Shelby Lynne

Suit Yourself

( English translation by Google Translation by Google )

CD-Review

Reviewdatum: 03.07.2005
Jahr: 2005

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Redakteur(e):

Frank Ipach


Shelby Lynne
Suit Yourself, Capitol Records, EMI, 2005
Shelby Lynne Vocals, Guitar
Michael Ward Guitars
Robby Turner Pedal Steel, Dobro, Mandolin
Brian Harrison Bass
Bryan Owings Drums
Benmont Tench Keyboards
Tony Joe White Guitar, Harmonica
Produziert von: Shelby Lynne Länge: 44 Min 47 Sek Medium: CD
1. Go With It7. You And We
2. Where Am I Now8. Johnny Met June
3. I Cry Everyday9. You Don't Have A Heart
4. You're The Man10. Iced Tea
5. Old Times Sake11. Sleep
6. I Won't Die Alone12. Rainy Night In Georgia

Da hat doch unser Hemdenfetischist Jürgen von der Lippe einst ein gutes Händchen bewiesen, als er anno 2000 die seinerzeit in Deutschland völlig unbekannte Shelby Lynne in seine "Geld oder Liebe"-Show einlud, um ihr neues Album zu promoten.
Ironischerweise hatte Shelby zu diesem Zeitpunkt schon sechs Alben in den Staaten veröffentlicht und sich als stimmkräftige und hübsche Blondine in den mittleren Rängen der (New-)Country-Charts platziert.

Da sich Shelby während ihrer Nashville-Jahre in ihrem musikalischen Selbstverständnis kaum weiterentwickeln konnte, kam es dann 2000 tatsächlich zu so etwas wie einer Wiedergeburt mit dem eingangs angerissenen Album "I Am Shelby Lynne". Witzigerweise heimste die blonde Schönheit in ihrem Heimatland dafür noch einen Grammy für den "Best New Artist" ein. Ironie des Schicksals.
Jedenfalls öffneten sich ein paar Türen für Shelby, die es ihr heutzutage ermöglichen, mehr oder weniger das zu tun was ihr gefällt. Der in 2001 gescheiterte Versuch, mit "Love, Shelby" ein noch grösseres Publikum im Mainstream-Segment für sich zu gewinnen, hat sie dann wohl genügend geläutert, um sich 2003 mit dem mehr als respektablen "Identity Crisis" zurückzumelden.
Dass sie ihre vermeintliche Krise mit diesem selbstproduzierten Album überwand, steht ausser Zweifel. Die bereits in all den Jahren zuvor angedeutete Liebe zu den musikalischen Wurzeln ihrer Heimat, Blues, Country, Folk und Soul, manifestierte sich hier in einer völlig unverfälschten Präsentation ihrer Stärken. Die glattpolierte und anbiedernde Unentschlossenheit ihres Vorgängeralbums wich einer stringenten und auf keinerlei Chartnotierung schielenden Selbstpositionierung.

Zugegebenermassen steht Shelby dies auch am Besten und auf ihrem aktuellen Longplayer "Suit yourself" (was soviel bedeutet wie "Sei Du selbst") verfolgt sie den eingeschlagenen Weg ohne Scheuklappen weiter.
Wieder in Eigenverantwortung produziert, mit überaus kompetenten Musikern eingespielt (u.a. Michael Ward, bekannt durch seine Giarrenarbeit für John Hiatt und WALLFLOWERS und Robby Turner, der vielbeschäftigte Pedal-Steeler) und klanglich auf's Allernötigste reduziert. Da hört man keinen produktionstechnischen Schnick-Schnack, keinerlei Effekthaschereien, so gut wie keine Overdubs (höchstens bei den Lynne-eigenen Backing-Vocals) und sieht sich einer 'direct-in-your-face'-Produktion gegenüber, wie sie schöner und echter kaum klingen könnte. Da sammelt die Lady schon mal massig Pluspunkte.

Und auch die selbstverfassten Songs sind von guter Qualität. Nur zweimal belehnt Shelby ihren Kumpel Tony Joe White, der ebenfalls als Gastmusiker ein wenig Akustikgitarre bzw. Mundharmonika spielt. Die beiden T.J. White-Titel gehören mit zum Besten was man sich in Punkto lässiger Eleganz vorstellen kann. Das freischwebende Old times sake hält dich mit seiner intensiven Stimmung vom ersten bis zum letzten Ton gefangen und das gute alte, als Track 12 verklausulierte Rainy night in Georgia, beweist einmal mehr die Klassikerfähigkeiten des in die Jahre gekommenen Brummbären Tony Joe White, der seine Komposition bei Shelby Lynne natürlich in allerbesten Händen weiss. Country-Soul at it's best.

Ansonsten entknotet Shelby mit ihrer einnehmenden Stimme auf "Suit yourself" gerne auch ihre Soul-und Rhythm'n'Blues-Wurzeln (I cry everyday und You don't have a heart) oder beschränkt sich auf völlig entschlackte Folk-Kleinode wie die brillianten Johnny met June (Johnny und June Carter Cash gewidmet) und Sleep.
Ihre Country-Vergangenheit bleibt trotz der gelegentlich einfliegenden Pedal-Steel eher eine kleine aber feine Randnotiz, denn der stets frische Atem der Soul-Music weht mit seinem flirrenden erotischen Hauch durch die Reihen und hinterlässt ein wohlig kribbelndes Gefühl.

Alles richtig gemacht, Shelby. "Suit yourself" offenbart die klar gezeichnete Selbstdarstellung einer endgültig emanzipierten Künstlerin. Diese Karriere wird noch andauern.

Frank Ipach, 03.07.2005

 

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