Stonewall Noise Orchestra, Inmasa, Schorndorf, Manufaktur, 18.03.2009 |
Mitten in der Woche am Abend noch nach Schorndorf raus.aber was tut man nicht alles, um gute Musik zu hören. Und die gute alte Manufaktur lohnt auch immer wieder einen Abstecher, gibt es dort nicht nur ein ambitioniertes Programm mit Lesungen, Vorträgen, Filmen, Parties und natürlich jeder Menge Live-Musik, sondern auch im Gebäudekomplex integriert eine Kneipe mit vernünftigem Angebot zu ebensolchen Preisen. Entsprechend ist der Zuspruch an Jungvolk auch ziemlich ordentlich. Das Leben geht auch im Remstal weiter, das in letzter Zeit traurigerweise in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt ist (Winnenden ist ca. 10 km entfernt). Nach einer kurzen Umbaupause (die Jungs von INMASA waren wirklich fix beim Aufräumen) geben sich dann die fünf Protagonisten vom STONEWALL NOISE ORCHESTRA die Ehre. Schon optisch ist die Band aus Borlänge auf Grund ihrer Vielfältigkeit ein Genuss: während Bassist Jonas und Drum-Plauze Mr. Pillow nach finsterem Death Metal aussehen, wirkt Gitarrist Snicken wie aus einer Punk- oder Kick-Ass-Rock-Band importiert. Der ohne seine Wollmütze undenkbare zweite Gitarrist Jansson könnte auch bei einer psychedelischen Band mitspielen, nur der ständig hin- und her tigernde Singe sieht nach hartem Stoner Rock aus. Und auch musikalisch wurde ja auf dem letzten Release "Constants In An Ever Changing Universe" einiges an Abwechslung geboten: von Doom und Mainstream-Stoner der Marke MONSTER MAGNET, über psychedelischen 70er-Jahre Rock bis hin zu Folk- und Industrialsounds schnürte man ein griffiges, schön kickendes Paket. Die Setlist für den heutigen Abend berücksichtigt natürlich in erster Linie das noch relativ frische letzte Album und legt vor allem Wert auf die heftigeren Kracher. Songs wie Skyscraper Moment, Venus Travel Agency oder Sideshow Messiah sind mit ihrer Eingängigkeit und ihrem knalligen Groove natürlich wie geschaffen für die Bühne. Die leiseren Töne und psychedelischeren Momente bleiben (leider) fast gänzlich aus, es dominiert die feiste Rockshow, was aber bei einem Gig auf ungewohntem Terrain verständlich ist. Zumal auch die Abgeh-Nummern ja nicht Standardware der Marke "Sicher" sind, sondern durch die Bank großartige Kompositionen, die geeignet sind, schnell Herz, Bauch und Hirn des Hörers zu erobern. Mittelpunkt ist der famose Singe (was für ein Name als Sänger), der souverän alles im Griff hat und ab und zu seine Gitarristen verspottet, weil die schon wieder stimmen müssen. Die bieten auch eine ganz gute Show: Jansson eher als breitbeiniger Rockposer, während der barfuss auftretende Snicken immer mal wieder gerne ein paar Pirouetten und Kreisel einstreut. Die Rhythmussektion verrichtet einen unauffällig guten Job, so dass es von dieser Seite nichts zu meckern gibt. Leider war die Abmischung insgesamt einen Tick zu laut. Ich war ganz froh, weit vorne an der Bühne zu stehen, um fotografieren zu können, denn weiter hinten im Saal war es (auf Grund der von der Decke herabhängenden Lautsprecher) noch einiges lauter. Das Publikum war, abgesehen von einer Handvoll Die-hard-Fans in der ersten Reihe eher abgeklärt, was aber ja bei Stonerkonzerten (und im Schwäbischen gleich zweimal) die Regel ist und daher die Band nicht weiter beeinträchtigte. Vom noch etwas stärker in den 70ern fußenden Debütalbum gab es Superfortress, As My Sun Turns Black und Broken Pills zu hören und nach den furiosen Clone Baby und Dynamo war nach einer guten Stunde erst einmal Schluss, allerdings war die Band genau so schnell zur Zugabe wieder auf der Bühne, wie sie zuvor entschwunden waren (es sah erst so aus, als sei Jansson etwas stinkig, so fix war der weg - aber er stand dann als erster wieder bereit). Mit einer geballten Ladung saftigem, stonergrundiertem Rock, der in der Liveversion noch eine Schippe Härte hinzu erhielt, hat sich das STONEWALL NOISE ORCHESTRA auch im Remstal einige neue Freunde erschlossen, wie nach dem Konzert allenthalben zu hören war. |