Shawn Colvin Uncovered, Universal Music, 2015 |
Shawn Colvin | Vocals, Acoustic Guitar | |||
Glenn Fukunaga | Bass | |||
Mike Meadows | Percussion | |||
David Boyle | Keyboards | |||
Milo Doering | Pedal Steel, Lap Steel, Mandola | |||
Steuart Smith | Guitars, Keyboards, Bass | |||
David Crosby, Marc Cohn | Vocals | |||
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01. Tougher Than The Rest | 07. Heaven Is Ten Zillion Light Years Away | |||
02. American Tune | 08. Gimme A Little Sign | |||
03. Baker Street | 09. Acadian Driftwood | |||
04. Hold On | 10. Lodi | |||
05. I Used To Be A King | 11. Not A Drop Of Rain | |||
06. Private Universe | 12. 'Til I Get It Right | |||
Von den Songs anderer Künstler kann man jede Menge lernen. Vieles fließt über die Jahre - bewusst oder unbewusst - in den persönlichen Songwriting-Stil ein und hinterlässt vage oder auch deutlichere Spuren. Jeder profitiert von jedem. Bei einer gestandenen Songschreiberin wie Shawn Colvin sieht das natürlich nicht anders aus.
Die inzwischen 59-jährige Sängerin und Gitarristin startete ihre Karriere einst in den Coffee Houses und Clubs rund um Austin als wissbegierige Interpretin von Fremdtiteln, ehe sie in den mittleren Achtziger Jahren als Backing Vocalist bei Suzanne Vega einen Fuß ins große Business setzte und 1989 schließlich ihr erstes Soloalbum "Steady On" veröffentlichte.
Seitdem ist mehr als ein Vierteljahrhundert vergangen. Colvin schreibt inzwischen mehr oder weniger ausschließlich ihre eigenen Songs und durfte sich 1996 sogar über eine Grammy-Auszeichnung für ihren folkigen Pop-Song Sunny Came Home freuen. Doch zwischendurch, genauer gesagt 1994 erinnerte sie sich erstmalig an ihre Wurzeln und produzierte gemeinsam mit Steuart Smith eine anhörenswerte Sammlung ihrer frühen Inspirationsquellen. Dort fand man beispielsweise adaptierte Fremdtitel von Autoren wie Steve Earle, Tom Waits, Sting, Bob Dylan und Greg Brown.
Heute, einundzwanzig Jahre später, legt die gereifte und völlig in sich ruhende Shawn Colvin mit "Uncovered" ein weiteres Album voller Wegweiser vor. Erstaunlicherweise kapriziert sich ihre Sammlung bis auf die Kathleen Brennan/Tom Waits Komposition Hold On nur auf männliche Songschreiber.
Die erneute Zusammenarbeit mit dem geschmackvoll agierenden Eagles-Tourgitarrist Steuart Smith führt den Hörer zu meist sehr entschlackten, quasi aufs Grundgerüst reduzierte Interpretationen von Bruce Springsteen, Paul Simon, Graham Nash, Stevie Wonder, John Fogerty, Neil Finn, Robbie Robertson und Robert Earl Keen Jr. Songs. Hie und da ein wenig Percussion, ansonsten reichlich Gitarren und gesangliche Unterstützung von Meisterkehlen wie David Crosby und Marc Cohn.
Lang gereifte Lieder, die aus der weiblichen Sicht natürlich per se einen anderen Blickwinkel offenbaren und mitunter völlig anders klingen als im Original. Als gutes Beispiel dürfte wohl die Adaption des guten alten Gerry Rafferty Pop-Klassikers Baker Street herhalten, der sowohl in Sachen Tempo und Arrangement zu neuem Leben erweckt wird.
"Uncovered" klingt zunächst etwas unspektakulär, wächst aber stetig und geht auf Dauer ziemlich tief rein. Shawn Colvin beweist mit ihrer unverwechselbaren Stimme und ihrem ausgefeilten Gitarren-Picking einmal mehr die zeitlose Klasse solcher Kompositionen wie Acadian Driftwood (The Band), Not A Drop Of Rain (Robert Earl Keen Jr.), American Tune (Paul Simon) und Tougher Than The Rest (Bruce Springsteen). Ein prima Album, dass man als Singer-Songwriter Fan nicht verpassen sollte.