No Good Deed, Moss Rose Records, 2008 | ||||
Mike Estes | Vocals, Guitars, Mandolin, 6-String Bass | |||
Chris Walker | Guitars | |||
Luke Bradshaw | Bass | |||
Kurt Pietro | Drums, Percussions | |||
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01. Better Than I Should | 06. Whiskey, Cocaine And Blues | |||
02. High Price Of Low Livin' | 07. Me And The Devil Himself | |||
03. Enough Of Nothin' | 08. Too Much | |||
04. Just Me | 09. Miss Fortune | |||
05. Straight Shooter | ||||
Gelegentlich muss man sich immer wieder zu Gemüte führen, wie oft der gute, alte Southern-Rock bereits totgeredet und -geschrieben wurde. Allen Unkenrufen zum Trotz werden beständig junge, frische Bands aus den unerschöpflichen, kreativen Weiten der US nach oben gespült. [Leider sind die meisten von ihnen ebenso schnell wieder weg vom Fenster.] In den letzten Jahren meldet sich nun vehement die Ü50-Fraktion zurück, die Überlebenden der beiden Gründer-Generationen. Das Internet und die neuen Vertriebsmöglichkeiten machen möglich, was früher nahezu undenkbar war. Da hieß es immer nur: "They'll never come back!"
Hier und heute liegt mir Mike Estes' neueste Scheibe vor. Jener stand eigentlich nie in der ersten Reihe - am auffallensten war vielleicht sein kurzer Auftritt bei LYNYRD SKYNYRD. Nun will er mit SKINNY MOLLY versuchen, in der Szene wieder Fuß zu fassen.
Die Historie von SKINNY MOLLY ist auch in erster Linie eine von Mastermind Mike Estes. 1993 kam er als Ersatz für den gefeuerten Randall Hall zu SKYNYRD, um 1995 selbst Opfer der kompromisslosen Personalpolitik Gary Rossingtons zu werden. Es folgte mit DRIVIN' SIDEWAYS ein kurzer Auftritt im erweiterten Dunstkreis des neuen Country-Rocks mit einem recht ordentlichen Album. Danach kam er mit MOLLY HATCHETs Dave Hlubek und Kumpel Kurt Pietro (Drums), heute ebenfalls bei SKINNY MOLLY, zusammen. Man nannte sich hoffnungsvoll BRAVE NEW SOUTH, aber auch aus dieser Zusammenarbeit ist außer der (guten) Debüt-Scheibe wenig zählbares hervorgegangen. 2005 stieg Hlubek wieder bei seiner Stammband MOLLY HATCHET ein, um -wie viele Fans höhnisch bemerkten- den Anstandskasper für den Sonnenkönig Bobby Ingram zu spielen .... und dies war die Geburtsstunde von SKINNY MOLLY. Man tourt zwar fleißig und kam dabei bis in die UK und nach Schweden - veröffentlichte Töne blieben allerdings Fehlanzeige.
Mit SKINNY MOLLY knüpft Mike Estes nun an sein BLEU LANE-Projekt an, dass leider nur eine Scheibe, die 2003er "Livin' My Rock'n'Roll Life", zeitigte. Gleich der Opener Better Than I Should rockt original wie .38 SPECIAL daher, aber genau das erweist sich als der "Pferdefuß" des Albums. Es gibt ja nicht wenige Southern-Rockfans, die 38 SPECIAL kaum mehr als einen lauwarmen Furz nachsagen und eine musikalische Orientierung an diesen Vorbildern dürfte das Durchstarten für SKINNY MOLLY nicht unbedingt leichter machen. Zuvieles an "No Good Deed" ist, bei allem erkennbaren handwerklichen Geschick, nicht sonderlich originell, das "Thunder & Lightning" fehlt. Better Than I Should ist für mich somit kein sonderlich glücklicher Start von "No Good Deed".
Jedoch gleich High Price Of Low Livin' wetzt diese Scharte wieder aus. Hätte Estes zu seinen SKYNYRD-Zeiten solche Songs beigesteuert, wäre es wohl kaum bei dem kurzen Intermezzo geblieben. Ein kerniger Southern-Rocker, dem es lediglich an den eingängigen Hooks mangelt. Enough Of Nothin' rockt munter weiter und macht Hoffnung auf mehr. Es folgt die obligatorische Ballade: Das Thema von Just Me ist allerdings bereits reichlich abgestanden. Ich fordere hiermit balladenfreie Zonen auf allen Neuerscheinungen im Southern-Rock ;-)) Straight Shooter ist da um Längen besser - das Riff bringt erstmals die Körperbehaarung in freudige Erregungszustände, allerdings läßt die Hook im Refrain zu wünschen.
Die beiden besten Nummern auf "No Good Deep" sind der typisch-schwerblütige Swamper Whiskey, Cocaine And Blues und das mit folkigen Elementen gespickte Me And The Devil Himself, die beide Appetit auf Nachschlag von SKINNY MOLLY machen. Leider kommt der in Form von zwei eher wenig inspirierten Songs, die zudem nicht so recht "rund" laufen wollen. Hier endet bereits die Achterbahnfahrt....
"No Good Deed" von SKINNY MOLLY ist besser als sein Ruf und deutlich über dem Durchschnitt anzusiedeln. Es fehlen halt die drei, vier "Killer", die daraus ein richtig starkes Album gemacht hätten. Schwach dagegen die Spieldauer von nur wenig mehr als einer halben Stunde. Ist die "Songdecke" denn derart dünn gewesen?? Da die Scheibe allseits zu fairen Preisen angeboten wird, mag der Freund klassischen Southern-Rocks jedoch gerne zugreifen.