Silly

Zehn – Das Beste aus 10 Alben

( English translation by Google Translation by Google )

CD-Review

Reviewdatum: 07.10.2019
Jahr: 2019
Stil: Deutsch Rock/Pop
Spiellänge: 156:25
Produzent: Matthias Bell und Anne Thiemann

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Plattenfirma: Sony Music


Redakteur(e):

Epi Schmidt

Titel
CD 1:
01. Bataillon d'Amour
02. Josef & Maria
03. Schloßweißer Tag
04. Tausend Augen
05. Die Ferne
06. So 'ne kleine Frau
07. Liebeswalzer (für H. F.)
08. Die wilde Mathilde
09. Mont Klamott
10. Raus aus der Spur
11. Abendstunden
12. Verlorene Kinder
13. S.O.S.
14. Landekreuz auf meiner Seele
15. Über ihr taute das Eis
16. Tanzt keiner Boogie?
17. Der letzte Kunde
 
CD 2:
01. Bye Bye
02. Hurensöhne
03. Traumpaar
04. Asyl im Paradies
05. Wo bist du
06. Flut
07. Vollmond
08. Alles Rot
09. Ich sag nicht ja
10. Leg mich fest
11. Sonnenblumen (für Tamara)
12. Vaterland
13. Deine Stärken
14. Wo fang ich an
15. Deine Stimme
16. Zwischen den Zeilen
17. Kampflos
18. Regenbogenmond
19. Atme
Musiker Instrument
Tamara Danz Gesang
Thomas Fritsching Gesang, Gitarre
Mathias Schramm Bass
Manfred Kusno Keyboard
Ulirch Mann Keyboard
Mike Schlafmeier Schlagzeug
Ritchie Barton Keyboard, Gesang
Herbert Junck Schlagzeug
Uwe Hassbecker Gitarre, Violine
Jäcki Reznicek Bass
Anna Loos Gesang

Steigt man erst dieser Tage in die Materie von SILLY ein – sozusagen rückwirkend - , braucht das unter Umständen schon ein paar Anläufe. Ging zumindest mir so. Aber das würde den meisten so gehen, würden sie urplötzlich mit der NDW konfrontiert.

Ja, über 40 Jahre sind seit der Gründung der Band, damals noch als FAMILIE SILLY (Anglizismen ließ sich die DDR-Führung nicht so leicht unterjubeln), vergangen und mit der Wiedervereinigung, vor auch schon 30 Jahren, ist einiges an Kultur aus den neuen Bundesländern verschütt‘ gegangen. Dabei hatten SILLY sich SILLY, fast von Beginn an, einen besonderen Status erarbeitet. Zu gut traf die Band den Nerv von Zeit und Bevölkerung, als dass man sie ignorieren konnte und trotzdem wurde ihr, wo möglich, Steine in den Weg gelegt. Hintersinnige Texte mogelten sich an der Zensur vorbei und trugen die Träume ihrer Fans über alle Grenzen.

Klares Aushängeschild und auch heute noch unvergessen, war die Sängerin Tamara Danz. Mit ihrem ausdrucksstarken und oft expressiven Gesang, erinnert sie an Sängerinnen, wie Nina Hagen oder Ina Deter. Musikalisch und vor allem was die Sounds angeht, trug man natürlich dem Zeitgeist Rechnung und oft genug denkt man an bekannte Bands aus dem westdeutschen oder europäischen Kollegenkreis, wenn man diese Doppel-CD hört.

36 Songs - “Das Beste aus 10 Alben“ - hat man hier gebündelt und verweist damit gebührend – gesamtdeutsch gesehen – auf eine der wichtigsten deutschsprachigen Bands. Die es im übrigen in gewisser Weise noch gibt! Die aktuelle Besetzung, besteht zwar “nur“ aus Ritchie Barton, Uwe Hassbecker und Jäckie Reznicek, aber sie gibt es noch und Danz-Nachfolgerin Anne Lose hat zumindest Lippenbekenntnisse abgeliefert, dass sie noch dabei ist, wenn gewünscht und musikalische ihrem Anspruch genügend.

Der musikalische Anspruch, das hört man auf diesen Silberlingen, war bei SILLY durchgehend hoch. Ja, das hat teilweise einen sehr melancholischen Anstrich, das Umfeld und sicher auch Einflüsse aus osteuropäischen Staaten, mögen da durchaus ihren Anteil daran haben.

Eigentlich muss man diese (Rück-) Reise mit Tanzt keiner Boogie? beginnen, der funkigen Soul-Nummer von der gleichnamigen Debüt-LP. Bereits hier zeigt sich, dass da richtige Könner am Werk waren. Auch was den Sound angeht. Und Der letzte Kunde stammt ebenfalls vom Debüt und wer will, der kann hier durchaus Systemkritik finden. Was wahrscheinlich auch der Fall war.

Ist man damit, oder zumindest in jener Zeit und Ort aufgewachsen, hört man das sicher anders, als ein Westdeutscher wie ich in der heutigen Zeit. Trotzdem: Lässt man sich etwas darauf ein, kann man sich von dieser Musik durchaus etwas verzaubern und in eine andere Welt tragen lassen.

Songs wie Josef & Maria klingen sehr nach New Wave und Deutscher Welle. So verschieden war man damals anscheinend schon nicht. Schloßweißer Tag ist nicht so weit von dem entfernt, was SPLIFF damals gemacht haben. Oder Mont Klamott, ähnliches meine ich schon bei NENA gehört zu haben. Dass Die Ferne damals an der Zensur vorbei ging, wundert mich heute schon ziemlich. Oder auch Raus aus der Spur. Da kann man durchaus auch Botschaften zwischen den Zeilen lesen.

Tatsache ist, dass man mit Tamara Danz eine außergewöhnliche Frontfrau hatte, die der Band vielleicht zu mehr als Kultstatus hätte verhelfen können. Obwohl man mit Anne Loos 2006 eine Sängerin fand, die SILLY ihren eigenen Stempel aufdrückte, ohne den Grundcharakter zu verändern. Die Auszüge aus den Alben “Alles Rot“, “Kopf an Kopf“ sowie “Wutfänger legen davon Zeugnis ab.

Dennoch, Songs wie Hurensöhne oder Wo bist du, konnte wohl nur eine Tamara Danz so rüberbringen. “Zehn“ ist auch eine Hommage an diese beeindruckende Sänger, die 1996 viel zu früh verstarb.

 

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