Simple Minds

Street Fighting Years (Deluxe Expanded Edition)

( English translation by Google Translation by Google )

CD-Review

Reviewdatum: 07.03.2020
Jahr: 2020
Stil: Pop
Spiellänge: 136:37
Produzent: Trevor Horn & Stephen Lipson

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Plattenfirma: Universal Music

Promotion: Promoteam Schmitt &Rauch


Redakteur(e):

Marc Langels


s. weitere Künstler zum Review:

Fish

Peter Gabriel

Marillion

Titel
Disc 1:
01. Street Fighting Years
02. Soul Crying Out
03. Wall Of Love
04. This Is Your Land
05. Take A Step Back
06. Kick It In
07. Let It All Come Down
08. Mandela Day
09. Belfast Child
10. Biko
11. When Spirits Rise
 
Disc 2:
01. Belfast Child (Edit)
02. Mandela Day (Edit)
03. This Is Your Land (Edit)
04. Saturday Girl
05. Year Of The Dragon
06. This Is Your Land (DJ Version)
07. Stick It In (Edit)
08. Waterfront (‘89 Remix)
09. Big Sleep (live)
10. Kick It In (Unauthorised Mix)
11. Sign O‘ The Times (Edit)
12. Let It All Come Down (Edit)
13. Sign O‘ The Times
14. Jerusalem
15. Sign O‘ The Times (C. J. Mackintosh Remix)
Musiker Instrument
Jim Kerr Gesang
Charlie Burchill Gitarre
Michael MacNeil Piano, Keyboards & Akkordeon
Gastmusiker:
Manu Kathcé Schlagzeug
Stewart Copeland Schlagzeug
Mel Gaynor Schlagzeug
John Giblin Bass
Stephen lipson Bass
Lisa Germano Violine
Lou Reed Gesang

Fällt der Name SIMPLE MINDS, dann denkt nahezu jeder Musikfan zunächst an Don‘t You (Forget About Me), den Hit, der die schottische Band beinahe über Nacht zu weltweiten Pop-Stars machte, aber es nicht auf eines der regulären Alben geschafft hatte sondern auf dem Soundtrack zum Kult-Film “Breakfast Club“ erschien. Dabei hatten Jim Kerr, Charlie Burchill & Co. schon auf “Once Upon A Time“ mit Alive And Kicking, Sanctify Yourself oder All The Things She Said angedeutet, zu was für Pop-Hymnen sie fähig waren. Damit war ihnen zudem das dritte Nummer 1-Album in ihrer britischen heimat gelungen - und diesem hohen Anspruch mussten die SIMPLE MINDS dann auch auf dem Nachfolger gerecht werden.

Dabei standen die Arbeiten nicht unter dem günstigsten Stern: die Band war zu einem Trio zusammengeschrumpft, bestehend aus Jim Kerr, Charlie Burchill und Michael MacNeil. Im Studio erhielten sie daher für Bass- und Schlagzeugaufnahmen prominente Unterstützung von unterschiedlichen Gästen, darunter Manu Katché von Peter Gabriels Band sowie der einstige POLICE-Schlagzeuger Stewart Copeland. Aber nicht nur personell hatte sich etwas verändert, auch als Persönlichkeiten hatten sich die Musiker weiterentwickelt, etwa durch ihre Zusammenarbeit mit der Menschenrechtsorganisation Amnesty International. Die Musiker präsentieren sich sehr viel reifer und auch in Sachen Songwriting hatten sie offensichtlich noch einmal einiges dazugelernt. Das Ergebnis waren qualitativ ausgereifte Kompositionen.

Denn die Lieder auf “Street Fighting Years“ klingen schon rein akustisch ernsthafter, reflektierter und erwachsener. Das liegt natürlich auch daran, dass sie zu Jim Kerrs Texten passen mussten, die ebenfalls sehr viel reifer waren und entsprechend performt wurden. Damit erinnert mich das Album in gewisser Weise an “Misplaced Childhood“ von MARILLION, das auch einen entwicklungstechnischen Quantensprung in der Entwicklung der Band dargestellt hatte. Im Gegensatz zu deren Frontmann FISH, der ja über seine Jugend sang, fand Jim Kerr überall in der Gesellschaft Inspiration für die Texte. Nicht nur in der britischen Politik fand er reichlich Missstände; auch die weltpolitische Spannung war auf einem Höhepunkt.

