Social Distortion

Sex, Love And Rock'n'Roll

( English translation by Google Translation by Google )

CD-Review

Reviewdatum: 01.12.2004
Jahr: 2004

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Redakteur(e):

Jürgen Ruland


Social Distortion
Sex, Love And Rock'n'Roll, Time Bomb Recordings, 2004
Mike Ness Guitar, Vocals
Jonny Wickersham Guitar
John Maurer Bass
Charlie Quintana Drums
Danny McGough B3 Organ
Produziert von: Cameron Webb & Mike Ness Länge: 41 Min 28 Sek Medium: CD
1. Reach For The Sky7. Winners And Losers
2. Highway 1018. Faithless
3. Don't Take Me For Granted9. Live Before You Die
4. Footprints On My Ceiling10. Angel's Wings
5. Nickels And Dimes11. Mommy's Little Monster (live)
6. I Wasn't Been To Follow

Im Song Highway 101 triffst du auf die Textzeile "Follow The Palm Trees Under The California Sun" und beim Blick aus dem Fenster erwartet dich eine düstere mit Schneeregen verhangene Landschaft.
Kann man da noch richtig fröhlich sein? An sich doch, sofern einem eine ordentliche Ladung Rock'n'Roll um die Löffel geblasen wird. Doch eben da weiß ich nicht so recht...
Das Album, welches Thema dieser Besprechung ist, habe ich nun bereits zum weiß-nicht-wie-vielten-Male gehört und noch immer frage ich mich, was man davon halten soll. Fakt ist, beim Abwasch läuft es häufig. Doch geht dieser dadurch schneller von der Hand? Und wenn ich eine Spülmaschine besäße, die das Modell "Jürgen" ablöst? Läuft die CD dann kaum noch auf der heimischen Stereoanlage? Fragen über Fragen...

Gewiss, acht lange Jahre sind seit "White Light White Heat White Trash" ins Land gegangen. Eine verdammt lange Zeit, in der nicht nur viel Wasser den Rhein heruntergeflossen ist, sondern auch etliche neue Alben diverser anderer Acts ans Tageslicht kamen. Zugegeben, die konnten besagtes "White..." nicht das gerade erwähnte Wasser reichen, aber man selber entwickelt sich halt eben auch weiter und sieht heute so manches mit anderen Augen (oder hört es mit anderen Ohren?).
Von verschwommenen Erinnerungen kann aber eigentlich nicht die Rede sein da das dreifache "White..." immer wieder im Schacht des gierigen Players landet. Und wie es der Zufall so will, da sitzt man beim gepflegten Pils neulich in der Essener Zeche Carl, wartet auf Dan Baird und seine Mannen, während das Album "Somewhere Between Heaven And Hell" (1992) aus den Boxen schallt.
Was ist Cold Feelings doch für ein genialer Song, herrlich einfach strukturiert, mit einem grandiosen, einprägsamen, groovigen Solo. Und so wartet man auf das Eintrudeln der Bestellung (der neuen SOCIAL DISTORTION! Bier gibt's an der Theke, keine Bedienung am Tisch!).

Ein paar weitere Pils sind getrunken, ein paar Tage mehr vergangen, und dann liegt "Sex, Love And Rock'n'Roll" endlich vor. Klischeehafter geht's nimmer... oder liegt das am oben erwähnten trüben Wetter? Meinetwegen im Mai...

