD, zumal die deutlich länger läuft und wohl das komplette Konzert bietet.

Die Enttäuschung gleich zu Beginn: Thomas Ruf trägt bei der Anmoderation keines seiner berüchtigten bunten Hemden, sondern ein schlichtes schwarzes Hemd. Dafür weiß Whitney Shay mit engem Leder-Outfit nicht nur die Herren in der Front-Row zu erfreuen.

So weit man sieht, ist der Besuch ansehnlich und auf Mrs. Shays Frage: “Do you like the Blues“ kommt doch schon ein vielstimmiges “Yeah“. Auch wenn sicherheitshalber nochmal nachgefragt wird.

 

Auch hier wurde mit CANNED HEATs Let's Work Together, in einer recht funky Version, für erste locker Bewegung im Publikum gesorgt, während sich die Musiker auf der Bühne die Bälle zuspielen. Mir wird bereits klar, warum sich Ryan Perry ein paar Tage darauf eine neue Gitarre zugelegt hat. Dieses Strat-mäßige Teil (Blade, womöglich?) klingt mir etwas dünn und zu nahe an Johnsons Sound. Aber das sind Kleinigkeiten und hat an diesem Abend sicher niemand gestört. Zumal es in Perrys Solopart, der naturgemäß folgt, wahrlich nicht stört. Hier fällt eher Perrys volle, teils raue, Stimme ins Gewicht, die das Blues-Feeling perfekt transportiert. Auch er gern mal etwas funky und mal mit längeren Gitarrensoli, aber ohne auszuufern. Soul-haltige Ohrwürmer, wie Homesick und Ain't Afraid To Eat Alone, wechseln sich mit erdigen Slow-Blues-Stücken, wie Oh No, ab. Da präsentiert Ryan Perry seine kraftvolle Stimme auch mal ganz ohne Verstärkung.

 

Dafür legt er in Evil Is Going On dann umso vehementer los, und feuert, mit Unterstützung von CARAVAN-Urgestein Roger Inniss am Bass und Kücken Amanda Dahl am Schlagzeug ein ordentliche Blues-Rock-Breitseite ab. Nach dem heftig groovenden und vibrierenden Swamp-Blues High Risk, Low Reward bekommt er Gesellschaft auf der Bühne, denn nun ist Whitney Shay an der Reihe und bittet mit Stand Up gleich zum lockeren Hüftkreisen. Musikalisch ändert sich in ihrem Set nicht so brachial viel - ist halt Blues - , aber durch ihre engagierte Art und ihre Energie pusht sie die Show ein ganzes Stück. Zu ihrem Vorteil kann sie auch auf den Background-Gesang von Ryan Perry bauen. Macht sich nicht nur in dem funkigen Love's Creeping Up On You bemerkbar, bei dem Drummer-Girl Amanda Dal einen ersten kleinen Solospot erhält.

 

Rothaarigen wird ja gern ein gewisses “Feuer“ nachgesagt, und dieses springt durch ihre Power auch gern von Whitney auf die Soli von Perry über. Auch wenn die Haare wohl gefärbt sind. Funktioniert anscheinend auch auf die Art. Den Wurzeln des Blues nähert man sich mit Son Houses Grinning In Your Face im Verbund mit Elmore James' Baby Please Set A Date. Da hört und spürt man, dass die Künstler auf der Bühne ihre (Blues-) Lektionen gelernt und verinnerlicht haben. Bei letztgenanntem Boogie kommt natürlich ordentlich Stimmung auf.

Ob eher jazzig, wie mit dem coolen A Woman Rules The World, oder recht rau, in dem Duett Far Apart (Still Close), die Spannung wird gehalten. Lediglich Perrys Gitarrensound ist mir in den Rhythmusparts manchmal zu verzerrt. Aber das ist durchaus Geschmackssache.

 

Der Rock'n'Roll-Klassiker Get Down With It (den meisten wahrscheinlich in der Glam-Rock-Stampf-Fassung von SLADE ein Begriff) hat einen starken Soul-Drift und animiert nicht wenige im Publikum zum Mitklatschen und -stampfen.

Anschließend landet der Staffelstab bei Jeremiah Johnson, der uns mittlerweile schon mit ein paar Alben mit starkem Südstaaten-Akzent erfreut hat. Und dieser Southern-Drive wird in den ersten Gitarrentönen und im Gesang von Johnson sofort wieder deutlich. Ist jetzt nicht der typische Blues, aber zweifellos ein gute Abwechslung im Programm und letztlich hat natürlich der (Southern-) Rock seine Wurzeln auch im Blues. Johnson versteht es hervorragend seine Songs dynamische anzulegen und spricht damit auch Hörer an, die ihn womöglich erstmals hören. Seine schnell ins Ohr gehenden Gitarrenlinien und die angenehme Stimme leisten ihren Beitrag dazu.

 

So dürfte zum Beispiel die Ballade Long Way Home nicht wenigen über das Ende des Abends hinaus im Kopf hängen geblieben sein. Auch Effekte weiß der Gitarrist sehr effektiv einzusetzen. So bei Blues In Her Eye, gleichwohl eine weitere Ballade, wo er ein Southern-Swamp-Felling erzeugt und auch ein bisschen seiner Fingerfertigkeiten präsentiert. Da wird dann auch schon mal derber hingelangt. Insgesamt hätte sein Set eine Up-Beat-Nummer mehr vertragen können, aber soll ja der Höhepunkt des Abends erst im finalen Set erfolgen. Wenn alle Interpreten wieder gemeinsam auf der Bühne stehen. Hier konzentriert man sich dann natürlich auf Klassiker des Genres, wie Born Under A Bad Sign, und Artverwandtes, wie Bob Dylans Gotta Serve Somebody oder Bob Segers Old Time Rock'n'Roll. Gerade bei erstgenanntem Titel ergänzen sich die drei Frontleute wundervoll beim Gesang und bei Luther Allisons Cherry Red Wine kann man sich daran erfreuen, wie die beiden Gitarristen hervorragend harmonieren, bedenkt man, dass sie wohl erst ein paar Wochen zusammenspielen. Nichtsdestotrotz braucht die Show zu diesem Zeitpunkt einen Kick, den ihr Segers Evergreen. Kommt zwar etwas plötzlich, aber verfehlt seine Wirkung weder auf noch vor der Bühne nicht. So kann man sich nicht verabschieden und so folgt zum Finale das allgegenwärtige Shakey Ground. Mit jetzt eine funky Nummer zu viel, aber gut geeignet um dem Publikum den Groove des Abends mitzugeben und dem BLUES CARAVAN 2020 einen passenden Schlusspunkt zu verpassen.

Nachdem wir wohl noch auf die Fortsetzung 2021 warten müssen, ist diese DVD/CD aktuell die beste Entschädigung in dieser Hinsicht und wer eine der Shows im letzten Jahr besuchen konnte, kann sich anhand dieser CD/DVD ein schöne Erinnerung holen, bzw. wer nicht, weiß jetzt, was er verpasst hat.

 

 

 

 

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