Simon Phillips Protocol III, Phantom Recordings/in-akustik, 2015 |
Simon Phillips | Drums | |||
Andy Timmons | Guitar | |||
Ernest Tibbs | Bass | |||
Steve Weingart | Keyboards | |||
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01. Narmada | 05. Amrita | |||
02. Imaginary Ways | 06. Circle Seven | |||
03. Outlaw | 07. You Can't But You Can | |||
04. Catalyst | 08. Undercover | |||
So schade es auch sein mag, dass Simon Phillips nicht mehr gemeinsam mit TOTO spielt, so schön ist es doch, ihn wieder mit seinem Herzensprojekt PROTOCOL am Start zu sehen. Und, es kommt nicht überraschend: "Protocol III" wirkt kaum weniger aufregend, anregend und abenteuerlich als sein Vorgänger "Protocol II". Die gewohnt hochkarätigen Musiker um den genialen Simon Phillips, agieren auf dem höchsten Niveau, sowohl was die technische, kompositorische, dynamische und emotionale Ebene angeht. Das klingt in den Ohren eines Jazz-Rock bzw. Fusion-Fans umwerfend gut und lässt einen so manches Mal nur noch staunend und von Gänsehaut überrumpelt zurück.
Simon und seine Kumpanen Andy Timmons (Gitarre), Ernest Tibbs (Bass) und Steve Weingart (Keys) greifen hier zwar auf alte und ältere Titel zurück, die u.a. bis ins Jahr 1991 zurückreichen und auf irgendwelchen alten DAT-Cassetten in der Schublade schlummerten. Doch der Band gelingt es spielend, den Tracks mächtig den Staub aus den Ritzen zu blasen und sie so feurig und einfallsreich klingen zu lassen, als seien sie der letzte Schrei.
Vieles wurzelt in der guten, alten Fusion-Euphorie der Siebziger Jahre und geht zurück bis zu Miles Davis' 1970er "Bitches Brew" Irrwitz (Undercover). Die Band groovt selbst beim vertracktesten Metrum so leichtfüßig, dass einem schwindelig vor Ehrfurcht wird. Saitenmagier Andy Timmons, der für meine Begriffe in die Top-Five der allerbesten Gitarristen gehört, durchquert ein wahnwitziges dynamisches und melodisches Spektrum. Man höre nur sein eigenes, sehr rockbetontes Outlaw, wo er mit ähnlicher Wucht und Vehemenz agiert wie Steve Lukather oder das zärtliche Amrita, das ihn als ausgewiesenen Freund harmonischer Freudentänze à la Larry Carlton ausweist. Der Spontanietät sind keine Grenzen gesetzt, wenn sich die kompakt interagierende Combo an die ursprünglich für Mike Stern komponierte Nummer You can't but you can heranmacht und Andy Timmons seinem persönlich gefärbten Saitenzauber ein paar akzentuierte Mike Stern meets Steve Khan Vibes beimengt. Und obendrein entzückt Mr. Weingarts herrliches und feingliedriges Fender Rhodes Piano mit beachtlichen Soloausflügen.
Für Fusion- und Jazz-Freaks dürfte "Protocol III" wohl als eines der Highlights des laufenden Jahres in die Annalen eingehen. Vier ausgesprochene Meistermusiker gemeinsam voll auf Kurs. Kurzweiliger und spannender geht's kaum. Ein Spitzenalbum.