Titel |
---|
CD 1: |
01. Bataillon d'Amour |
02. Josef & Maria |
03. Schloßweißer Tag |
04. Tausend Augen |
05. Die Ferne |
06. So 'ne kleine Frau |
07. Liebeswalzer (für H. F.) |
08. Die wilde Mathilde |
09. Mont Klamott |
10. Raus aus der Spur |
11. Abendstunden |
12. Verlorene Kinder |
13. S.O.S. |
14. Landekreuz auf meiner Seele |
15. Über ihr taute das Eis |
16. Tanzt keiner Boogie? |
17. Der letzte Kunde |
CD 2: |
01. Bye Bye |
02. Hurensöhne |
03. Traumpaar |
04. Asyl im Paradies |
05. Wo bist du |
06. Flut |
07. Vollmond |
08. Alles Rot |
09. Ich sag nicht ja |
10. Leg mich fest |
11. Sonnenblumen (für Tamara) |
12. Vaterland |
13. Deine Stärken |
14. Wo fang ich an |
15. Deine Stimme |
16. Zwischen den Zeilen |
17. Kampflos |
18. Regenbogenmond |
19. Atme |
Musiker | Instrument |
---|---|
Tamara Danz | Gesang |
Thomas Fritsching | Gesang, Gitarre |
Mathias Schramm | Bass |
Manfred Kusno | Keyboard |
Ulirch Mann | Keyboard |
Mike Schlafmeier | Schlagzeug |
Ritchie Barton | Keyboard, Gesang |
Herbert Junck | Schlagzeug |
Uwe Hassbecker | Gitarre, Violine |
Jäcki Reznicek | Bass |
Anna Loos | Gesang |
Steigt man erst dieser Tage in die Materie von SILLY ein – sozusagen rückwirkend - , braucht das unter Umständen schon ein paar Anläufe. Ging zumindest mir so. Aber das würde den meisten so gehen, würden sie urplötzlich mit der NDW konfrontiert.
Ja, über 40 Jahre sind seit der Gründung der Band, damals noch als FAMILIE SILLY (Anglizismen ließ sich die DDR-Führung nicht so leicht unterjubeln), vergangen und mit der Wiedervereinigung, vor auch schon 30 Jahren, ist einiges an Kultur aus den neuen Bundesländern verschütt‘ gegangen. Dabei hatten SILLY sich SILLY, fast von Beginn an, einen besonderen Status erarbeitet. Zu gut traf die Band den Nerv von Zeit und Bevölkerung, als dass man sie ignorieren konnte und trotzdem wurde ihr, wo möglich, Steine in den Weg gelegt. Hintersinnige Texte mogelten sich an der Zensur vorbei und trugen die Träume ihrer Fans über alle Grenzen.
Klares Aushängeschild und auch heute noch unvergessen, war die Sängerin Tamara Danz. Mit ihrem ausdrucksstarken und oft expressiven Gesang, erinnert sie an Sängerinnen, wie Nina Hagen oder Ina Deter. Musikalisch und vor allem was die Sounds angeht, trug man natürlich dem Zeitgeist Rechnung und oft genug denkt man an bekannte Bands aus dem westdeutschen oder europäischen Kollegenkreis, wenn man diese Doppel-CD hört.
36 Songs - “Das Beste aus 10 Alben“ - hat man hier gebündelt und verweist damit gebührend – gesamtdeutsch gesehen – auf eine der wichtigsten deutschsprachigen Bands. Die es im übrigen in gewisser Weise noch gibt! Die aktuelle Besetzung, besteht zwar “nur“ aus Ritchie Barton, Uwe Hassbecker und Jäckie Reznicek, aber sie gibt es noch und Danz-Nachfolgerin Anne Lose hat zumindest Lippenbekenntnisse abgeliefert, dass sie noch dabei ist, wenn gewünscht und musikalische ihrem Anspruch genügend.
Der musikalische Anspruch, das hört man auf diesen Silberlingen, war bei SILLY durchgehend hoch. Ja, das hat teilweise einen sehr melancholischen Anstrich, das Umfeld und sicher auch Einflüsse aus osteuropäischen Staaten, mögen da durchaus ihren Anteil daran haben.
Eigentlich muss man diese (Rück-) Reise mit Tanzt keiner Boogie? beginnen, der funkigen Soul-Nummer von der gleichnamigen Debüt-LP. Bereits hier zeigt sich, dass da richtige Könner am Werk waren. Auch was den Sound angeht. Und Der letzte Kunde stammt ebenfalls vom Debüt und wer will, der kann hier durchaus Systemkritik finden. Was wahrscheinlich auch der Fall war.
Ist man damit, oder zumindest in jener Zeit und Ort aufgewachsen, hört man das sicher anders, als ein Westdeutscher wie ich in der heutigen Zeit. Trotzdem: Lässt man sich etwas darauf ein, kann man sich von dieser Musik durchaus etwas verzaubern und in eine andere Welt tragen lassen.
Songs wie Josef & Maria klingen sehr nach New Wave und Deutscher Welle. So verschieden war man damals anscheinend schon nicht. Schloßweißer Tag ist nicht so weit von dem entfernt, was SPLIFF damals gemacht haben. Oder Mont Klamott, ähnliches meine ich schon bei NENA gehört zu haben. Dass Die Ferne damals an der Zensur vorbei ging, wundert mich heute schon ziemlich. Oder auch Raus aus der Spur. Da kann man durchaus auch Botschaften zwischen den Zeilen lesen.
Tatsache ist, dass man mit Tamara Danz eine außergewöhnliche Frontfrau hatte, die der Band vielleicht zu mehr als Kultstatus hätte verhelfen können. Obwohl man mit Anne Loos 2006 eine Sängerin fand, die SILLY ihren eigenen Stempel aufdrückte, ohne den Grundcharakter zu verändern. Die Auszüge aus den Alben “Alles Rot“, “Kopf an Kopf“ sowie “Wutfänger legen davon Zeugnis ab.
Dennoch, Songs wie Hurensöhne oder Wo bist du, konnte wohl nur eine Tamara Danz so rüberbringen. “Zehn“ ist auch eine Hommage an diese beeindruckende Sänger, die 1996 viel zu früh verstarb.