Kerr erinnert sich an die damalige Zeit: „Ich war damals 30 Jahre alt, und ich wollte über Belfast schreiben. Über Apartheid und auch über die Politik von Margaret Thatcher. Ich bin froh, dass ich das wollte.“ Tatsächlich ist die Themenpalette von “Street Fighting Years“ sehr breit gefächert: neben den Themen Apartheid (Mandela Day oder der Coverversion von Peter Gabriels Biko) geht es auch um Messerstechereien (der sehr persönliche Titelsong handelt vom Tod eines guten Freundes der Familie Kerr). Zudem werden die britische Kopfsteuer, die damals noch existente Berliner Mauer und Atom-U-Boote vor der Küste Schottlands thematisiert. Dabei thematisiert der größte Hit des Albums, Belfast Child, den grausamen Bombenanschlag von Enniskillen, bei dem elf Menschen getötet wurden.  Die Melodie basiert auf dem irischen Folksong She Moved Through The Fair, den Kerr wenige Tage nach dem Attentat gehört hatte. Dabei versucht er in Worte zu fassen, wie sich wohl die nordirische Bevölkerung fühlte und besonders diejenigen Menschen, die durch den Anschlag einen Angehörigen verloren hatten. Ein entsprechend berührendes und packendes Stück kam dabei heraus.

Während Songs wie Soul Crying Out (über die Thatcher-Regierung) und Let It All Come Down ähnlich tiefsinnig und gedankenvoll ausfielen, gab es auf dem insgesamt sehr reflektierten und fast schon meditativen Meilenstein andererseits auch Titel zu hören, die sehr viel druckvoller waren: Take A Step Back, Wall Of Love oder Kick It In. Gerade bei letzterem demonstriert Gitarrist Charlie Burchill eindrucksvoll sein Können. Zu den absoluten Album-Highlights zählt auch This Is Your Land, mit dem sich die Band den Jugendtraum erfüllte, mit ihrem größten Vorbild Lou Reed zusammenzuarbeiten. Oder auch Mandela Day, hier hatte Jerry Dammers (von THE SPECIALS) die Band gebeten, einen Song über den damals noch inhaftierten Nelson Mandela zu verfassen. Das Lied wurde binnen einer Stunde komponiert und am folgenden Tag bereits fertig aufgenommen.

Für die Band ein kreativer Höhepunkt, entpuppte sich „Street Fighting Years“ zudem auch als kommerzieller Erfolg. Allein die Tatsache ist beachtlich, dass die Singleauskopplung Belfast Child knapp sieben Minuten lang ist – und es trotzdem auf Platz #1 der UK-Charts schaffte (Deutschland Platz #3). Die einzigartige Mischung aus Zuversicht und Wehmut, Kritik und Optimismus, mit der das Album die Stimmung am Ende der turbulenten Achtziger auf den Punkt brachte, sicherte ihnen auch in Deutschland die Spitzenposition in den Albumcharts.

Gut drei Jahrzehnte nach der Originalveröffentlichung (das Album stammt aus dem Jahr 1989) erscheint nun die Neu-Auflage der “Street Fighting Years“. Die Neuauflage erscheint in einer Vielzahl von Formaten. Von Andrew Walters in den Abbey Road Studios neu klangtechnisch optimiert, punktet die Doppel-CD mit einer Bonus-Disc, die neben den Single-Edits noch B-Seiten, Alternativ-Versionen und 12“ Remixe vereint. Ähnlich wie bei der Wiederveröffentlichung von “Once Upon A Time“ findet sich hier aus meiner Sicht aber zu viel redundantes Material: gekürzte und editierte Versionen von Belfast Child, Mandela Day, This Land Is Your Land, Kick It In und Let It All Come Down sowie eine DJ-Version von This Is Your Land und einen 89er Remix des Klassikers Waterfront. Dazu gleich drei (!!!) Versionen des PRINCE-Klassikers Sign O‘ The Times.

Dann bleibt am Ende eigentlich wenig mehr als eine handvoll wirklich interessante Songs auf der Doppel-CD übrig, darunter das tolle Saturday Girl, bei dem Gitarrist Charlie Burchill für eine Menge Atmosphäre und Feeling sorgt. Daneben noch das instrumentale Year Of The Dragon, die Live-Version von Big Sleep und das sehr experimentell ausgefallene und erneut rein instrumentale Jerusalem. Das wird den echten Fan nicht wirklich überzeugen können. Der wird sich dann wohl eher für das Box-Set entscheiden, denn dabei erhält er neben der regulären und der Bonus-CD noch einen bislang unveröffentlichten Konzertmitschnitt aus Verona von 1989.  Das ist daher wohl die Version, die für das größte Interesse sorgen wird – und diejenige, die ich den Fans ans Herz legen würde.

 

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