Sean Rowe Madman, Anti/Indigo, 2014 |
Sean Rowe | Vocals, Guitar, Bass | |||
Troy Pohl | Guitar, Keyboard, Moog | |||
Chris Kyle | Guitar | |||
Ben Campbell | Upright Bass, Bass | |||
Chris Carey | Drums, Percussion, Organ, Bass, Piano | |||
Chris Weatherly | Trumpet, French Horn | |||
Jeff Nania | Baritone sax | |||
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01. Madman | 07. Done Calling You | |||
02. Shine My Diamond Ring | 08. The Real Thing | |||
03. Desiree | 09. Razor Of Love | |||
04. The Game | 10. My Little Man | |||
05. The Drive | 11. Looking For The Master | |||
06. Spiritual Leather | 12. It Won't Be Long | |||
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Es klingt romantisch. Sean Rowe, der Musiker als Wanderer, der den Großteil des vergangenen Jahres damit zubrachte, von Tür zu Tür zu ziehen und seine Musik in den Wohnzimmern fremder Menschen zu spielen. Es scheint ursprünglich und intensiv und sicher ist es auch so, im Moment des Konzerts.
Der eigenbrötlerische Romantizismus des Wohnzimmerkonzertes verwäscht etwas, wenn man auf Rowes Homepage genau so gut Führungen zum Thema essbare Wildpflanzen, signierte Gitarren (oder Alben), Rowes Jacke, Schweizer Taschenmesser und sogar Scherzanrufe erwerben kann. Der Künstler in seiner Zeit. Profan, aber auch ehrlich – irgendwo muss das Geld für ein selbst produziertes neues Album schließlich her kommen.
"Madman" ist stark beeinflusst von Rowes Live-Auftritten. Konzerte in eben jenen Wohnzimmern und kleinen Clubs haben ihn gelehrt, dass es auch einfach geht, so lange das Herz spricht.
Hat er noch beim Vorgänger "The Salesman And The Shark" Songs geschrieben, bei denen man aus einem einzigen auch drei hätte machen können, ist nun eine wunderbar einfache Struktur in den Stücken, weniger Fracht mehr Fokus. Auch klingt Rowes drittes Album wieder leichtfüßiger und weniger dramatisch.
Zwar hat beim titelgebenden ersten Stück das Larmoyante noch Oberhand. Aber Rowe reißt sofort die Leine und stampft mit einem schweren, treibenden Blues weiter (My Diamond Ring), steigert sich sogar noch zum beinah Beschwingten (Desiree).
Jede Entspannung und Schwermut, die sich auftut, wird alsbald wieder eingerissen. Beinah forsch rockend kommt The Real Thing angerollt, mit einem Refrain bei dem Rowe sein Timbre voll zur Geltung bringt. Überhaupt – diese Stimme! Bevor der Zuhörer schließlich sanft entschlummert, wird er noch einmal rausgerissen. "Nobody Sleeps Tonight" heißt es im vorletzten Stück Looking For The Master, das seine starken Percussions regelrecht zelebriert. Am Ende entschwebt man dann in Ruhe und Gelassenheit mit dem träumerischen It Won't Be Long.
Die Wiederentdeckung einer alten Leidenschaft für Blues und Soul hat Sean Rowe eine neue Richtung gezeigt. Es ist mehr Licht und Luft zwischen den Zeilen, neben ruhigen Szenen ist plötzlich größere Beschwingtheit in der Musik. Ein Wohnzimmerkonzert mit diesen Songs beeindruckt ohne Frage nachhaltig. Und das ganze Online-Geschäft kann schließlich auch so betrachtet werden: Rowe verkauft seine Musik, sein Wissen und vielleicht ein bisschen seine Seele. Aber schön klingt's.