Nach reichlich Durchläufen und gespülten Töpfen, Tellern und Tassen, versuche ich mal ein vorsichtiges Resümee hinzukriegen.
Das Album beginnt mit Reach For The Sky prächtig losrockend und klingt vielleicht nicht ganz so mächtig wie das Material auf "White...". Ist in Ordnung, das war eine reine Freude, auch für tolerante Hardrocker und wenn man zurück geht in Richtung Wurzeln, wird das akzeptiert. Also wieder mehr melodischer Punk mit Countryschlagseite.
Highway 101 stellt für mich DEN Höhepunkt des Longplayers dar. Prima eingesetzte Sologitarre, welche dem Song seinen besonderen Reiz verleiht. Diese countrymäßigen Einflüsse beherrschen SOCIAL DISTORTION wirklich perfekt und machen sie zu einer echten Institution in ihrem Genre.
Don't Take Me For The Granted wird zwar nach vorne treibend gespielt, aber das alleine reicht nicht. Hier fehlt das Außergewöhnliche der beiden Vorgängeralben, der Track rauscht an mir vorbei und fällt in die Kategorie "belanglos". Footprints On My Ceiling ist irgendwie weder Fisch noch Fleisch (selber anhören! Andere Meinungen werden gerne genommen!) und auch eher schwach. Daran ändert auch die dezente Orgel im Hintergrund nichts.
Nickels And Dimes rockt nicht übel, live mag das seine Wirkung haben... kurzes Intro, anschließend geht I Wasn't Been To Follow ziemlich gut ab und lässt Erinnerungen an "White..." auftauchen, sprich den Daumen nach oben zeigen.
Winners And Losers kommt eher besinnlich mit seinen nachdenklich wirkenden Soli daher, die ebenfalls wieder diesen Countrytouch besitzen. Faithless entpuppt sich als druckvoller Up-Tempo-Rocker. Kein brachialer Punk eben, sondern unverkennbar mit der bandtypischen Note versehen. Nicht schlecht der Track (heute!), 1996 wahrscheinlich trotzdem höchstens auf irgendeiner B-Seite gelandet.
Live Before You Die präsentiert sich als schneller kerniger Rocker und in einer Form die auf "Sex..." viel zu selten erreicht wird. Angel's Wings ist auch nicht unbedingt verkehrt, doch wiederum im Vergleich zu einem When The Angels Sing eher belanglos.
Den Bonus Track Mommy's Little Monster von der DVD "Live In Orange County" hätte man sich schlichtweg sparen können und besser irgendein anständiges Cover reingehauen.

Dave Jerden und Michael Beinhorn hatten den letzten Alben einen wahren Hammersound verpasst. Insbesondere "White..." konnte einen in wahre Freudentaumel versetzen. Cameron Webb hat gemeinsam mit Mike Ness das Ganze eher zurückgeschraubt. Ob bewusst oder nicht ist letztendlich egal, mir fehlt die Power. Nicht dass wir uns falsch verstehen, "Sex..." ist ein Album das ganz anständig rockt und sei jedem SOCIAL DISTORTION Fan empfohlen (die kaufen es ja wahrscheinlich eh alle), doch unterm Strich bleibt's eine kleine Enttäuschung.
Der zweite Gitarrist Dennis Danell starb plötzlich im Jahre 2000, der ex- DANZIG Drummer Chuck Biscuits ist mittlerweile auch ex-SOCIAL DISTORTION (sein mächtiges Drumming fehlt dem Album wahrlich) und so bleibt der Beigeschmack eines Mike Ness' Soloalbums.
Zufall, dass immer wieder "I" in den Texten erscheint? Man kann's interpretieren wie man will, ich will das Album nicht unnötig schlecht machen - was es wirklich nicht ist. Nur, nach acht Jahren hätte ich mehr erwartet als die vorliegenden zehn Tracks, die es nur mit dem unnötigen Bonus auf gerade einmal etwas über vierzig Minuten bringen.
Hoffentlich müssen wir nicht wieder so lange warten...

[An dieser Stelle sei noch der redaktionelle Hinweis erlaubt, dass man diesen Mann nun wahrlich nicht noch mal 8 Jahre auf eine Spülmaschine warten lassen darf. Frauen dieser Welt, bitte helft ihm! Schenkt ihm eine klitzekleine Spülmaschine, denn dann klappt es auch mit der Nachbarin]

Jürgen Ruland, 01.12.2004

 

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