Sir Collapse Walk To The Moon, Eigenproduktion, 2018 |
Lukas Küppers | Gesang | |||
Philipp Krach | Gitarre | |||
Dennis Özmen | Bass | |||
Martin Herrmann | Schlagzeug | |||
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01. Lower Principles | 07. Like Me | |||
02. Suitcase | 08. Too Late | |||
03. Mono Mantra | 09. Hey Ben | |||
04. One Man Show | 10. The Family | |||
05. Happy Planet Celebration | 11. Nine To Five | |||
06. The Great Escape | ||||
Immer mal wieder bekommen wie bei Hooked-On-Music die Anfrage einer Nachwuchs-Band, die uns ihr Album für eine Rezension anbietet. So auch im Falle von SIR COLLAPSE. Das noch junge Quartett aus Neuss und bietet nach einem bisher veröffentlichten Demo sowie einer EP nun auf seinem Debüt-Album einen Stilmix aus Grunge, Alternative-, Stoner- und Garage-Rock. Und wenn man erst einmal nur nach dem rein akustischen Eindruck geht, dann fällt es einem schwer zu glauben, dass es sich hier um eine Eigenproduktion handelt, hinter der keine Plattenfirma steht. Das spricht schon einmal dafür, mit wie viel Akribie und Mühe sich SIR COLLAPSE dem Aufnahmeprozess gewidmet haben.
Aber dieses „Aha“-Erlebnis ist nur von kurzer Dauer, denn dann wird der Hörer von den Kompositionen der Herren mit Anlauf in den Allerwertesten getreten. Energiegeladen knallt der Opener Lower Principles aus den Boxen. Ich erinnere mich noch, wie ich mir den Song zum ersten Mal (noch über die Bandcamp-Seite am Rechner) anhörte und mein jüngster Sohn sofort meinte: besprichst du die Band? Und mir auch schon klar war: ja, davon wollte ich die ganze CD hören! Das klang vertraut wie NIRVANA oder vielleicht frühe FOO FIGHTERS, aber doch auch neu und mitreißend. Das folgende Suitcase erinnert mich an die glorreichen Zeiten von BUSH. Aber bei allen großen Vorbildern klingen SIR COLLAPSE doch nie wie eine reine Kopie, sondern haben immer ihren eigenen Stempel, den sie der Musik aufdrücken.
Und so packend sind dann alle elf Kompositionen auf dieser Scheibe. Rau, voller Dynamik (die Band hat die Songs wirklich live im Studio eingespielt) und komplett authentisch (kleinere Fehler auf der Tonspur wurden nicht ausgebügelt, alle Effekte wie Kinderrassel und Eieruhr wurden selbst aufgenommen und stammen nicht aus einem Tonarchiv). Das – sehr gelungene – Artwork stammt von einem Freund der Band und passt wie die Faust aufs Auge der Musik und rundet das rundum überzeugende Erscheinungsbild perfekt ab. Hier ist alles mit viel Liebe und Herzblut gemacht, sowohl bei der Musik als auch bei der „Verpackung“.
“Walk To The Moon“ war sicherlich kein lockerer Spaziergang für die Band, aber die Mühen, Strapazen und zahllosen Stunden im Proberaum, auf den Bühnen und auch im Studio haben sich hier wahrlich mehr als nur gelohnt. Das Quartett legt hier ein Debüt vor, das alle internationalen Standards locker erfüllt. Auch wenn die Hochzeit des Grunge und Alternative Rock schon einige Jahre zurückliegt, so sollte ein qualitativ so hochwertiges und abwechslungsreiches Werk alleine auf Grund seiner unbestreitbaren Qualitäten für ein gehöriges Beben in der Szene sorgen. Ich bin mir sicher: kämen SIR COLLAPSE aus Seattle oder aber aus Großbritannien würde die dortige Presse schon von der „nächsten großen Rock-Band“ sprechen – und das eben auch gar nicht mal unverdient. Ich ziehe auf jeden Fall meinen Hut vor SIR COLLAPSE.