Wer intensiv und vehement seinen Traum verfolgt, darf sich nicht vom ersten kleinen Gegenwind unterkriegen lassen. Mit dieser Maxime zieht die taffe New Yorker Bluesrock-Sängerin Sari Schorr nun schon seit einigen Jahren durch die europäischen Lande und erntet offenbar endlich den Erfolg, der ihr zusteht. Nachdem die schwarzhaarige Blues-Lady vor knapp vier Jahren von der britischen Produzentenlegende Mike Vernon (Fleetwood Mac, Ten Years After, Chicken Shack, John Mayall, Eric Clapton) zu ihrem ersten Soloalbum "A Force Of Nature" eingeladen wurde und die Bluesrockgemeinde mit ihrer gewaltigen Powerröhre in kollektives Staunen versetzte, geht es stetig bergauf. Gegenwind? Momentan eher wenig.
Das von charmantem architektonischen Flair umwehte Dortmunder "Musiktheater Piano" durfte sich am Donnerstagabend von der sprichwörtlichen Naturgewalt, die Sari 2016 mit ihrem Solodebüt so keck in den Raum stellte, überzeugen und wurde wahrlich nicht enttäuscht.
Eine ansehnliche Schar neugieriger Bluesrockjünger hatte sich also versammelt, um diesem clever und kurzweilig durchmischten Songkatalog aus Schorrs Debütalbum und ihrem aktuellen, tatsächlich programmatischen Longplayer "Never Say Never" zu lauschen. Eines vorweg: die Erwartungen, die man an einen aufstrebenden Bluesrock-Act modernerer Prägung stellt, wurden beim Großteil des Publikums sicherlich erfüllt, wenn nicht gar übertroffen. Die deutlich wahrnehmbaren Reaktionen der Zuhörer gerieten ob dieser vorzüglichen Allianz aus Tradition und Moderne allzu unmissverständlich.
Sari Schorrs mitgereiste Band überzeugte mit tadelloser Versiertheit und hatte es faustdick hinter den Ohren. Insbesondere der beeindruckend gute Gitarrist Ash Wilson feuerte mit seinen geilen Duesenberg Gitarren einige ekstatische Soli in die Menge, die schließlich auch beim guten alten Willie Dixon Klassiker I Just Wanna Make Love To You das Eis brachen und das Publikum zu frenetischem Szenenapplaus anstachelte. Von diesem Zeitpunkt ging es dann eigentlich nur noch steil bergauf Richtung Glückseligkeit. Sari Schorr hatte sich längst warm und in Rage gesungen und selbst die zuvor recht ernst und konzentriert dreinschauenden Mat Beable (Bass), Stevie Watts (Keyboards) und der kolossale Drummer Roy Martin lächelten nun um die Wette und ergötzten sich an ihrer eigenen aufkeimenden Spielfreude und bestaunten das durchaus laszive Bühnengehabe ihrer stes lächelnden Chefin.
Auch wenn das Konzert samt zweier verdienter Zugaben erstaunlicherweise recht kurz geriet (nach knapp 80 Minuten war Schluss), hinterließ die Sari Schorr Band einen formidablen Eindruck und darf wohl zufrieden in eine verheißungsvolle Zukunft blicken. Denn wer schon selbst einem Tornado gleichkommt, hat mit gelegentlichem Gegenwind eh nichts am Hut.